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Ich brauche dein Lachen

Ich brauche dein Lachen

Titel: Ich brauche dein Lachen
Autoren: LYNNE GRAHAM
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größten, erfolgreichsten Unternehmen der Welt. Er fühlte sich gedemütigt, hundeelend und kein bisschen als Mann – zum ersten Mal in den neunundzwanzig Jahren seiner Existenz.
    Wie sollte er dieses Fiasko seiner verletzlichen Mutter hinreichend erklären? Alice Lombardi zählte ungeduldig die Tage bis zur Hochzeit ihres Sohnes und konnte es kaum erwarten, ihr erstes Enkelkind in den Armen zu wiegen. Sie war eine leidende Frau, von Arthritis geplagt und geschwächt von weiteren Krankheiten. Jede Woche, die sie überlebte, musste ein wahres Gottesgeschenk sein, und ihr schlechter Gesundheitszustand erlaubte ihr herzlich wenig wahre Vergnügen. Jetzt würde es keine Hochzeit geben, keine Aussicht auf ein Baby, mit dem Leben in das leere Kinderzimmer kam, keine frische, muntere Schwiegertochter, die ein bisschen Schwung in ihre eintönigen und schmerzerfüllten Tage brachte …
    Er hatte es bis jetzt noch nie offen zugegeben, aber er brauchte eine Frau.
    „Tammy bedeutet mir nichts … schließlich ist sie kein Mann.“ Heimtückisch und verlockend klang ihm das Echo von Christabels heiserer Stimme in den Ohren, und wieder ballte er grimmig die Hände zu Fäusten. Nein, er konnte, er würde ihr nicht vergeben, nicht seiner eigenen starken Libido zuliebe, nicht einmal seiner bewunderten Mutter zuliebe. Christabel, die Frau, die er so unglaublich geliebt hatte, war eine Schwindlerin. Was sagte das über sein Urteilsvermögen aus? Er hatte geglaubt, seine Verlobte durch und durch zu kennen, dabei hatte er ihr berechnendes, unmoralisches Wesen auch nicht nur ansatzweise durchschaut. Eine schlechtere Wahl hätte er selbst dann nicht treffen können, wenn er beschlossen hätte, eine völlig Fremde zu heiraten.
    Genauso gut könnte er der erstbesten Frau, die ihm über den Weg lief, einen Heiratsantrag machen …
    Bei dieser Vorstellung musste Rio bitter auflachen, und er schenkte sich aus der Bar im Fond der Limousine einen großen Brandy ein.
    Holly fror, sie war hungrig und hatte Angst. Noch nicht einmal ein Uhr morgens, und die restlichen Stunden der Nacht lagen noch vor ihr. Wie lange war sie schon unterwegs? Ihr taten Rücken und Beine weh, und vor Erschöpfung sah sie alles verschwommen, aber wo konnte sie schon über Nacht bleiben, wo sie in Sicherheit wäre? Fast den ganzen Tag hatte sie in einem Bahnhof herumgesessen, hatte immer wieder den Platz gewechselt, um nicht die Aufmerksamkeit irgendeiner Amtsperson auf sich zu lenken, bis schließlich zwei jugendliche Rowdys sie belästigt und gezwungen hatten, sich in die Damentoilette zu flüchten. Während sie versucht hatte, sich etwas frisch zu machen, hatte man ihr die Jacke geklaut, zusammen mit der Geldbörse, die in der Innentasche steckte. Es war ihre eigene Schuld, die Jacke auszuziehen, sie achtlos über Timmies Buggy zu werfen und kurz unbeobachtet zu lassen.
    Es hatte keinen Zweck, deswegen einen Polizisten anzusprechen, nicht, wenn ihr peinliche Fragen gestellt und sie um eine Adresse gebeten wurde. Ihre Geldbörse mit den letzten wenigen Scheinen darin war verschwunden, und das war’s. Wie so vieles andere, das Holly zugestoßen war, seit sie vor sieben Monaten voller naiver Hoffnungen nach London gekommen war, war es nur ein weiteres Pech, dass sie jetzt blank war, ein weiteres Stück in der Pechsträhne, die kein Ende zu nehmen schien.
    Als sie stehen blieb, um nachzusehen, ob ihr acht Monate alter Sohn noch warm eingepackt und gut geschützt war gegen die kühle Luft, schauderte sie heftig und befingerte die beiden ramponierten Tragetaschen, die ihre gesamten Habseligkeiten enthielten. Ich bin der größte Pechvogel und Versager auf der ganzen Welt, dachte sie unglücklich. Zu nichts zu gebrauchen, nicht einmal dazu imstande, Timmie ein Dach über dem Kopf zu geben, und sei es noch so schäbig, und so für ihn zu sorgen, wie er es verdient. Nun ging sie durch die Straßen, obdachlos, ohne einen Cent, und stand kurz davor, zur Bettlerin zu werden …
    Dabei hatte sie sich vor vierundzwanzig Stunden noch so sehr bemüht, neuen Mut zu fassen und ihre Probleme in den Griff zu bekommen. Sie war zum Amt für Sozialhilfe gegangen und hatte berichtet, dass ihr Vermieter zwei Mal während der Nacht versucht hatte, in ihr Zimmer einzudringen, und dass sie sich vor ihm fürchtete.
    „Wir haben bisher noch keine Klagen über ihn gehört“, hatte die Frau hinter der Absperrung gesagt, gleichgültig und unbeeindruckt. Dabei hatte sie nicht einmal versucht,
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