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Ich gegen Dich

Titel: Ich gegen Dich
Autoren: Jenny Downham
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dass Tom es womöglich hassen würde.
    »Bringen wir's hinter uns«, sagte sie und führte ihn um die Hausecke.
    Auf dem Rasen war ein Festzelt errichtet. Die Tische darin wurden von Heizpilzen bestrahlt, die Stühle waren ordentlich drumherum gruppiert. Gläser und Besteck fanden sich auf einem Tapetentisch aufgebaut. Dort sollte das Essen hinkommen, und die Kellnerinnen legten schon Tischdecken und Servietten auf. Oben im Walnussbaum schaukelten sanft Papierlampions, und von jedem verfügbaren Zaunpfosten zerrten Ballons im Wind an ihren Schnüren.
    Ellie sah zu, wie Tom alles aufnahm. »Es ist eine Party«, sagte sie.
    Er fuhr sich mit einer Hand durchs Haar. »Hab ich mir fast gedacht.«
    »Es gefällt dir nicht, oder?« Sie wirbelte zu ihren Eltern rum. »Ich hab euch gleich gesagt, es wird ihm nicht gefallen. Hab ich's nicht gesagt?«
    Das Gesicht ihres Vaters nahm einen grimmigen Ausdruck an. »Wollen wir vielleicht Tom die Entscheidung überlassen, ob es ihm gefällt oder nicht, Eleanor?«
    Mum legte Tom eine Hand auf den Arm. »Hättest du lieber kein Aufhebens?«
    »Ihr habt euch so viel Mühe gemacht«, sagte Tom. »Und wenn ich nicht auf Kaution freigekommen wäre?«
    Mum gab eine Art hohles Lachen von sich. »Dein Vater hat sich geweigert, diese Möglichkeit in Betracht zu ziehen.«
    »Nie auch nur der geringste Zweifel«, tönte Dad forsch. »Ich hab die Cateringfirma schon vor Tagen angeheuert, so sicher war ich mir.« Mit einer ausgestreckten Hand klopfte er Tom auf den Rücken. »Und, was meinst du? Zufrieden?«
    »Sehr schön.« Tom sah sich noch einmal um. »Wer weiß, vielleicht wird es sogar lustig.«
    »Sehr gut, recht so.« Dad strahlte ihn an. »Wir haben alle eingeladen, auf die es ankommt. Wir müssen der Welt zeigen, dass du nichts zu verbergen hast.« Und, auf den Koffer zeigend: »Ich bring den hier nach oben, dann muss ich ein paar Anrufe erledigen. Spann du erst mal aus, Tom. Du bist jetzt zu Hause und in Sicherheit.«
    Mum strich Tom über die Wange. »Ich bring deine Jacke rein und seh mal nach den Caterern.«
    Es war unheimlich, wie sie immerfort erklärten, was sie als Nächstes vorhatten – so machten sie es seit Toms Festnahme. Ich geh nur mal eben ins Büro. Ich geh kurz nach oben und mach ein kleines Nickerchen. Wir sind dann jetzt beim Anwalt. Als fürchteten sie zu verschwinden, wenn sie einem ihren Aufenthaltsort nicht mitteilten.
    »Was wollt ihr beide machen?«, fragte Mum.
    Tom lächelte. »Uns fällt schon was ein.«

FÜNF
    D as Gästezimmer war mit rosa Vliestapete ausgestattet. Daran hatten Ellie und ihre Mum nichts ändern können, aber sie hatten Tom eine neue Matratze besorgt und die Vorhänge ausgewechselt. Den tragbaren Fernseher hatten sie auf einer Wandhalterung postiert und das Regal mit DVDs und Büchern bestückt.
    Tom stand in der Tür und schüttelte darüber nur den Kopf. »Ich komm mir vor wie ein Gast.«
    Drinnen war es düster, und Ellie knipste das Licht an. »Hat Dad es dir nicht gesagt?«
    »Doch, wahrscheinlich schon.« Tom ging zum Bett rüber und setzte sich, strich die Decke mit den Händen glatt. »Der redet viel, wenn der Tag lang ist.«
    »Na ja, er hat versucht, die Polizei dazu zu bewegen, dass sie deine Zimmertür entsiegeln, bloß das dauert. Aber hier ist alles neu, die Bettdecke und alles. Mum und ich waren einkaufen.«
    »Wenn ich das Zimmer hier seh, muss ich immer an Gran denken«, sagte er. »Die ganzen Tabletten, die sie hatte, und wie verrückt sie war.« Mit gerümpfter Nase sah er sich um. »Hier drin riecht es noch nach ihr.«
    »Wir haben den Nachtstuhl auf den Dachboden gebracht, kann also eigentlich nicht sein. Du kannst ja lüften.«
    »Weiß sie von mir?« Er warf Ellie einen raschen Blick zu. »Oder ist es eine zu große Schande?«
    »Sie weiß kaum noch ihren eigenen Namen. Ich glaube, sie warten den Ausgang ab, ehe sie ihr irgendwas sagen.«
    »Den Ausgang? Mein Gott, du klingst wie Dad.« Er griff in seine Tasche, fischte seine Zigaretten heraus, ging zum Fenster und machte es auf.
    Ellie sah zu, wie er sich eine Zigarette ansteckte und kräftig auf Lunge zog. Es war wie das Kratzen von Fingernägeln über eine Kreidetafel oder von Gabeln auf Tellern. Die Verzweiflung dahinter. Sie wollte sich die Ohren zuhalten, wegschauen. Stattdessen blieb sie sitzen und sah ihm zu, wie er den Rauch noch dreimal einsog und ausblies. Schließlich wandte er sich ihr zu.
    »Tut mir leid, Ellie. Ich sollte es nicht an dir
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