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Ich darf Sie nicht lieben, Miss Jessica

Ich darf Sie nicht lieben, Miss Jessica

Titel: Ich darf Sie nicht lieben, Miss Jessica
Autoren: DOROTHY ELBURY
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aus. Er griff nach Hut und Handschuhen und war schon im Begriff, das Zimmer zu verlassen, als sein Blick die leicht geknickte Rolle aus Ölpapier streifte, die auf seinem Toilettentisch lag. Nachdem Fitzallan, Holt und er das Schriftstück sorgfältig studiert hatten, wusste er nun, dass die Anteile an der Mine ursprünglich dem vermissten John Stavely gehört hatten und vor ungefähr fünf Jahren an Hazlett überschrieben worden waren. Der Viscount hatte sie dem damaligen Earl of Wyvern knapp zwei Monate vor dessen Tod übereignet, und Theo wiederum seinem Bruder. Sämtliche Unterschriften waren ordnungsgemäß gegeben und bezeugt worden, und soweit Benedict und die beiden Freunde es hatten beurteilen können, vollkommen rechtskräftig.
    In dem Wissen, dass er frühestens am Montagmorgen die Bank aufsuchen konnte, nahm er die Rolle an sich und sah sich nach einem Versteck um. Dann rief er sich in Erinnerung, dass Hazlett vor nichts zurückgeschreckt war, um das Dokument in seine Hände zu bringen, und kam zu dem Schluss, dass er besser daran tat, wenn er das Schriftstück nicht im Haus zurückzuließ. Eingedenk der Tatsache, dass es den Handlangern des Viscounts gelungen war, ihm sogar seine Geldbörse zu stehlen, verwarf er die Möglichkeit, sie in einer seiner Rocktaschen unterzubringen, und steckte die Rolle schließlich in den Schaft seines rechten Stiefels.
    „Du meine Güte!“
    Matt Beresford schnappte nach Luft und schüttelte sprachlos den Kopf, als der überraschend aufgetauchte Earl of Wyvern ihm sein Anliegen vorgetragen hatte. „Abgesehen von dem unglückseligen Zwischenfall letzten Monat, bei dem Sie ihr und Nicholas zu Hilfe kamen, wusste ich nicht einmal, dass Sie meine Halbschwester überhaupt kennen!“, erklärte er nach einer Weile verblüfft.
    „Ich … es war mir nicht möglich, sie zu vergessen“, erwiderte Benedict unbehaglich. Nachdem Jessica ihn gebeten hatte, den Vorfall in der Oxford Street nicht zu erwähnen, nahm er an, dass es besser war, auch ihre anderen Begegnungen – und ganz besonders die auf der Terrasse von Conyngham House – aus dem Spiel zu lassen. „Darf ich davon ausgehen, dass Sie keine Einwände dagegen haben, wenn ich Miss Beresford den Hof mache?“
    „Nun, nein, keineswegs.“ Zerstreut trommelte Matt auf die Platte seines Schreibtischs. „Aber wir reisen morgen zu unserem Anwesen in Lincolnshire zurück, und ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie Sie Ihre Werbung unter diesen Umständen fortsetzen wollen. Ich werde Jessica natürlich von Ihrem Antrag unterrichten, sobald sie zurückkommt. Sie ist heute Abend mit einigen ihrer Freunde in Vauxhall.“
    Nach einem Blick auf die Stutzuhr auf dem Kaminsims, die neun Uhr anzeigte, setzte er hinzu: „Allerdings erwarte ich sie nicht vor Mitternacht, und das ist, wie Sie mir sicher bestätigen werden, kein angemessener Zeitpunkt mehr für ein ernsthaftes Gespräch.“
    „Ihre Erlaubnis vorausgesetzt, Sir“, erwiderte Benedict und erhob sich, „würde ich unter diesen Umständen gern so schnell es geht nach Vauxhall zu fahren und mein Anliegen persönlich vortragen.“
    „Einverstanden, Wyvern.“ Matt stand ebenfalls auf und streckte Benedict grinsend die Hand entgegen. „Ich wünsche Ihnen viel Glück.“ Und erst recht, wenn Sie es tatsächlich mit diesem Ausbund an Eigensinn aufnehmen, setzte er in Gedanken hinzu. Sie werden es nämlich ganz sicher brauchen .
    Als Benedict vor dem Eingang der Vauxhall Gardens anhielt und Berridge die Zügel zuwarf, hatte er beschlossen, dass es das Beste war, wenn er seine Suche nach Jessica bei der Rotunde begann. Er kämpfte sich durch die dicht gedrängt stehende Zuschauermenge, die begeistert das Abschlussfeuerwerk verfolgte, und gelangte schließlich auf den Platz, in dessen Mitte sich der Pavillon erhob.
    Plötzlich erregte ein kleiner Menschenauflauf, der sich vor einer der Logen gebildet hatte, seine Aufmerksamkeit. Benedict reckte den Hals, um herauszufinden, was die Ursache all des aufgeregten Schwatzens und fahrigen Gestikulierens der Schaulustigen sein mochte, doch auf den Anblick, der sich ihm bot, war er so wenig vorbereitet, dass ihm das Herz auszusetzen drohte.
    Ausgestreckt auf dem Buffettisch in der Loge lag die reglose Gestalt von Walter Allardyce. Blut sickerte ihm aus einer hässlich aussehenden Wunde am Kopf, und um ihn herum standen mit aschfahlen Gesichtern Gerald Pevensey, die beiden Lyndhurst-Geschwister, Sir Philip Henderson, der die
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