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Ich. Die Autobiographie

Ich. Die Autobiographie

Titel: Ich. Die Autobiographie
Autoren: Helmut Berger , Holde Heuer
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hatten eine kurze Affäre, von der weder ihr Mann noch unsere Freunde etwas ahnen konnten. Sie eroberte mich eines Nachts, als wir von einer wilden Party berauscht ins Hotel zurückkehrten. Der Filius? Ein göttlich schöner Mann, jung und dynamisch, mit diesem typischen Berger-Charme. Wir verstehen uns fantastisch.
    Wir fahren zusammen Ski, gehen einkaufen, spielten diese typischen Fang-mich-Kinderspiele. Er mag mich lieber als seinen Vater. Als Freund. Aber er wird von mir niemals sein Glück erfahren. Ich will ihn doch nicht unglücklich machen. Mich schaudert, wenn ich an die Konsequenzen denke. Sein ganzes großes Erbe würde er niemals antreten können. Und ich wäre schuld daran.
    Ich nahm Renata in die Pflicht, eventuelle Folgen auszuschließen. Sie war wirklich sehr zuverlässig. Was haben die Männer meiner Generation auch mit Verhütung zu tun. Mit Argusaugen bewachte sie unseren Bums-Kalender und mich. Verliebt, wie sie war. Mit der Zeit ging mir das ganz schön auf die Nerven. Warum müssen Frauen nur so anhänglich sein? Ich vertrieb mir doch gerne mit ihr die Zeit. Nach zwei Monaten meldete ich mich bei meiner Mutter. Ich brauchte Geld, mein Verdienst reichte einfach nicht aus. Vor lauter Freude, endlich von mir zu hören, schickte sie mir sofort einen Scheck.
    Die Wintersaison neigte sich dem Ende zu. Ich entschloss mich, einen Job auf der Kanalinsel Jersey anzunehmen. Auch den verdankte ich einem Hotelfachschulspezl. Renata wäre gerne mitgekommen, aber sie wollte nicht als Zimmermädchen arbeiten. Und Kellnerinnen stellte das Hotel nicht ein. Schluchzend verabschiedete sie mich, fuhr zu ihren Eltern nach Österreich, wo sie dann auch bald heiratete.

Ich bediente Fellini und stand nackt vorm Kamin
     
     
     
    Von Jersey reiste ich 1963 mit finanzieller Unterstützung meiner Eltern direkt nach Swinging London. In den sechziger Jahren die Flower-power-Metropole. Eine Freundin aus Salzburg erzählte mir von ihrer Millionärsfreundin, der Schauspielerin Viviane Ventura, Ex-Geliebte von Anthony Quinn und Besitzerin eines dieser typischen Mews Houses – schmal und einige Stockwerke hoch bei der sie für 5 Pfund die Woche gewohnt hatte. 20 Mark waren nicht zuviel für die gute Gegend in der Nähe vom Eaton Place.
    Ich zog in ein Zimmer im Souterrain und begann sofort eine Affäre mit meiner zauberhaften Vermieterin, die ganz wild auf mich war und keine Rücksicht auf ihren damaligen Mann nahm. Na hörst, da ging die Post ab. Nach allen Regeln der Kunst entführte sie mich in die wildesten Höhlen der Gelüste. Es war die Hölle, so schön. Erst jetzt kapierte ich die wahren Freuden der Sinneslust. Nebenbei kellnerte ich in einem In-Restaurant an der King’s Road, einem Ort der internationalen Kontakte.
    David Bailey, einer der berühmtesten Modefotografen, sprach mich sofort an. Er fotografierte mich und schenkte mir eine Setkarte für eine Bewerbung bei den Agenturen. Die klassische Visitenkarte der Models. Mit Fotos hatte ich nie Probleme. Später ließ ich mich von Helmut Newton für seinen internationalen Porträtband, für den auch Liz Taylor posierte, in Los Angeles nackt vor einem Kamin ablichten. Meine Figur kann sich auch heute noch sehen lassen.
    Meine ersten Fotoshootings machte ich für Sherry- und Bierwerbung. Ich gab aber meinen Job nicht auf. Wenn man gut aussieht und gute Umgangsformen hat, lernt man die besten Leute kennen. Ich war schnell sehr beliebt, wegen meiner zuvorkommenden, höflichen Art wurde ich oft eingeladen.
    Twiggy war in dem Lokal genauso Stammgast wie The Doors, der »Superman« Terence Stamp oder der »Blow up«-Star David Hemmings. Die Modeschöpferinnen Thea Porter und Minirock-Erfinderin Mary Quant ließen sich dort inspirieren. Der Weltklasse-Regisseur Michelangelo Antonioni aß hier ebenso wie Federico Fellini oder Franco Zeffirelli. Ausden Gästen entwickelte sich eine aufregende Clique, für die nur fröhlicher, unbeschwerter Lebensgenuss zählte. Die Tage und Nächte waren einfach zu kurz für all unsere abenteuerlichen Ideen.
    Nebenbei ließ ich mich von der Schauspiellehrerin Barbara Francis unterrichten. Sie war auch meine Englischlehrerin. Meinen Traum von der Schauspielerei hatte ich auch in London nicht vergessen. Meine Mutter war wieder mein heimlicher Finanzier. An der Central Drama School, einer der renommiertesten Schauspielschulen Londons, von der auch Julie Christie kam, habe ich vorgesprochen. Barbara bereitete mich vor. Wir lasen »Ulysses«
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