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Ich, Gina Wild

Ich, Gina Wild

Titel: Ich, Gina Wild
Autoren: Michaela Schaffrath
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dem ist klar, dass man den Beruf der Krankenschwester nicht als reine Erwerbsquelle betrachten darf. Dann gehst du daran kaputt. Ich habe es gerne getan. Die Dankbarkeit der kranken Kinder hat mich glücklich gemacht. Wenn sie nach einer überstandenen Krankheit wieder kauen und schlucken können, war das ein herrliches Geschenk. Wenn ein schwerstbehindertes Kind dich dann anlächelt, ist das so wunderschön, dass du nichts anderes mehr sehen willst.
    Über meine Zeit als Kinderkrankenschwester erzähle ich genauso gerne wie über das Hardcore-Geschäft. Das waren immerhin zehn Jahre meines Lebens, die ich damit verbracht habe. Von 1988 bis 1998. Diese Zeit ist mit wunderschönen Erinnerungen verbunden. Und den ersten zehn gemeinsamen Jahren mit Axel Schaffrath, dem Mann meines Lebens.
    Als ich diesen Beruf ergriff, habe ich mich zugleich in Axel verliebt. Und was ich an ihm in all den Jahren zu schätzen lernte, ist die Toleranz, die er mir und meinem Job entgegenbrachte. Denn der Mann einer Krankenschwester braucht Geduld.
    Toleranz ist eine der nobelsten Eigenschaften, die ich kenne. Ich brauche diese Toleranz. Toleranz gegenüber dem, was ich tue. Und Toleranz gegenüber der Tatsache, dass ich auch mal gerne mit einem anderen Mann bumse.
    Axel kannte ich eigentlich schon in der Schule. Er war einer der Organisatoren unserer Schuldisko in der Aula.
    Aufgefallen ist er mir damals nicht. Ich habe ihn zur Kenntnis genommen als einen von mehreren aus einer unangenehmen Clique von Störenfrieden, die nichts als Unsinn im Kopf hatten. Axel ging in die Parallelklasse. Dieser Axel aus der Schulzeit sah in meinen Augen furchtbar aus, ganz anders als der, dem ich zwei Jahre später begegnete. Er hatte lange Haare, und ich fand ihn ungepflegt. Wahrscheinlich war er das gar nicht, aber ich hatte diese Meinung über ihn und damit basta.
    Er war einer von denen, die in der Ecke standen und eine geraucht haben, obwohl das verboten war. Nachts ist er mit seinen Freunden in die Turnhalle eingestiegen und hat alles durcheinander gebracht. Er hat Mülleimer angezündet und bekam schließlich Hausverbot. Axel war überhaupt nicht mein Traumtyp.
    Der Funke sprang über in einer Diskothek in Eschweiler. Der Laden hieß Glory‘s. Ich war mit meinem damaligen Freund Matthias da. Die Beziehung bröckelte bereits. Matthias hatte angefangen, das Wort Verlobung in den Mund zu nehmen und obendrein Heiraten und Kinderkriegen. Mein Gott, ich war 18. Da hatte ich wirklich noch keine Lust auf so was. In dieser Zeit geschah es wohl schleichend, dass sich unsere Interessen trennten.
    Ich wurde 18, machte bei meinem Onkel Eckardt, der eine Fahrschule besaß, den Führerschein und ging in die Diskos. Matthias war 25, der hatte das schon alles hinter sich. Er hatte sich ausgetobt und war ruhiger geworden.
    Ich kaufte mir einen kleinen Opel Corsa. Gebraucht. Den liebte ich über alles. 6000 Mark hat er gekostet. Die hatte ich zusammengespart. Sparen, das kann ich. Beim Geld zusammenhalten bin ich gut.
    So habe ich mich zunehmend von Matthias distanziert und bin alleine mit meinen Freundinnen auf die Rolle gegangen.
    An dem Abend, als ich Axel begegnete, war ich mit meinen Kolleginnen aus dem Krankenhaus aus. Ein anderer Schulfreund von mir, Klaus hieß er, quatschte mit mir. Ich glaube, weil er sich auch ein wenig in mich verknallt hatte. Da kam Axel vorbei, den ich nicht als meinen Mitschüler erkannte. Er sah ganz anders aus. Kurze Haare, gepflegtes Auftreten. Klaus machte uns beide bekannt. Irgendwas dämmerte mir.
    Axel und er waren befreundet. Und als die zwei abseits standen fragte Axel: »Wer ist denn die mit der süßen Nase?«
    Viel später erfuhr ich, dass es Axel da bereits voll erwischt hatte...
    »Das ist die Michaela, die Schwester von Guido Jänke.«
    Mein Bruder Guido, Klaus und Axel haben nämlich oft Fußball miteinander gespielt.
    »Nee. Das glaube ich nicht.«
    Axel fand mich in der Schule genauso abstoßend wie ich ihn, wie er mir später erzählte. In der Zeit seit unserem Abgang hatten wir beide uns wohl nicht zu unserem Nachteil entwickelt.
    Ich hatte zwar noch immer Speck auf den Hüften, eine braune Dauerwelle, inzwischen meine Kontaktlinsen und von Natur aus einen schönen straffen Busen, Größe 75C.
    Axel war sehr schüchtern. Er war kein Strahletyp und Frauen konnte er nicht anquatschen, wie er kurze Zeit später gestand.
    Dazu fehlte ihm das Selbstbewusstsein. Er war Single. Doch das beeindruckte mich zu diesem Zeitpunkt
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