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Ich durchschau dich!: Menschen lesen - Die besten Tricks des Ex-Agenten (German Edition)

Ich durchschau dich!: Menschen lesen - Die besten Tricks des Ex-Agenten (German Edition)

Titel: Ich durchschau dich!: Menschen lesen - Die besten Tricks des Ex-Agenten (German Edition)
Autoren: Leo Martin
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du bist schuld!«
    Wortlos streckte ich ihm sein Kondom entgegen, das immer noch in der Brusttasche meiner Lederjacke steckte.
    »Kommt nicht wieder vor«, sagte ich betont gleichgültig, als er es mir gespielt wütend aus den Fingern riss. Und wollte dann trotzdem wissen: »Und wie isses ausgegangen?«
    »Ich bin ausgegangen. Glaubst du, ich schau der beim Schlafen zu?«
    »Und was willst du mir eigentlich damit sagen?«, versuchte ich ihn auf die Spur zu bringen, die mich interessierte.
    »Hat sie mir SMS geschickt heute Morgen. Sich für schönen Abend bedankt, schönen Abend!« Tichow griff sich an den Kopf. »Die spinnt! Hat sie mich eingeladen zu Kaffee. Habe gedacht, vielleicht jetzt. Ist sie ausgeschlafen. Morgens ist eine gute Zeit.« Er lachte. »Immer ist eine gute Zeit.«
    »Weiter«, forderte ich ihn auf. Obwohl er noch nichts für mich Wesentliches erzählt hatte, spürte ich förmlich, wie die Spannung stieg. Wir waren kurz vor … ja, wovor eigentlich?
    »Fahre ich wieder hin, mit Zehnerpack am Start, Kaffee ist schon fertig. Okay, denk ich, erst mal Kaffee. Dann klingelt es an der Tür. Bleib da, sage ich. Da schiebt sie mich ins Schlafzimmer. ›Ist wichtig‹, sagt sie. ›Job‹. Aber dann streitet sie mit einem Typen.« Tichow hob die Arme zum Himmel. »Weißt du, Leo, mir egal, was andere Leute für Geschäfte machen. Muss ich nicht wissen. Aber wenn die so brüllen!« Er zuckte mit den Achseln.
    »Ja, da wird man manchmal echt in Sachen reingezogen, mit denen will man wirklich nichts zu tun haben.« Bedauernd schüttelte ich den Kopf, schaute Tichow an: »Und was für Sachen?«
    »Fotos.«
    Es kostete mich Mühe, an mich zu halten. Bitte jetzt keine Billig-Nacktmodel-Geschichte.
    »Passfotos«, präzisierte Tichow genüsslich.
    »Was?«
    »Der Typ hat sich beschwert, dass Sophia beim letzten Mal keine guten Leute gefunden hat. Er hat eine Bestellung aufgegeben.
Braucht drei Männer und eine Frau. Hat ein Kuvert auf den Tisch gelegt. Und später, also weißt du, Leo, viel später …«, er machte eine Kunstpause.
    »Ich versteh schon«, versuchte ich einen Quickie.
    »Also noch viel später, Leo«, er grinste. »Ist Sophia gegangen in Bad. Da habe ich das Kuvert angeschaut. Konnte ich nicht glauben, Leo.«
    Er zog sein Handy aus der Jackentasche. »Schau, Leo. Sophia ist ein Engel!«
    Ich ahnte, was er mir zeigen wollte, und warf einen kurzen Blick auf das Display. Eine schlafende, vermutlich falsche Blondine, offener Mund. »Nein danke.«
    »Das war noch in der Nacht. Aber dann …« Er klickte weiter, und ich blickte, eher aus einem Reflex, auf sein Handy. Und dann riss ich die Augen auf. Tichow grinste breit.
    »Was ist das?«, fragte ich.
    »Pässe«, erwiderte er. »Vier Stück, drei Männer, eine Frau. Ein Kurde, ein Iraker, zwei Türken, verheiratet.«
    »In dem Kuvert befanden sich vier Pässe?«, versicherte ich mich.
    Tichow nickte. »Alle mit Berechtigung für Aufenthalt. Sophia war sehr lange im Bad. Weißt du, ganze Schminke verwischt. Musste sie alles neu machen. Mir war langweilig. Habe ich ein bisschen rumgeschaut. Nicht geschnüffelt!« Er legte beide Hände auf seine Brust und beteuerte: »So etwas würde ich nie tun.«
    »Niemals«, bestätigte ich.
    »Ich wollte ein Glas Wasser trinken«, berichtete er. »Also habe ich Schrank geöffnet in Küche. Und da sehe ich die Papiere.«
    Tichow klickte weiter und hielt mir sein Handy so dicht vor die Augen, dass ich nichts erkennen konnte. Ich stellte den Abstand lesbar ein, schaute mir das Foto an und fragte: »Was sind das für Papiere?«
    »Liegen in Küchenschrank. Neben anderen Pässen. Noch mal sechs Stück – auch mit Berechtigung für Aufenthalt. Papiere sind
Anträge vom türkischen Kulturverein. Und Fotos von Leuten. Kenne ich nicht. Habe aber mal rumgefragt«, ließ Tichow mich wissen. »Der Kulturverein hilft den Türken hier bei Behördengängen, Einbürgerungsverfahren, Gewerbeanmeldungen, Arbeitserlaubnissen, Eheschließungen, Beantragung von Kindergeld und viel mehr. Gute Sache, Leo. Da hätten sich meine Eltern gefreut, wenn sie solche Hilfe bekommen hätten. Es ist ganz einfach, wenn du Hilfe willst, brauchst du nur Mitglied werden. Kurz Formular unterschreiben und fertig. Die nehmen dann Vollmacht, deinen Pass und machen alles weitere.«
    »Die nehmen den Pass?«, wiederholte ich verblüfft.
    »Ja. Kriegst du wieder nach paar Tagen. Manchmal dauert länger. Aber kriegst du immer zurück. Sicher. Bülent ist im
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