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Ich hasse dich - verlass mich nicht

Ich hasse dich - verlass mich nicht

Titel: Ich hasse dich - verlass mich nicht
Autoren: J Kreisman
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Doris geboren wurde, begann die Ehe auseinanderzubrechen. Andreas Mann war ein schwacher und passiver Dummkopf, der nicht einmal sein eigenes Leben in den Griff kriegen, geschweige denn, seinem Kind ein stabiles Heim bieten konnte.
    Als das Baby sechs Monate alt war, war die Ehe am Ende, und Andrea zog mit ihrer Tochter Doris zu Margaret. Von diesem Zeitpunkt an war Andrea von ihrem Gewicht besessen. Tagelang nahm sie keinerlei Nahrung zu sich und stopfte dann schnell ungeheure Mengen in sich hinein, die sie gleich anschließend wieder in der Toilette erbrach. Was sie nicht erbrach, versuchte sie auf andere Weise loszuwerden: Sie verschlang Abführmittel, als ob es sich um Bonbons handelte. Sie trieb Sport, bis ihre Kleidung vom Schweiß völlig durchnässt war und sie sich vor Erschöpfung nicht mehr regen konnte. Sie verlor viel Gewicht – aber auch ihre Gesundheit und ihre Stimmung litten. Sie hatte keine Regelblutung mehr, ihre Energie ließ nach, ihre Konzentrationsfähigkeit wurde schwächer. Sie wurde sehr depressiv, und zum ersten Mal schien Selbstmord eine echte Alternative zu sein.
    Zu Anfang fühlte sie sich sicher und wohl, als sie wieder ins Krankenhaus eingeliefert wurde, aber bald kehrte ihr altes Ich zurück. Am vierten Tag versuchte sie ihren Arzt zu verführen. Als er nicht darauf einging, drohte sie mit allen möglichen Vergeltungsmaßnahmen. Sie forderte besondere Vorrechte und Aufmerksamkeit von den Schwestern und weigerte sich, an den Aktivitäten der Abteilung teilzunehmen.
    So plötzlich, wie sie ins Krankenhaus gegangen war, verkündete sie, dass sie geheilt sei, und forderte zwei Wochen nach ihrer Einlieferung die Entlassung. Während des folgenden Jahres wurde sie mehrmals wieder eingewiesen. Sie suchte mehrere Psychotherapeuten auf, von denen keiner zu verstehen oder zu wissen schien, wie ihre dramatischen Stimmungsschwankungen, ihre Depressionen, ihre Einsamkeit und die Impulsivität gegenüber Männern und Drogen zu behandeln seien. Sie bezweifelte, dass sie je glücklich sein würde.
    Es dauerte nicht lange, bis Margaret und Andrea wieder miteinander stritten und sich anschrien. Margaret hatte das Gefühl, dass ihre Tochter dieselben Fehler machte, die sie in ihrer Jugend gemacht hatte. Sie konnte es nicht länger mit ansehen.
    Margarets Vater war wie Robert gewesen, ein einsamer, unglücklicher Mann, der mit seiner Familie wenig zu tun hatte. Ihre Mutter beherrschte die Familie ähnlich wie Margaret die ihre. Und genau wie Margaret sich an Andrea klammerte, hatte Margarets Mutter sich an sie geklammert und verzweifelt versucht, jeden ihrer Schritte zu formen. Margaret wurde mit den Vorstellungen und Gefühlen ihrer Mutter gefüttert – es reichte für eine ganze Armee. Mit 16 Jahren war sie stark übergewichtig und nahm Amphetamine in großen Mengen ein, die der Hausarzt ihr zur Zügelung des Appetits verschrieben hatte. Mit 20 Jahren trank sie Alkohol und nahm ein anderes Medikament, um sich von ihrer Amphetaminsucht zu befreien.
    Es gelang Margaret nie, ihre Mutter zufriedenzustellen, obwohl die beiden ständig um die Kontrolle kämpften. Auch die eigene Tochter und den Ehemann konnte sie nicht glücklich machen. Sie war nie in der Lage gewesen, irgendjemanden glücklich zu machen, erkannte sie, nicht einmal sich selbst. Dennoch beharrte sie darauf, andere Menschen, die sich nicht befriedigen ließen, zufriedenzustellen.
    Jetzt, da Robert nicht mehr da und Andrea so krank war, schien Margarets Leben auseinanderzubrechen. Schließlich erzählte Andrea ihr, wie ihr Vater sie sexuell missbraucht hatte. Und bevor Robert gegangen war, hatte er mit seinen Frauengeschichten geprahlt. Trotzdem vermisste Margaret ihn noch immer. Sie wusste, dass er im Grunde genauso einsam war wie sie.
    Andrea erkannte, dass es an der Zeit war, etwas für diese selbstzerstörerische Familie zu tun. Oder zumindest für sich selbst. An erster Stelle stand die Aufgabe, sich einen Job zu suchen, um etwas gegen die anhaltende Langeweile zu unternehmen. Aber sie war 19 Jahre alt, hatte eine zweijährige Tochter und weder einen Mann noch einen Schulabschluss.
    Mit der für sie charakteristischen Zwanghaftigkeit besuchte sie die Abendschule und hatte innerhalb weniger Monate ihren Schulabschluss in der Tasche. Wenige Tage, nachdem sie ihr Zeugnis erhalten hatte, stellte sie Anträge für Stipendien und Studienbeihilfen, um das College zu besuchen.
    Margaret kümmerte sich jetzt um Doris, und in vielerlei Hinsicht
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