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Ich, Gina Wild

Ich, Gina Wild

Titel: Ich, Gina Wild
Autoren: Michaela Schaffrath
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in keiner Weise.
    Es war ein Freitag und wie vor jedem Wochenende habe ich diesem Abend entgegengefiebert. Am nächsten Tag musste ich arbeiten. Doch die Diskokugel blitzte, es war tolle Stimmung in der Schnellengasse, der In-Meile von Eschweiler.
    Axel muss wohl ziemlich verschossen gewesen sein, weil er seinen ganzen Mut zusammenraffte und die paar Meter zu mir rüber kam. Freund Klaus hat ihm noch den wenig aufmunternden Spruch auf den Weg gegeben: »Die kannste vergessen, die ist schon seit zwei Jahren mit einem Typen zusammen. Die kriegste eh nicht.«
    Womit er wohl auch im eigenen Interesse sprach.
    Axel kam also zu mir rüber und stellte mir die originelle Frage: »Bist du wirklich die Schwester vom Guido?« Und schon hatten wir ein Thema.
    »Ich bin der Axel, wir kennen uns aus der Schule.«
    Es folgten zwei entzückende Stunden. Wir wechselten in den Bistrobereich der Disko. Dort gab es die legendären Pommes von Eschweiler. Pommes mit Sahnesoße. Die waren Kult.
    Ich sah ihn da sitzen und seine Pommes kauen und fand ihn auf eine gewisse Weise faszinierend. Obwohl ich mich an diesem Abend nicht in ihn verliebte. Noch nicht. Aber er hatte sich in mich verliebt. Wir haben lange geredet. Über Gott und die Welt. Zwei Stunden lang nonstop. Über die Lehrer, die Schule, Kinderkriegen, Partnerschaft. Schließlich stieß unser Freund Klaus zu uns, und wir beschlossen noch in eine Bar in der Nähe zu gehen. Wir leerten eine Flasche Sekt. Und es ging noch mal weiter, in ein anderes Lokal, wo es einen Drink namens Gummibärchen gab. Der war klebrig süß.
    Es wurde sehr spät. Wir nahmen ein Taxi in die Waldsiedlung.
    Axel und ich stellten fest, dass wir einen Kilometer voneinander lebten. Darüber mussten wir lachen. An diesem Abend haben Klaus und Axel noch eine Flasche Dom Perignon geköpft, weil Axel so begeistert war, mich getroffen zu haben.
    Kurz vor unserem Abschied hat er mir noch einen Zettel zugesteckt, mit seiner Telefonnummer und einer Einladung zum Essen. Den trage ich seit zwölf Jahren in meiner Brieftasche.
    Am nächsten Mittwoch rief ich Axel an. Wir verabredeten uns zum Essen. Schon am folgenden Tag. Das war im Burgkeller, ein Romantikhotel mit Restaurant. Axel hat dort mal ein Praktikum gemacht und kannte das Personal. Ein piekfeiner Laden, und ich hatte nur Jeans und Pullover an. Es war wie in Pretty Woman. Vor mir stand ein klassisch eingedeckter Tisch, hergerichtet für ein Fünf-Gänge-Menü. Eine verwirrende Menge Besteck, zwei Weingläser und ein Aperitifglas. Ich war überfordert, setzte mich zögernd hin und passte auf, bloß keine falsche Bewegung zu machen.
    Axel bestellte für uns als Hauptgang ein Chateaubriand. Das ist heute mein Leibgericht, wenn wir schön essen gehen. Als der Kellner das Fleisch brachte, wies Axel ihn weltmännisch an, er solle den Filetsaft in die Soße mischen. Während der Kellner den blutigen Saft in die Sauce Bernaise mengte, wurde mir ganz anders, iih! Heute weiß ich, dass man so die Bernaise verfeinert. Aber damals war ich nur verwirrt.
    Zum Kaffee wurden uns zwei Schokoladenmilchkännchen gereicht. Das hatte ich noch nie gesehen. Axel kippte die Milch aus dem braunen Kännchen in seinen Kaffee. Es sah komisch aus.
    »Das kannst du essen.«
    »Klar«, sagte ich und sah ihn an, als ob er mich veräppeln würde.
    »Ja, das ist Schokolade. Probier mal.«
    Ich muss ein sehr doofes Gesicht gemacht haben. Dann knabberte ich ganz vorsichtig mit den Vorderzähnen an dem braunen Kännchen. Tatsächlich, man konnte es wirklich essen. Es war aus zartbitterer Schokolade.
    Axel blätterte 100 Mark für unser Essen auf den Tisch. Das hat mich beeindruckt. Ein Kellnerlehrling mit 286 Mark Gehalt lädt mich so teuer ein. Dann hat er mir beim Gehen auch noch in die Jacke geholfen und mich zur Arbeit gebracht.
    Wieder Freitag. Diskoabend.
    Ich kam mit Matthias in die Diskothek. Axel war auch im Glory‘s, und Matthias hat nicht einmal was gemerkt, als ich mit Axel auf die Tanzfläche ging. Ich dachte eigentlich, so was merkt man.
    Ich bin nach dem Tanz zu Matthias zurück, und wir standen eine Weile rum. Matthias zog mich zu sich, hielt mich und küsste mich. Das war ein komisches Gefühl.
    Axel erzählte später, das habe ihm weh getan, als er uns knutschend in der Ecke stehen sah. Er konnte sich das nicht ansehen und ist rausgegangen.
    Mittwoch, die dritte Woche.
    Und wieder Disko, rumstehen und tanzen im Glory‘s. Ich war alleine da, ohne Matthias. An diesem Abend hat
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