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Ich habe sie getötet: Roman (German Edition)

Ich habe sie getötet: Roman (German Edition)

Titel: Ich habe sie getötet: Roman (German Edition)
Autoren: Ali Knight
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dann bin ich durch, und dann wird aus Höhenflug Panik, weil nur meine Beine drinnen sind und ich mit einem Schrei hintenüberfalle und kopfüber auf den Kanal blicke, während ich gleichzeitig wie wild strampele und mich schließlich mit den Kniekehlen am Fensterrahmen mit den Resten der Scheibe festhaken kann. Ich krümme mich nach oben, sehe durch Tränen verschwommen Pauls Kopf, kriege den Fenstersims zu fassen, spanne jede einzelne Bauchmuskelfaser an, um irgendwie da hoch zu kommen. Mit dem Hintern rutsche ich wieder ein Stück zurück, gleichzeitig sehe ich die Tür zu Joshs Zimmer aufgehen und Portia hereinkommen. Sie steuert geradewegs auf mich zu, aber ich bin schneller, nackte Angst treibt mich nach oben, bis ich schließlich drinnen bin und in einer abwehrenden Geste die blutigen Hände hebe. In der Hand hält sie eine schwere Buddha-Statue wie einen großen Stein.
    »Haben Sie damit Lex erschlagen? Wollten Sie sie hier zurücklassen?«
    »Kate.« Selbst jetzt ist ihre Stimme weich. »Du kapierst es nicht, was?« Sie kommt immer näher, baut sich vor mir auf. »Jetzt, wo wir alle Darsteller zusammenhaben, können wir das Finale der Vorstellung einläuten. Du wirst mir sicher zustimmen, Kate, dass es eine ganz besondere Vorstellung ist.« Als mir bewusst wird, dass ich soeben den Sprung durch das Fenster überlebt habe, erfasst mich maßlose Euphorie. Ich bewege mich seitlich auf Joshs Schreibtisch zu. Ohne hinzusehen, weiß ich, dass vorn an der Ecke ein Ziegelstein liegt und obenauf ein Häufchen Murmeln. Ich muss dafür sorgen, dass Portia weiterredet. Mein T-Shirt fühlt sich am Rücken feucht und klebrig an, aber den Gedanken an eine tiefe Schnittwunde schiebe ich beiseite.
    »Warum? Warum nur?«
    Oben schreit Paul irgendetwas. Der Gasgeruch ist in Wellen mal stärker, mal schwächer.
    »Also wirklich! Stell dich doch nicht so dumm. Tu nicht so, als wüsstest du nicht genau, was mich treibt. Wer sieht schon gern kommen, dass er alles, wofür er hart gearbeitet hat, verlieren wird? Dein Videomanöver hat doch gezeigt, dass es dir auch nicht anders geht. Du siehst unter Schmerzen deine Ehe in die Brüche gehen …«
    »Die Polizei weiß, dass du es warst.«
    Sie lächelt. »Da klammerst du dich an einen Strohhalm. Wenn die herkommen, und irgendwann werden sie das, werden sie feststellen, dass du in einem letzten vergeblichen Versuch, dich selbst zu retten, Gerry umgebracht hast.«
    »Wie hast du ihn hierhergekriegt?«
    »Ich? Das warst du! Du hast ihm heute Morgen eine SMS geschickt und ihn mit einem Angebot hergelockt, das er schlicht nicht ablehnen konnte.« Sie sieht meine Verwirrung. »Oh, Paul hat sich gar nicht wieder eingekriegt. Er war so stolz auf dich, weil du Gerry in Cheltenham gefunden hattest; er meinte, Gerry wäre nur deinetwegen ins Studio gekommen, und zwischen Gerry und dir gäbe es irgendeinen speziellen Draht. Schon vergessen? Du hättest bei Jessie im Atelier ein bisschen besser auf deine Tasche aufpassen sollen; dein Telefon hat ja praktisch oben rausgeguckt.«
    Ich bin sprachlos, versuche aber, mir nichts anmerken zu lassen. Die Gemeinheit dieser Frau übertrifft alles, was ich mir je hätte vorstellen können. Ich habe ja nicht mal gemerkt, dass mein Arbeitshandy weg war. »Wo ist Ava?«
    »Ach ja, die Angst um ein vermisstes Kind. Muss schrecklich sein, wenn man nicht schwimmen kann.«
    Unwillkürlich wandert mein Blick zum Fenster, hinaus zum Kanal. Sie würde doch wohl nicht … das kann sie nicht … zu spät – als ich mich umdrehe, kommt der schwere schwarze Gegenstand auf meinen Kopf zugerast. Ich kann gerade noch einen Arm vors Gesicht reißen, aber der Ellbogen wird gestreift, und ich taumele gegen den Schreibtisch, halb bewusstlos vor Schmerz. Sekunden später ist sie über mir, in der erhobenen Hand ein Messer, dessen Spitze auf meinen Hals gerichtet ist. An ihrer Helmfrisur vorbei sehe ich die Barriere, hinter der Paul darauf wartet, endlich herausgelassen zu werden. Das Schloss ist ziemlich weit oben an der Tür angebracht; der Schlüssel steckt.
    Es ist ein Kampf auf Leben und Tod. Portia hat mehr Kraft, als man ihr zutrauen würde; ich fürchte, jetzt machen sich die vielen Stunden Maschinentraining in einem teuren Fitnessstudio bezahlt. Ich umklammere mit einer Hand ihr Handgelenk und halte mir das Messer vom Leib, gleichzeitig recke ich den Hals möglichst weit von ihr weg und taste mit der anderen Hand auf Joshs Schreibtisch herum. Ich weiß, was hier
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