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Ich bin kein Serienkiller

Ich bin kein Serienkiller

Titel: Ich bin kein Serienkiller
Autoren: Dan Wells
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Vorsichtig tastete ich mich Stufe um Stufe hinab, bis ich auf halbem Weg einen schwachen Schein bemerkte, der durch das Fenster in der Hintertür hereinfiel. Draußen war es heller, und jetzt erkannte ich sogar die Bäume in Crowleys Hinterhof. Im Erdgeschoss wandte ich mich zur Kellertreppe, doch auf einmal tauchten draußen grelle gelbliche Lichter auf, und das dumpfe Dröhnen eines Motors näherte sich rasch und schwoll zu einem zornigen Heulen an.
    Crowley war wieder da.
    Da mir keine Zeit mehr blieb, im Keller zu verschwinden, rannte ich zur Hintertür. Ich musste unbedingt das Haus verlassen, bevor der Dämon es betrat. Der Knauf klemmte, doch ich drehte fester, und dann sprang der kleine Knopf heraus, der den Griff blockiert hatte. Ich riss die Tür auf, trat hinaus und zog sie so schnell und leise wie möglich hinter mir zu.
    Mit lautem Knirschen bog das Auto in die Zufahrt ein, die Scheinwerferkegel wanderten über den Schnee und tauchten die Bäume im Hinterhof in ein zorniges gelbes Licht. Dann öffnete der Dämon mit einem Schrei die Fahrertür. Zu spät wurde mir klar, dass ich vergessen hatte, die Hintertür wieder zu verriegeln. Voller Angst hockte ich draußen davor. Wenn der Dämon hier nachschaute, war ich tot. Ich spielte mit dem Gedanken, sie noch einmal zu öffnen und ordentlich abzusperren, doch es war zu spät, denn schon öffnete sich die Vordertür. Der Dämon war bereits im Haus. Ich sprang die paar Betonstufen hinunter und rannte zur Ecke. Sobald ich die Deckung verließ, würde ich unübersehbar mitten im Strahl der Scheinwerfer stehen. Wenn ich blieb, wo ich war, würde er mich entdecken, sobald er die Hintertür öffnete. Ich holte tief Luft, rannte quer durch die Lichtkegel und versteckte mich im Schatten des Schuppens.
    Hinter mir rührte sich nichts, die Hintertür öffnete sich nicht. Ich verfluchte mich selbst, weil ich mir wegen so einer Kleinigkeit solche Sorgen machte. Er würde natürlich nicht bemerken, dass der kleine Knopf hervorstand, wenn er sich beeilte, um seine Frau zu retten. Gleich darauf hörte ich im ersten Stock ein Heulen, das meine Vermutung bestätigte. Er war sofort zu Kay gelaufen. Ich konnte vielleicht doch noch entkommen.
    Vorsichtig schlich ich wieder ins Licht. Ich war bereit, jederzeit wegzurennen, und zugleich überzeugt, dass mir das Weglaufen überhaupt nichts nutzen würde, falls er mich bemerkte. Ich wusste nicht, wie viel Zeit mir noch blieb. Vielleicht löste er Kays Fesseln sofort, vielleicht wartete er auch, bis er wieder seine menschliche Gestalt angenommen hatte. Vielleicht blieb er bei ihr, bis er sicher war, dass ihr nichts passiert war, oder er stürmte wieder nach draußen, um denjenigen zu suchen, der ihr das angetan hatte. Ich konnte es nicht wissen, aber mir war immerhin klar, dass meine Aussichten, unbehelligt davonzukommen, mit jeder Sekunde schwanden. Ich musste mich sofort zurückziehen.
    Vorsichtig tastete ich mich dicht am Haus entlang und näherte mich den grellen Scheinwerfern. Dabei schirmte ich die Augen so gut wie möglich ab, um mich auf die Dunkelheit dahinter einzustellen. Sobald ich Crowleys Auto erreicht hatte, lief ich zur anderen Seite herum, bis ich mich hinter den Reifen hocken und über die Motorhaube hinweg Crowleys Vordereingang beobachten konnte. Die Tür stand offen, im ersten Stock waren die Vorhänge noch vorgezogen. Dann blickte ich zu unserem Haus hinüber, das eine Million Meilen entfernt auf der anderen Straßenseite stand. Eis und Schnee umgaben es wie Minen und Stacheldraht, die nur darauf warteten, mich zu fangen, meine Fußspuren aufzunehmen oder mich einfach nur aufzuhalten, während ich zu meinem schützenden Zimmer rannte. Wenn ich es über die Straße bis in unser Haus schaffte, wäre ich in Sicherheit. Crowley käme nie auf den Gedanken, dass ich seine Frau angegriffen hatte. Doch es war weit weg, und ich musste die offene Straße überqueren. Ein Blick aus einem Fenster würde ausreichen, dann wäre alles vorbei. Ich bereitete mich darauf vor, aus Leibeskräften zu rennen …
    … und dann entdeckte ich die Leiche auf dem Beifahrersitz.
    Der Tote war in sich zusammengesunken und ragte kaum über die Unterkante der Scheibe heraus, aber das schwache Licht von der offenen Haustür reichte aus, um ihn zu betrachten – ein kleiner Mann, halb verborgen im Schatten. Er trug einen einfachen Wollmantel und war voller Blut.
    Betäubt vor Schreck hockte ich mich auf die gefrorene Erde. Ich hatte den Dämon
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