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Ich durchschau dich!: Menschen lesen - Die besten Tricks des Ex-Agenten (German Edition)

Ich durchschau dich!: Menschen lesen - Die besten Tricks des Ex-Agenten (German Edition)

Titel: Ich durchschau dich!: Menschen lesen - Die besten Tricks des Ex-Agenten (German Edition)
Autoren: Leo Martin
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filterte Sabine das Sarai-Umfeld nochmals und stellte fest, dass ein Großcousin von Bülent der Vorsitzende eines regional sehr aktiven Kulturvereins war. Aber er war auch in anderer Hinsicht ein dicker Fisch. Nicht als Schleuser, sondern als Zuhälter. Wobei ihm nie etwas nachgewiesen werden konnte. Die Kollegen vom Polizeipräsidium München
waren jedoch sicher, dass er junge Frauen zur Prostitution zwang, um ihren Schleuserlohn abzuarbeiten. Sie hatten zwei Frauen aus einem Kellerloch befreit. Doch der Großcousin musste aus der Untersuchungshaft auf freien Fuß gesetzt werden, weil drei Prostituierte vor Gericht behaupteten, dass ihre gegenüber der Polizei gemachten Zeugenaussagen nicht stimmten. Sie wären von der Polizei zu diesen Angaben genötigt worden. »Die einzige Zeugin, die dennoch gegen ihn ausgesagt hätte, die Mutter eines verschwundenen Mädchens, beging auf ungewöhnliche Art Selbstmord«, ließ Sabine mich wissen. »Sie hatte einen tragischen Badeunfall.« Sabine zog eine Augenbraue hoch. Ein Zeichen für mich, dass jetzt etwas sehr Spezielles folgen würde.
    Ich schaute sie fragend an.
    »Sie hat ihre Fesseln nicht abgenommen, bevor sie ins Wasser ist«, erklärte Sabine.
    Der SGL, der gerade in unser Büro kam, schüttelte den Kopf. Er mochte es nicht, wenn sich Sabine so makaber ausdrückte. Aber sie brauchte das von Zeit zu Zeit.
     
    Und sie hatte noch mehr. »Ein ehemaliger Vorstand desselben Kulturvereins war vor vier Jahren in einen außergewöhnlichen Schleusungsfall verwickelt. Damals handelte es sich um eine Containerschleusung.«
    Ich erinnerte mich sofort. »Auf dem Aufleger eines Lkws befand sich ein Schiffscontainer mit sechzig Asiaten. Sie waren nach Europa verschifft worden. Zwischen Playstations, Flat-Screens und Reiskochern in einem Container. Wochenlang hatten sie kein Tageslicht gesehen. Viele von ihnen waren dehydriert und in einem erbärmlichen Gesundheitszustand. Als die Polizei den Container damals aufgrund eines anonymen Hinweises kontrollierte und die Geschleusten aus ihrem Stahlkäfig befreite, entdeckte sie zwei Leichen.
     
    Auch der SGL erinnerte sich. Der Fall hatte in den Medien zu etlichen Schlagzeilen geführt. In solchen Situationen musste sofort zugegriffen werden. Erst mal abwarten, weiter verdeckt ermitteln, um an die Hintermänner zu kommen, scheidet aus. In einem Rechtsstaat wird abgewogen. Ermittlungserfolg gegen Menschenwürde. Hier kann es nur eine Entscheidung geben: den Transport stoppen und die Geschleusten versorgen.
     
    Diesmal würden wir die Hintermänner schnappen. Vielleicht den Blutigen Boran und seinen Statthalter Erdogan. An Sabines Blick konnte ich klar ablesen, dass sie derselben Überzeugung war. Diese Aussicht motivierte sie. Deshalb blieb sie dran. Und wirkte immer wacher. Das Blatt hatte sich gewendet. Sarai-Reisen schien wahr zu machen, was in verblasster Schrift auf der Eingangstür prangte: Mit uns erreichen Sie Ihre Ziele.

Kriminelle Kultur
    Ich war gespannt, was Tichow mir Wichtiges zu erzählen hatte. In der Nähe eines Kinderabenteuerspielplatzes, wo wir uns schon einige Male getroffen hatten, kam er mit strahlendem Gesicht auf mich zu. Mir schwante, dass sein Mitteilungsbedürfnis auch private Gründe hatte.
    »Gestern Abend habe ich dich verflucht. Tausend Mal zur Hölle habe ich dich geschickt. Ohne Umweg, hey. Mit Vollgas!«, sprudelte er los. Diese Wortfolge hatte ich schon öfter von ihm gehört. »Klargemacht habe ich die Alte. Die lag schon da. Und dann kein Gummi, verdammt!«
    »Und für deine Dummheit wolltest du mich in die Hölle schicken?« , fragte ich erstaunt.
    Tichow deutete mit ausgestrecktem Zeigefinger auf mich. »Zur Hölle, hey. Dir habe ich mein letztes gegeben!«
    Grinsend erinnerte ich mich an die Szene von neulich. »Und jetzt hast du mich angerufen, um mir das zu erzählen? Magst es zurück?«
    »Nein, kannst du behalten. Jetzt ist eh zu spät. Gestern habe ich Sophia aus dem Casino nach ihrer Schicht nach Hause gefahren. Um viertel nach eins, halb zwei. Hat sie gefragt, ob wir noch DVD schauen. Klar, hab ich gesagt. Und dann mit Wodka abgefüllt. Endlich war es so weit. Sagt sie, nimmt keine Pille, und ich bin ja nicht kompletter Idiot. Die hat auch nix dagehabt. Dann sag ich, wart und geh vor zur Tankstelle an Landsberger Straße. Komm zurück. Und die schläft! Krass, oder? Jetzt habe ich drei Wochen abgecheckt. War kurz davor zu knacken. Und die schläft einfach. Nix zu machen. Keine Chance. Und
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