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Ich Ich Ich - wir inszenieren uns zu Tode

Ich Ich Ich - wir inszenieren uns zu Tode

Titel: Ich Ich Ich - wir inszenieren uns zu Tode
Autoren: Jens Bergmann
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Playboy beim Plantschen in einem See ablichten ließen. »So sexy ist Frauenfußball«, jubilierte die Presse – nur den Kolleginnen der Nackedeis in der Nationalelf nutzte das nichts: Im Viertelfinale flogen sie raus.
    Schönheit hilft ungemein dabei, ins Rampenlicht zu kommen. Eine klassische Methode, sich dort festzusetzen, sind strategische Bindungen, also Ehen oder Affären mit bedeutenden Männern oder Frauen. Während sich früher kaum jemand für deren Anhang interessierte, sind manche Politikerfrauen heute bekannter als ihre Gatten. Man denke nur an Carla Bruni, die glamouröse Frau des ehemaligen französischen Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy. Das Gleiche gilt im Sport für manche sogenannte Spielerfrauen, wie zum Beispiel Victoria Beckham oder Sylvie van der Vaart.
    Wer es schafft, sich einen echten Superstar zu angeln, kann sich nicht nur zu dessen Lebzeiten in seinem Glanz sonnen, sondern sogar noch danach die Marke melken. Die Künstlerin Yoko Ono, Witwe von John Lennon, verkaufte unter anderem eine Replik der Brille (inklusive Blutspritzern), die er trug, als ihn der Attentäter Mark David Chapman am 8. Dezember 1980 in New York erschoss. Außerdem vermietete sie sein Lied »Real Love« zu Werbezwecken an eine Kaufhauskette und den Namen John Lennon an den Speiseeisfabrikanten Ben & Jerry’s (für die Sorte »Imagine Whirled Peace« mit kleinen Peace-Zeichen aus Schokolade).
Kostet am wenigsten Mühe: auf dem Trittbrett mitzufahren
    Umgekehrt erlaubt die strategische Bindung auch einflussreichen, aber fürs Bunte -Publikum an sich wenig interessanten Menschen den Eintritt in den Promi-Zirkus. So ist Wolfgang Reitzle der großen Öffentlichkeit weniger als Vorstandsvorsitzender des Dax-Konzerns Linde AG ein Begriff, sondern vor allem durch seine Ehe mit der Fernsehdame Nina Ruge. Auch der Bekanntheitsgrad von René R. Obermann, scheidender Chef der Deutschen Telekom, hat sich deutlich erhöht, seitdem er sich die TV-Frau Maybrit Illner anlachte. Und der hannoversche Unternehmer und Multimillionär Carsten Maschmeyer ist ganz außer sich vor Glück, seit er dank seiner Beziehung mit Veronica Ferres unentwegt über rote Teppiche laufen darf.
    Vielversprechend für weniger einflussreiche Möchtegern-Prominente ist das Trittbrettfahrerprinzip: Man verschafft sich Zugang zu Medienereignissen wie Filmfestspielen, Charity-Galas oder Promi-Hochzeiten und drückt sich dort herum, in der Hoffnung, entdeckt zu werden. Überaus elegant in dieser Rolle: Pippa Middleton, gelernte Event-Managerin und Schwester von Kate. Bei deren Hochzeit mit Prinz William rückte die Trauzeugin unter anderem ihr ansehnliches Hinterteil ins rechte Licht, stahl den Brautleuten fast die Schau und geistert seitdem als »Her Royal Hotness« durch die Medien.
    Wer weder schön noch reich oder einflussreich ist, muss den steinigen Weg wählen, um in die Öffentlichkeit zu gelangen. Zehntausende versuchen es durch Bewerbungen bei einer der zahlreichen Castingshows im Fernsehen. Die Chancen sind allerdings nicht besonders gut, weil die Teilnehmer lediglich als »lebendes, billiges, williges Sendematerial« 7 benutzt werden –wie der ehemalige Sat.1-Chef Roger Schawinski es nennt – und kaum jemand der dort gekürten angeblichen Superstars, -talente oder -models tatsächlich eine nennenswerte Karriere macht.
Immer schön aufdrehen
    Um das kurze Zeitfenster zu nutzen, das dem Promi-Proletariat offen steht, versuchen viele, sich dem Publikum nachhaltig einzuprägen, nach dem Motto: Je krasser der Auftritt, desto besser. Tatsächlich sind etliche Leute nicht zuletzt wegen solcher Tabubrüche ins kollektive Gedächtnis eingegangen. Man denke an Nina Hagens Masturbations-Demonstration von 1979 in der österreichischen Sendung Club 2 . Oder an den »Spaßgeriljero« (Eigenbezeichnung) Fritz Teufel, der 1982 bei einer Diskussion über gutes Benehmen in der Talkshow 3 nach 9 eine Wasserpistole zog und den damaligen Finanzminister Hans Matthöfer mit Zaubertinte befleckte, worauf der ihm ein Glas Rotwein über den Latz goss. Möglicherweise inspirierte dies ja Ramona Drews dazu, im Jahr 2000 im Beisein ihres Gatten Jürgen während eines TV-Interviews mit Muttermilch um sich zu spritzen. Nadja »Naddel« Abd El Farrag, eine der vielen Ex-Partnerinnen von Dieter Bohlen, ließ 2001 vor laufender Kamera ihre linke Brust wiegen (Ergebnis: 1,35 Kilo). Und Ingo Frasch und Stefan Häusler spielten in der Sendung Das Supertalent 2011 mit ihren Penissen
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