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Ich darf Sie nicht lieben, Miss Jessica

Ich darf Sie nicht lieben, Miss Jessica

Titel: Ich darf Sie nicht lieben, Miss Jessica
Autoren: DOROTHY ELBURY
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der seine Wunde versorgte. Sie trat zu Benedict, der neben dem langsam zu sich kommenden Verletzten in die Hocke gegangen war und sich die blutunterlaufene Schwellung an dessen Schläfe besah.
    „Großartiger Wurf, übrigens.“ Benedict hob den Kopf und grinste anerkennend. „Ich hätte es nicht besser machen können.“
    Jessica verbiss sich ein Lachen, konnte sich indes nicht dazu durchringen, ihm zu gestehen, dass sie ihr beabsichtigtes Ziel weit verfehlt hatte. Stattdessen fragte sie, was mit Hazlett geschehen solle.
    „Das Beste wird sein, wenn ich versuche, ihm erst einmal den Stiefel auszuziehen“, erwiderte Benedict nachdenklich. „Aber du solltest nicht zusehen, wenn du einen empfindlichen Magen hast.“
    „Unsinn!“, erklärte Jessica entschieden. „Jemand muss schließlich sein Bein festhalten, während du ziehst.“ Sie kniete sich neben den stöhnenden Viscount und umfasste sein Knie, während Benedict den beschädigten Stiefel langsam herunterzog.
    „Ein glatter Durchschuss“, stellte er fest, nachdem er auch den blutgetränkten Strumpf entfernt hatte. „Umso besser, das verringert die Gefahr einer Blutvergiftung.“
    „Holen Sie mir einen Arzt!“, verlangte Hazlett keuchend.
    „Nicht ehe wir ein paar Dinge geklärt haben“, erwiderte Benedict unbeeindruckt. Er nahm sein Krawattentuch ab und legte einen Druckverband um die immer noch blutende Schusswunde an. Dann hievte er den sich lauthals beschwerenden Viscount vom Boden hoch, half ihm in einen Sessel und gab ihm ein Glas Brandy gegen die Schmerzen. Nachdem er Jessica zu der Chaiselonge geleitet und sie gebeten hatte, Platz zu nehmen, trat er vor den Kamin, verschränkte die Arme vor der Brust und fixierte Hazlett.
    „Meinen Informationen zufolge“, begann er leidenschaftslos, „erwarb der Marquess of Aylsham die Anteile an der Mine ursprünglich für seinen Sohn Jack Stavely, der sie beim Glücksspiel an Sie verlor. Stavely verschwand nicht, wie allgemein angenommen wird, wegen eines Duells, sondern weil er sich nicht traute, seinem Vater zu beichten, dass er hohe Spielschulden hatte. Mein Bruder Theodore …“, fuhr er fort, „… der unter den gleichen Umständen wie Sie in den Besitz der Urkunde gelangte, verlor in der Folge große Summen an Sie und Ihre Kumpane. Als Sie erfuhren, dass die Mine gewinnträchtig ist, unternahmen Sie alles, um Theos Schuldscheine aufzukaufen – stimmen meine Ausführung so weit?“
    Statt einer Antwort zuckte Hazlett lediglich mit den Schultern und starrte ihn an.
    Benedict holte tief Luft. „Und nachdem Sie Schuldscheine im Wert von fünfundzwanzigtausend Pfund Ihr Eigen nannten, nahmen Sie an, Sie hätten jedes Recht, die Rückgabe der Besitzurkunde von Theodore zu verlangen.“ Benedict hob fragend die Brauen.
    „Ich bot ihm an, die Schulden für null und nichtig zu erklären“, brach es wutentbrannt aus dem Viscount heraus. „Stattdessen schießt sich dieser Idiot eine Kugel durch den Kopf!“
    Benedicts Mund wurde zu einem schmalen Strich. „Meinem Bruder wäre nichts geblieben, wenn Sie ihm die Besitzurkunde abgenommen hätten“, erwiderte er düster. „Meiner Ansicht nach wählte Theo, obwohl auch er herausgefunden hatte, dass die Mine Profit abwirft, den Freitod, weil er selbst keinen Lebensmut mehr aufzubringen vermochte, aber unbeirrbar daran glaubte, dass ich die Sache an seiner statt durchfechten würde – was ich, wie ich Ihnen versichere, fest entschlossen bin zu tun.“
    Er verengte die Augen und starrte den finster dreinblickenden Viscount an. „Ich kaufe Ihnen jeden einzelnen Schuldschein Theos ab, Hazlett. Und obwohl Sie am Montagabend um fünfundzwanzigtausend Pfund reicher sein werden, dürften Sie zu diesem Zeitpunkt begriffen haben, dass Ihnen das Geld an dem Ort, an dem Sie sich dann befinden, nicht sonderlich viel nützt.“
    „Sie können mir gar nichts nachweisen“, versetzte der Viscount verächtlich.
    „Dessen wäre ich mir an Ihrer Stelle keineswegs sicher, Hazlett“, ließ sich eine Stimme von der Tür her vernehmen, und als der Blick dreier Augenpaare in die Richtung flog, betrat Sir Simon Holt den Raum, den Honourable Freddy Fitzallan im Schlepptau. Hinter ihnen, auf dem Fußboden des Korridors, wanden sich die gefesselten und geknebelten Gestalten von Hazletts Handlangern inmitten der Trümmer aus Porzellan und Holz, die bei Benedicts erstem, vergeblichem Versuch, Jessica zu befreien, entstanden waren.
    „Ihr habt euch wahrhaftig Zeit gelassen!“
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