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"ich lerne: gläser + tassen spülen": Briefe 1923?1956 (German Edition)

"ich lerne: gläser + tassen spülen": Briefe 1923?1956 (German Edition)

Titel: "ich lerne: gläser + tassen spülen": Briefe 1923?1956 (German Edition)
Autoren: Bertolt Brecht , Helene Weigel , Wolfgang Jeske , Erdmut Wizisla
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wenn wir alle zusammen wären! Die Geldkontrolle ist nicht schlimm. Hier könnte auch Sternberg billig leben, von Basel schreibt Brentano, es sei sündhaft teuer. 1 Übrigens: Höllering soll Alexander ein Exemplar der »Spitzköpfe« leihen und ihm sagen, daß der Text für eine englische Ausgabe umgestaltet werden könnte. 2 Und von Kiepenheuers Auslieferung brauche ich ein Exemplar »Kapital« von Korsch. 3
    Bitte schreib mir. Ich küsse Dich
    b
    Lugano, Hotel Bellerive
    Ich sehe jetzt, daß Wohnungsuchen eine ziemliche Arbeit war!
 
    1
 
Zu Fritz Sternberg vgl. Brief Nr. 40, Anm. 7.
2
 
Elias Alexander betreibt in London die literarische Agentur European Books Ltd. Er vermittelt den Vertrag zwischen Brecht und dem niederländischen Verlag Allert de Lange über den Dreigroschenroman . Eine erste Fassung des Vertrages wird Brecht am 10. Juli 1933 zugeleitet. Am 7. August schreibt Alexander, er habe zu seinem Erstaunen erfahren, Brecht habe direkt mit dem Verlag abgeschlossen. Er bitte um eine Bestätigung »der zwischen uns getroffenen Vertretungs- und Provisionsabmachungen«. Georg Höllering ist Produktionsleiter des 1932 entstandenen Films Kuhle Wampe oder Wem gehört die Welt? ; er emigriert über Wien nach London. Die Spitzköpfe und die Rundköpfe , später Die Rundköpfe und die Spitzköpfe , liegt seit Ende 1932 als Bühnenmanuskript bei Felix Bloch Erben vor.
3
 
Karl Marx, Das Kapital . Kritik der politischen Ökonomie. Berlin: Kiepenheuer, 1932, vgl. Die Bibliothek Bertolt Brechts , Nr. 2571. Der Philosoph Karl Korsch, der das Geleitwort zu dieser Ausgabe verfaßt, gehört seit 1928 zu Brechts engerem Bekanntenkreis.

Brecht reist nach Paris, arbeitet dort mit Kurt Weill am Ballett »Die sieben Todsünden« und erwägt die Stadt als möglichen Exilort. Weigel hat inzwischen bei der dänischen Schriftstellerin Karin Michaëlis eine Unterkunft auf der Insel Thurø organisiert.

61  Mitte April 1933; A: Paris, E: Carona, hs. (Privatbesitz)
    Liebe Helli,
    ich bin gut hergekommen und schon mitten in der Arbeit mit Weill. 1 Das wird, hoffe ich, schnell gehen. Wenn es klappt, bekomme ich von der Londoner Aufführung noch Tantiemen. – Hier ist es sehr warm, alles schon grün. Bekannte noch niemand getroffen. – Wohnungen sind billig, nur unmöbliert, morgen gehe ich mir welche ansehen. Wenn man wüßte, wieviel es kostet, die Möbel herzuschaffen? Die Stadt ist eben wenigstens groß, Kinos, Theater, Einwohner, Autos usw. Und auch Gelegenheit zu verdienen. Balletts, Film, Theater. Das Leben (Haushalt) sehr billig. Man müßte so im Oktober hergehen. – Geld hoffe ich sehr, Dir morgen schicken zu können. Spätestens übermorgen. (Der Geschäftsmann ist noch in London.) – Wie geht es Euch? Schade um die schönen Abende in Carona! Steff müßte Französisch lernen!
    Ich küsse Dich
    b
    Schreib mir!
    Hotel Splendide Etoile
 
    1
 
Mitte April 1933 reist Brecht von Carona aus für etwa eine Woche nach Paris, um mit Weill an dem Ballett Die sieben Todsünden der Kleinbürger zu arbeiten. Der Auftrag kommt von Edward James, einem vermögenden englischen Kunstliebhaber, der seiner Frau, der aus Deutschland emigrierten Tänzerin Tilly Losch, 1933 in Paris eine Auftrittsmöglichkeit mit der von Georges Balanchine und Boris Kochno begründeten Truppe Les ballets verschaffen will. Die Uraufführung findet am 7. Juni 1933 im Théâtre des Champs-Elysées statt, daran schließt sich vom 28. Juni bis zum 15. Juli ein Gastspiel im Londoner Savoy Theatre an. Die Choreographie stammt von Georges Balanchine, das Bühnenbild von Caspar Neher, die musikalische Leitung übernimmt Maurice de Abravanel.In den Hauptrollen treten Lotte Lenja, die Frau des Komponisten (Anna I ), und Tilly Losch (Anna II ) auf.

62  Billett, Mitte April 1933; A: Paris, E: Carona, hs. (Privatbesitz)
    Liebe Helli,
    unter den Briefen ist einer von Pappa. Darin steht die Züricher Adresse seines Vertreters. Dorthin kannst Du schreiben, wenn was Besonderes los ist. Aber vor allem schreib mir die Adresse nach Paris! Alles an Pappa oder Mari an G. Pfanzelt, Klauckestr. 20!
    Ich küsse Dich
    b 1
 
    1
 
Auf dem Brief notiert Helene Weigel »nach Carona«.

64  Postkarte, 19. Juni 1933; A: Paris, E: Thurø, bei Karin Michaëlis, hs. (Privatbesitz)
    Liebe Helli,
    ich fahre also Dienstag früh hier los. 1 Mit dem Gepäck mache ich es wie ausgemacht. Freue mich sehr auf Thurø. Gruß an Steff, Barbara, Mari, Ottwalts!
    Ich küsse
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