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Ich hasse dich - verlass mich nicht

Ich hasse dich - verlass mich nicht

Titel: Ich hasse dich - verlass mich nicht
Autoren: J Kreisman
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beitragen, identifizieren können, könnte er Lösungsmöglichkeiten vorschlagen oder seinen Willen, ihr zu helfen, kundtun: »Vielleicht haben einige deiner Probleme damit zu tun, dass du Schwierigkeiten mit deinem Chef hast. Lass uns über Alternativen nachdenken. Vielleicht könntest du dich versetzen lassen. Aber wenn der Job zu viele Schwierigkeiten für dich mit sich bringt, solltest du kündigen und dich nach einer anderen Arbeit umsehen.«
    Die »E«-Aussage sollte mitteilen, dass Alex sich des aktuellen Schmerzes von Gloria bewusst ist und er versteht, dass solch extreme Umstände zu Selbstmordgedanken führen können: »Der Druck, unter dem du in den letzten Monaten gestanden hast, muss unerträglich für dich sein. Dieser Schmerz muss dich zum Äußersten treiben, so weit, dass du das Gefühl hast, es einfach nicht mehr zu schaffen.«
    Der wichtigste Teil von Alex’ »T«-Aussage sollte das unhaltbare Dilemma beschreiben, dass alles, was er tut, verkehrt ist. Er sollte auch versuchen, Glorias Ambivalenz gegenüber den Selbstmordabsichten zu klären, indem er sie darauf aufmerksam macht, dass neben dem Teil in ihr, der ihr Leben beenden will, ein anderer Teil in ihr gerettet werden und Hilfe annehmen will. Alex’ »T«-Reaktionen könnten etwa so aussehen: »Ich weiß, wie schlecht es dir geht und dass du den Wunsch hast zu sterben. Ich weiß, dass du gesagt hast, ich solle dich einfach in Ruhe lassen, wenn du mir wirklich etwas bedeutest. Aber wenn du mir etwas bedeutest, wie könnte ich dann einfach dasitzen und mit ansehen, wie du dich kaputtmachst? Da du mir von deinen Selbstmordabsichten erzählst, weiß ich, dass zumindest ein kleiner Teil in dir nicht sterben will, auch wenn du das Gefühl hast, dass es keinen anderen Ausweg gibt. Und ich meine, dass ich auf diesen Teil reagieren sollte. Ich möchte, dass du mit mir zu einem Arzt gehst, damit er uns bei diesen Problemen helfen kann.«
    Abhängig von den jeweiligen Umständen sollte Alex darauf bestehen, dass Gloria sich bald psychiatrisch untersuchen lässt, oder, wenn sie unmittelbar gefährdet ist, sollte er mit ihr in die Notaufnahme fahren oder sich von der Polizei oder Sanitätern helfen lassen.
    Zu diesem Zeitpunkt kann Glorias Zorn sich verschärfen, weil sie Alex die Schuld daran gibt, dass er sie zwingt, ins Krankenhaus zu gehen. Aber die Wahrheitsaussage sollte Gloria daran erinnern, dass sie nicht durch Alex’ Verschulden dort ist, sondern aufgrund dessen, was sie getan hat – durch ihre Selbstmorddrohung. Die Borderline-Persönlichkeit muss häufig daran erinnert werden, dass die Reaktionen anderer in erster Linie darauf basieren, was sie tut, und dass sie die Verantwortung für die Konsequenzen übernehmen muss, statt anderen für realistische Reaktionen auf ihr Verhalten die Schuld zuzuweisen.
    Wenn die unmittelbare Gefahr vorüber ist, sollten nachfolgende »T«-Aussagen sich auf Glorias unproduktive Verhaltensmuster beziehen, mit denen sie Stresssituationen handhabt, und auf die Entwicklung von wirksameren Lebensstrategien. Die Wahrheitsüberlegungen sollten sich auch damit befassen, wie Glorias und Alex’ Verhaltensweisen sich auf sie gegenseitig und auf ihre Ehe auswirken. Mit der Zeit können sie vielleicht ein System von Verhaltensweisen ausarbeiten, das die Bedürfnisse beider erfüllt. Dies können sie entweder allein tun oder in einer Therapie.
    Dieses Problem trifft man besonders häufig in den Familien von Borderline-Persönlichkeiten an, die auffallende selbstzerstörerische Verhaltensweisen zeigen. Kriminelle oder selbstmordgefährdete Jugendliche, Alkoholiker und Magersüchtige können ihren Familien ein ähnlich aussichtsloses Dilemma präsentieren. Sie widersetzen sich aktiv jeglicher Hilfe, während sie sich gleichzeitig selbstzerstörerisch verhalten. Meistens ist die direkte Konfrontation, die einer Krise vorausgeht, die einzige Möglichkeit zu helfen. Manche Gruppen, beispielsweise die Anonymen Alkoholiker, raten zu standardisierten Konfrontationssituationen, in denen die Familie, Freunde oder Kollegen den Patienten zusammen mit einem Berater mit seiner Sucht konfrontieren und eine Behandlung verlangen.
    »Tough Love«-Gruppen glauben, dass echte Fürsorge den Betroffenen zwingt, sich mit den Konsequenzen seines Verhaltens auseinanderzusetzen, statt ihn vor ihnen zu schützen. Solche Gruppen, beispielsweise für die Eltern von Teenagern, können darauf bestehen, dass ein jugendlicher Drogensüchtiger sich
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