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Ich durchschau dich!: Menschen lesen - Die besten Tricks des Ex-Agenten (German Edition)

Ich durchschau dich!: Menschen lesen - Die besten Tricks des Ex-Agenten (German Edition)

Titel: Ich durchschau dich!: Menschen lesen - Die besten Tricks des Ex-Agenten (German Edition)
Autoren: Leo Martin
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Minuten, Leo«, blinzelte er mir zu. »Sabine hat eine Nachtschicht hingelegt, nachdem sie gestern ziemlich spät den Observationsbericht von Stefan erhalten hat.«
     
    Theresia Mühlthalers operative Aktivitäten hatten unsere Perspektive erweitert – nicht nur durch die Autokennzeichen, die sie notiert hatte. Eigentlich hatte sie es nicht erzählen wollen, noch nicht. Doch Stefan hatte es ihr an der Nasenspitze angesehen. Er kannte die alte Dame mittlerweile recht gut und ließ nicht locker, bis sie ihm verriet, dass sie auf ihre eigene Art Erkundigungen eingezogen hatte. Schon seit Tagen. Und nicht nur mit dem geliehenen Fernglas. Frau Mühlthaler war beeindruckend clever vorgegangen. Zum Beispiel, indem sie für die Hausmeisterwitwe Frau Stauder, die schlecht zu Fuß war, eingekauft hatte. Niemand wunderte sich über die alte Dame, die mehrmals täglich in das Nebenhaus von Sarai-Reisen ging und unauffällig einem Herrn im Anzug zu seinem zwei Straßen entfernten Wagen folgte. Niemand achtete auf die alte Dame mit dem braun-grau karierten Einkaufswagen auf Rollen im Schlepptau.
    »B-SE, wie die Seuche«, hatte sich Frau Mühlthaler eine Gedächtnisbrücke gebaut, um sich das Autokennzeichen zu merken. Und die drei Ziffern passten zu dem Geburtstag ihres verstorbenen Mannes. Mit einer uralten analogen Canon Kleinbildkamera, Typ Snappy 50, hatte sie sogar ein verwackeltes Foto von Fahrer und Fahrzeug geschossen.
     
    Sabines Halterabfrage hatte einen Suchvermerk des BKA ergeben: ausgeschrieben zur polizeilichen Beobachtung. Das bedeutete, das BKA war dran. Am Fahrzeug, dessen Halter oder Nutzer. Keinerlei Hintergrundinformationen. Doch es musste irgendetwas von nationaler Bedeutung sein. Mit direkter Verbindung zu unserem Reisebüro?
     
    »Wer nimmt Kontakt zum BKA auf?«, fragte der SGL mit Blick in meine Richtung.
    »Ähm, ja«, antwortete ich.
    »Super«, nickte Sabine. »Ein Fax habe ich vor zehn Minuten schon geschickt. Dann spar ich mir den Anruf und hol mir noch einen Kaffee.«
    »Wie viele Liter hast du eigentlich schon intus?«, fragte ich sie.
    Die Antwort blieb sie mir schuldig.
     
    Ich holte mir auch einen Kaffee und rief beim BKA an.
    »Ihr habt das Fahrzeug von einem Erdogan Yilmaz aus Berlin zur Beobachtung ausgeschrieben. Es ist in München aufgetaucht.« Dass wir nicht nur das Fahrzeug festgestellt, sondern auch ein Foto des Fahrers hatten, hielt ich noch zurück. Erst mal hören, worum es denen eigentlich ging. Und es ging um viel, wie ich dem Gestottere meines Gesprächspartners entnahm, dessen konkreteste Aussage lautete: »Wir brauchen jede Information, weil Erdogan Yilmaz unserer Einschätzung nach ein Hochkaräter in einem laufenden Fall ist. Leider kann ich nicht sagen, worum es geht. Auskunftssperre!«
    Nicht nur wir vom Geheimdienst schotten unsere Ermittlungen aus taktischen Gründen ab. In erster Linie geht es dabei nicht um böswilligen Verrat und Sabotage, sondern darum, den Erfolg eines Verfahrens nicht durch unachtsamen Informationsabfluss oder Kommunikationsfehler zu gefährden. Die organisierte Kriminalität hat Ohren an Stellen, an denen man sie niemals vermuten möchte.
    »Geht es vielleicht um Schleusungen und Menschenhandel?«, fragte ich direkt.
    Stille. Nach einer Weile fragte mein Gesprächspartner mit belegter Stimme: »Wie kommen Sie darauf?«
    Nun schwieg ich. Schließlich bat mich der Kollege des BKA, zeitnah einen kurzen Bericht mit allen relevanten Feststellungen zu
schicken. Kurz darauf war das Telefonat beendet. Ich hatte wenig erfahren, er hatte wenig erfahren. Ein typischer Erstkontakt in unseren Kreisen.
    Fünfzehn Minuten später rief der SGL Sabine und mich in sein Zimmer: »Das BKA hat sich gerade gemeldet. Sie schicken zwei Kollegen, die um die Mittagszeit hier eintreffen werden.«
    »Dann scheint der Fall für die noch wichtiger zu sein als ich vermutet hatte«, freute ich mich. Die Eile verriet die Brisanz der Lage.
    Bekümmert schüttelte der SGL den Kopf. »Und das gerade heute, wo der AL nicht im Haus ist. Er hätte die Herren vom BKA bestimmt außerordentlich gerne persönlich begrüßt.«
    »Innenministerkonferenz?«, fragte Sabine.
    Der SGL nickte.
    »Ja, da ist er natürlich schwerbeschäftigt, für das Haus die richtigen Weichen zu stellen.«
    »Und für seine B3«, schob Sabine hinterher. Sie sah nicht gut aus, gar nicht. Eher wie ein Gespenst, was ihr selbst bewusst war.
    »So kann ich mich bei den Kollegen vom BKA nicht blicken lassen. Ich
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