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Ich bin verliebt in deine Stimme

Ich bin verliebt in deine Stimme

Titel: Ich bin verliebt in deine Stimme
Autoren: Heinz G. Konsalik
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vergiftet mir seit einiger Zeit das Leben. Es tut mir leid, Ihnen das sagen zu müssen. Hoffentlich ist es kein Mensch, den Sie schätzen, Fräulein Martens.«
    »Nein, keineswegs, im Gegenteil.«
    »Wo finde ich ihn?«
    Rachsüchtig antwortete Petra: »Bei der Presse. Er ist Reporter.«
    »Reporter? Peterm …«
    Das Wort erstarb ihm im Munde. Ein Vorhang zerriß in seinem Gehirn. Plötzlich sah er klar, und er konnte es nicht fassen, daß er das nicht von Anfang an begriffen hatte. Aber das ist ja oft so im Leben. Gerade auf das Nächstliegende kommt man zuletzt. Ralf blickte Petra an, lächelte, schüttelte den Kopf.
    »Was waren wir zwei für Idioten!« sagte er.
    »Ich?!« stieß Petra pikiert hervor.
    Ralf lachte laut heraus. »Nein, Sie nicht. – Ich und mein bester Freund. Er ist jener Reporter. Ich merke das jetzt erst, und das stempelt mich – aber auch ihn – zum Riesenidioten.«
    »Ich verstehe Sie trotzdem nicht.«
    »Sehen Sie, das ist so: Petermann ist mein Familienname. Mit Vornamen heiße ich Ralf; mit vollem Namen also Ralf Petermann. Mein Freund aber heißt mit vollem Namen Peter Mann, mit dem Vornamen Peter, mit dem Nach- oder Familiennamen Mann. Aus dieser scheinbaren Namensgleichheit hat sich jedenfalls ein Bündel von Verwicklungen ergeben, die uns böse zu schaffen machten.«
    Petra blickte ihn mit großen Augen an. »Ihnen auch?« fügte sie hinzu.
    »Ich … ich ahne etwas«, sagte sie zögernd und wurde rot dabei.
    »Was denn?«
    »Darf ich Ihnen eine Frage stellen?«
    »Bitte.«
    »Wissen Sie vielleicht von einer Ansichtskarte, die in letzter Zeit meiner Kollegin Inge Westholdt geschickt wurde?«
    »Ja«, erwiderte Ralf grinsend.
    »Darf ich Sie auch noch fragen, woher die Karte kam.«
    »Aus Soltau.«
    »Meine letzte Frage: Wer hat sie geschrieben?«
    »Ich«, erwiderte Ralf unter ständigem Grinsen.
    Petra faßte sich ans Herz.
    »Mein Gott«, sagte sie leise und wurde plötzlich ganz blaß.
    »Das verzeiht er mir nie«, fügte sie nach einer Weile hoffnungslos hinzu.
    Doch sie irrte sich. Die Verzeihung war schon unterwegs. Am Ende des Korridors, in Petras Rücken, entstand Bewegung. Ein Mann tauchte auf.
    »Fragen Sie ihn doch selbst«, sagte Ralf zu Petra, über ihre Schulter zeigend.
    Sie drehte sich um, sah den Mann, der mit jedem Schritt eiliger auf sie zukam. Da rief sie: »Peter!« Der Ruf verhallte. Peter reagierte überraschenderweise gar nicht darauf, sondern schenkte Petra, als er herangekommen war, keinen Blick und unterhielt sich nur mit Ralf.
    »Das dauerte mir zu lange draußen«, sagte er. »Wie stehen die Aktien hier?«
    »Ich glaube, gut«, grinste Ralf.
    »Hat die Dame eingesehen, daß nicht ich Prügel verdiene, sondern sie?«
    »Frag sie doch.«
    »Wann ist sie mit der Exekution einverstanden?«
    »Dazu sind wir noch gar nicht gekommen.«
    »Vollstreckungsort ist das Standesamt.«
    »So?«
    »Die Prügelstrafe wird umgewandelt in lebenslanges Ehejoch.«
    »Peter!« jubelte Petra und warf sich ihm in die Arme.
    Der Rest entging Ralf, da er sich schmunzelnd entfernte. Er konnte sich aber das, was in seinem Rücken geschah, lebhaft vorstellen. Es animierte ihn außerordentlich und ließ in ihm den Entschluß reifen, die Lösung seines ähnlich gelagerten eigenen Problems nicht mehr länger aufzuschieben. Er setzte sich auf dem Parkplatz des Fernamts in Peters Auto und wartete. Nach einer Ewigkeit, wie es ihm schien, hatte er endlich das Vergnügen, seines Freundes wieder ansichtig zu werden.
    »Morgen abend kommst du zu uns«, sagte Peter strahlend. »Petra läßt dich bitten. Wir wollen ein bißchen feiern.«
    »Das geht nicht, Peter.«
    »Warum nicht?«
    »Ich fahre weg.«
    »Wohin?«
    »Nach Oberstdorf.«

13
    Etwas außerhalb von Oberstdorf, zum Nebelhorn hin, lag am Fuße einer kleinen Erhebung, umgeben von saftigen Wiesen und niedrigen Tannen, die Hotelpension ›Alpenblick‹. Sie war nicht allzu groß, und so kam es, daß ihre Gäste, von wenigen Ausnahmen abgesehen, zumeist eine große Familie bildeten. Sie nahmen Anteil am gegenseitigen Schicksal, tauschten Gesundheitsratschläge aus, ließen Familienfotos herumgehen.
    Frau Lederer, die Besitzerin, war der gute Geist des Hauses. Sie kümmerte sich um alles und jeden und ließ niemanden den Ausfall ihres Mannes spüren, der schon vor Jahren in den Bergen tödlich abgestürzt war.
    In der letzten Woche allerdings mußten sich von den 46 Gästen, die im Haus weilten, zum erstenmal 45 etwas zurückgesetzt
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