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Ich hasse dich - verlass mich nicht

Ich hasse dich - verlass mich nicht

Titel: Ich hasse dich - verlass mich nicht
Autoren: J Kreisman
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erreichen versuchen.

    Abbildung 5/1
    Die »S«-Stufe dieses Systems, die »Unterstützung«, ist eine persönliche Stellungnahme, eine »Ich«-Botschaft, die Sorge ausdrückt. »Ich mache mir wirklich Sorgen um dich«, wäre ein Beispiel für eine solche unterstützende Aussage. Die Betonung liegt auf den Gefühlen des Sprechers und ist im Wesentlichen das persönliche Bekenntnis, helfen zu wollen.
    Mit dem »E«-Teil (Mitgefühl) versucht man die chaotischen Gefühle der Borderline-Persönlichkeit mit einer »Du«-Botschaft anzuerkennen: »Du musst dich wirklich schrecklich fühlen ...« Es ist wichtig, Mitgefühl nicht mit Mitleid zu verwechseln (»Du tust mir so leid ...«), denn dies könnte zu einem Wutausbruch führen, da der Betroffene sich herablassend behandelt fühlt. Das Mitgefühl sollte zudem neutral ausgedrückt werden und mit möglichst wenig Bezugnahme auf die eigenen Gefühle. Die Betonung liegt hier auf der schmerzlichen Erfahrung der Borderline-Persönlichkeit, nicht auf der des Sprechenden. Eine Aussage wie »Ich weiß genau, wie schlecht du dich fühlst« könnte zu der spöttischen Antwort führen, dass das ja gar nicht stimme, sodass sich der Konflikt nur verstärkt.
    Die »T«-Aussage, die die Wahrheit oder Realität repräsentiert, betont, dass die Borderline-Persönlichkeit zu guter Letzt für ihr Leben selbst verantwortlich ist und dass die Hilfeversuche anderer ihr diese Eigenverantwortung nicht abnehmen können. Während Unterstützung und Mitgefühl subjektive Aussagen sind, die anerkennen, wie der Betroffene sich fühlt, zeigen die Wahrheits-Aussagen, dass ein Problem besteht. Sie beziehen sich auf die praktische Frage, was man tun kann, um eine Lösung zu finden. Andere charakteristische Wahrheitsäußerungen beziehen sich auf Aktionen, zu denen der Sprechende sich verpflichtet fühlt, um auf Verhaltensweisen der Borderline-Persönlichkeit zu reagieren. Diese sollten sachlich und neutral geäußert werden (»Das ist geschehen ... So sehen die Folgen aus ... Das kann ich dazu beitragen ... Was gedenkst du zu unternehmen?«). Sie sollten jedoch so ausgesprochen werden, dass keine Schuld zugewiesen oder sadistisch eine Strafe ausgesprochen wird. (»Da hast du uns aber in eine ganz schön blöde Situation gebracht!« »Du hast es angerichtet, sieh zu, wie du damit fertig wirst!«) Der Wahrheitsteil des SET-Systems ist für die Borderline-Persönlichkeit der wichtigste und zugleich schwierigste, da ein großer Teil seiner Welt realistische Konsequenzen ausschließt oder zurückweist.
    Die Kommunikation mit der Borderline-Persönlichkeit sollte alle drei Botschaften umfassen. Aber selbst wenn dies der Fall ist, kann die Borderline-Persönlichkeit sie möglicherweise nicht alle gleichzeitig integrieren. Es kommt zu vorhersehbaren Antworten, wenn eine der Botschaften entweder nicht klar ausgedrückt oder nicht »gehört« wird.
    Wenn die Unterstützungsstufe dieses Systems umgangen wird (siehe Abbildung 5/2), ist es typisch für die Borderline-Persönlichkeit, den anderen zu beschuldigen, dass er nicht verständnisvoll sei oder nichts mit ihr zu tun haben wolle. Die Borderline-Persönlichkeit schaltet sich dann aus weiteren Gesprächen aus, weil sie der Meinung ist, dem anderen sei es egal oder er wolle Böses. Die Beschuldigung »Ich bin dir egal!« weist meistens darauf hin, dass die Unterstützungsaussage nicht integriert wurde.

    Abbildung 5/2
    Die Unfähigkeit, Mitgefühl rüberzubringen (siehe Abbildung 5/3), führt zu dem Gefühl, dass der andere nicht versteht, was die Borderline-Persönlichkeit durchmacht. (»Du verstehst nicht, wie ich mich fühle!«) An dieser Stelle rechtfertigt die Borderline-Persönlichkeit die Zurückweisung der Kommunikation, indem sie behauptet, sie werde missverstanden. Da der andere den Schmerz nicht verstehen kann, können seine Reaktionen gewertet werden. Wenn die Einleitung mit Unterstützung oder Mitgefühl von dem Betroffenen nicht akzeptiert wird, werden weitere Kommunikationen nicht gehört.

    Abbildung 5/3
    Wenn das Wahrheitselement nicht klar ausgesprochen wird (siehe Abbildung 5/4), entsteht eine noch gefährlichere Situation. Die Borderline-Persönlichkeit interpretiert die Einwilligung anderer so, wie es ihren Bedürfnissen am ehesten entspricht, nämlich meistens als Bestätigung dafür, dass andere für sie tatsächlich verantwortlich sein können oder dass die eigenen Wahrnehmungen allgemein geteilt und unterstützt werden. Die zerbrechliche
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