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Ich komme von Charlie!

Ich komme von Charlie!

Titel: Ich komme von Charlie!
Autoren: Carter Brown
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brummte ich.
    »Im Ernst.« Sie rümpfte
verächtlich die Nase. »Charlie weiß irgendein dunkles Geheimnis aus Eddies
Vorleben und erpreßt ihn .« Ihre Stimme war wieder
voller Enthusiasmus. »Ich wette, das ist’s! Eddie will jetzt nicht mehr zahlen,
und deshalb hat Charlie diesen gräßlichen Kerl
geschickt, damit der ihm droht — entweder in vierundzwanzig Stunden zahlen,
oder...«
    Ich winkte dem Barkeeper, mir einen frischen Martini zu bringen. Kates Glas stand nach wie
vor fast unberührt vor ihr auf der Theke. Dafür gab es einen offensichtlichen
Grund: Um trinken zu können, hätte sie ein paar Sekunden mit Reden aufhören
müssen; doch sie war zu hingerissen von ihrem eigenen Detektivspiel, um auch
nur zwischen ihren Sätzen einmal tief Luft zu holen.
    »Nun also — «, ihre Fingerspitzen
trommelten eine Weile ungeduldig auf die Theke, »was wissen wir über Eddies
Vergangenheit ?«
    »Nichts«, sagte ich
erwartungsvoll.
    »Hollywood !« antwortete sie mit triumphierender Stimme. »Vor etwa drei Jahren hat er diesen
Film gemacht .«
    »Der war lausig«, gab ich zu.
»Aber Sie können niemanden erpressen, weil er einen miserablen Film gemacht
hat. Sonst würden überhaupt keine Filme mehr gedreht .«
    »Er blieb ein ganzes Jahr lang
in Hollywood«, sagte Kate mit gedankenschwangerer Stimme. »Der Film war vier
Monate, nachdem er dorthin kam, fertig. Was hat er in der restlichen Zeit
gemacht ?«
    »Hat er nicht geheiratet ?«
    »Larry!« Sie starrte mich
liebevoll an. »Das hatte ich ganz vergessen! Natürlich hat er damals
geheiratet, aber wo steckt seine Frau jetzt ?«
    »Vielleicht bei Charlie«, sagte
ich. »Woher, zum Kuckuck, soll ich das wissen ?«
    »Wir müssen es herausfinden«,
sagte sie entschlossen. »Ich werde mich erkundigen .«
    »Warum fragen Sie nicht einfach
Eddie ?«
    Sie schauderte. »Ist das Ihr
Ernst ?«
    »Kaum«, sagte ich. »Der Gedanke
jagt mir ebenfalls eine Gänsehaut ein .« Ich warf ihr
einen Seitenblick zu und geriet erneut in Ekstase. »Ich hatte gerade eine
wunderbare Idee für einen neuen Sketch«, erklärte ich ihr mit heiserer Stimme.
»Da sind nun diese schöne Sängerin und dieser geniale Schriftsteller, beide zum
Abendbummel in der Stadt aufgeputzt, aber trotzdem sitzen sie zusammen in einer
miesen Hotelbar — das ist die Eröffnungsszene, mit einem kleinen Dialog, der
die Stimmung kennzeichnet. Dann sagt der Schriftsteller zu der schönen
Sängerin: >Ach, zum Teufel — wir wollen heute abend mal was erleben, Baby, und gehen in der Stadt bummeln .< Was halten Sie davon?«
    »Larry!« In ihrer Stimme lag
ein Unterton plötzlicher Eindringlichkeit, und dann packte sie mein Handgelenk
und zog es in Richtung ihres Gesichts.
    Ein kurzer Augenblick
ekstatischen Entzückens überkam mich, als mir klar wurde, daß sie aus dankbarer
Zuneigung ob meiner Einladung — wie hatte ich eine Sekunde annehmen können, sie
würde sich weigern — im Begriff war, meine Hand zu küssen. Selbst wenn sie so
verrückt nach mir war, fand ich, daß sie etwas Selbstachtung hätte bewahren
sollen.
    »Kate, Süße«, sagte ich mit
viel Wärme, »Sie brauchen nicht viel...«
    Ganz plötzlich wurde mir
bewußt, daß sie mein Handgelenk in etwa einem Viertelmeter Entfernung von ihren Augen hielt und mit einem Ausdruck schieren
Entsetzens auf meine Uhr starrte.
    »Sie Bestie !« sagte sie leidenschaftlich. »Warum haben Sie mir nicht gesagt, daß es schon
sieben vorbei ist? Mein Bekannter wartet seit einer halben Stunde in der Halle
auf mich !«
    Zwei einsame Drinks später ließ
sich ein kahlköpfiger Bernhardiner neben mir auf dem Barhocker nieder —
demselben, den Kate vor einer Viertelstunde als Abschußbasis für einen Raketenflug in die Halle benutzt hatte — und bestellte Wodka auf Eis.
    »Wie geht’s, Towarisch ?« fragte ich ohne
wirkliches Interesse.
    »Ich werde mich vielleicht
umbringen .« Boris Sliwka breitete sich über der Bar aus wie ein Leichentuch. »Ich werde wie Sackville;
ich habe die ganze Zeit über Fragen an mich selber gestellt. Wozu braucht er
mich, frage ich mich, wenn er bereits weiß, daß er die gesamte Show allein
produziert ?«
    »Wozu braucht er
Drehbuchautoren, Towarisch ?« knurrte ich. »Oder Schauspieler, Musiker, Sänger? Es ist die Eddie Sackville
Show. — Oder hast du das vergessen?«
    Boris nahm dem Barkeeper das
Glas weg, bevor dieser noch Zeit gehabt hatte, es vor ihn hinzustellen. Er
schluckte, als ob es sich um Eiswasser handelte, und gab dem
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