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Ich komme von Charlie!

Ich komme von Charlie!

Titel: Ich komme von Charlie!
Autoren: Carter Brown
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nahm behutsam die Hornbrille von Eddies Nase.
    »Charlie sagt, sein
Geduldsfaden sei gerissen«, flüsterte er mit kalter Stimme. »Sie hätten noch
vierundzwanzig Stunden Zeit, um zu blechen — danach kann alles
mögliche passieren, sagt Charlie .«
    Er ließ die Hornbrille auf den
Boden fallen und trat bedächtig auf jedes Glas.
    »Das sagt Charlie«, wiederholte
er für den Fall, daß Eddie noch immer nicht begriffen haben sollte, drehte sich
um und ging auf die Tür zu.
    Hal White hievte seine
zweihundert Pfund schwere, vorwiegend aus Tran bestehende Leibesfülle von der
Couch hoch und stampfte durchs Zimmer.
    »He«, gröhlte er streitlustig, »so was gibt's hier nicht !«
    »Warum nicht?« Der große Mann
blickte ihn mit mildem Interesse an.
    »Weil er Eddie Sackville ist,
deshalb !« In Hals hochtrabende Stimme kam, als er den
Mann genauer betrachtete, plötzlich ein unsicherer Unterton. »Ich meine — äh — , das gibt s hier eben nicht, das ist alles. Vielleicht
ist Ihnen bloß nicht klar, was für ein wichtiger Mann Mr. Sackville ist! Wenn
Sie...«
    »Jemand sollte der Welt einen
Gefallen tun und Sie in eine Blechbüchse zu Abschmierfett einschmelzen«, sagte
der Mann. »Auf die Art wären Sie noch zu was nütze, anstatt hier rumzustehen
und Ihr fettes großes Maul aufzureißen .«
    Es wurde plötzlich offensichtlich,
daß er das Reden satt hatte. Er legte die Innenfläche seiner Hand auf Hals
Gesicht und stieß zu. Allem Anschein nach steckte keinerlei Muskelkraft
dahinter, aber Hals massige Gestalt schlitterte rückwärts durchs Zimmer,
verzweifelt mit den Armen schlagend, während er versuchte, sein Gleichgewicht
wiederzugewinnen. Er prallte gegen die gegenüberliegende Wand. Der Bursche, den
Charlie geschickt hatte, steckte die Hände wieder in die Taschen und verließ
gemächlich das Zimmer, als ob er Unterhaltungen immer auf diese Weise beendete.
    Nachdem sich die Tür hinter ihm
geschlossen hatte, blieb eine Art betäubte Stille zurück, die nur teilweise
durch den nicht abreißenden Fluß von Obszönitäten ausgefüllt wurde, den Eddie,
auf dem Boden herumkriechend und blindlings mit den Händen nach seiner
zertretenen Brille tastend, von sich gab. Sein Kopf schlug gegen die
Tischkante, wodurch seine Perücke verrutschte; was ihn zu noch lauterem Fluchen
veranlaßte.
    »Wer — verdammt noch eins — war
denn das ?« fragte Neil LeFoe verdutzt.
    »Wer weiß ?« sagte Boris mit einer Art melancholischer Schadenfreude. »Vielleicht das Blutunterlaufene
Auge?«

ZWEITES KAPITEL
     
    V or einem halben Jahr hatte
Eddie es satt bekommen, niemals Leute in der Nähe zu haben, wenn er sie mitten
in der Nacht haben wollte; und so hatte er zwei ganze Stockwerke in einem Hotel
der Innenstadt gemietet und seine wichtigen Mitarbeiter im obersten Stock
installiert. Er selber begnügte sich mit dem Apartment für Hochzeitspaare und
benutzte die Zimmer im unteren Stock als Büros und als Probenräume. Zuerst
hatte ich gedacht, er sei übergeschnappt; aber dann meinte Hal White, daß das
von der Steuer abgezogen werden könne und ich besser täte, mich eben daran zu
gewöhnen, da, wo ich schlief, auch zu arbeiten.
    Aus meinem Schlaf wurde nicht
mehr viel, nachdem Charlies Bote die Konferenz gesprengt hatte, zumal kaum mehr
etwas von der Nacht übrig war. Gegen neun Uhr am nächsten Morgen saßen drei
weitere Drehbuchautoren auf meinem Bett, während ich Kaffee trank und wach zu
bleiben versuchte. Ein Blick in den Spiegel verriet mir, daß ich dem Manuskript
mit zwei blutunterlaufenen Augen bereits um Nasenlänge voraus war.
    Zwei Minuten nach drei Uhr
desselben Nachmittags überreichte ich Eddie das fertige Manuskript, und gegen
halb sechs hatte er es umgeschrieben. Ich mußte zugeben, daß uns ein paar
wesentliche Fehler unterlaufen waren, wie zum Beispiel der, daß für Frieda eine
fünf Sekunden dauernde Nahaufnahme vorgesehen war und Eddie dabei überhaupt
nicht in Erscheinung trat; und noch schlimmer, wir hatten Neil eine Zeile
zugedacht, die nicht gerade komisch war, ihm aber möglicherweise doch ein paar
Lacher eingetragen hätte. Wie Eddie ganz richtig bemerkte, arbeitete ich
schließlich lange genug bei ihm, um zu wissen, daß es sich um die Eddie
Sackville Show handelte.
    Nach der hastigen Routinearbeit
des Duschen-Rasieren-Umziehens fuhr ich im Aufzug ins Erdgeschoß des Hotels und
eilte in die Bar. Es war ein langer Vormittag gewesen, den wir über dem
Drehbuch verbracht hatten, und ein ebenso langer
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