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Ich bin ein Fundbüro - mein Alltag mit Kindern

Ich bin ein Fundbüro - mein Alltag mit Kindern

Titel: Ich bin ein Fundbüro - mein Alltag mit Kindern
Autoren: Anke Willers
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Kokusnussschalen-Schaukeln sei, aber einen gravierenden Nachteil habe: Man könne sie nicht an die Leine nehmen und mit ihr spazieren gehen. Dafür brauche sie – einen Hund! Das war im vergangenen Winter.

In geheimer Mission: Moneypenny macht Teilzeit
    Sie taten es im Frühling hinter meinem Rücken. Und das war gut so. Denn sonst hätte ich es vielleicht verhindert: Der Kindsvater und seine Zweitgeborene setzten
sich an den Computer und entwarfen ein Dogsitter-Stellengesuch: »Ich bin so tierlieb. Ich suche einen Hund zum Gassigehen. Wer hilft mir? Jette.« Das Ganze hängten sie mit Telefonnummer an das Schwarze Brett in unserer Siedlung. Zehn Tage später hatten sie Kontakt: Jochen, Jette und Miss Moneypenny. Miss Moneypennys Wunsch, das weiß jeder, war es, mal mit Nullnullsieben auszugehen. Das klappte nie so richtig. Unsere Moneypenny hat da mehr Glück: Sie hat jetzt regelmäßige Dates. Mit Jette. Die hat zwar keinen coolen Aston Martin wie Nullnullsieben. Aber das macht nichts, denn unsere Moneypenny hat auch keine Hollywoodfrisur und kann keine Geheimakten abtippen. Nein, sie ist eine kesse Terrier-Dame. Und ihre Chefs haben ein Atelier für Foto- und Web-Design in unserer Nachbarschaft. Dort bewacht Moneypenny den Flur. Ein eher unaufregender Job.
    Deshalb ist Jette jetzt montags, mittwochs und freitags nach den Hausaufgaben Teilzeitfrauchen, und Moneypenny ist Teilzeithund. Beide gehen zusammen teilzeitgassi (und wir im Schlepptau teilzeit hinterher, noch jedenfalls). Moneypenny ist sieben Jahre alt, ein bisschen wild, frech, neugierig. Kurz: Sie passt sehr gut zu unserem Kind. Und manchmal, wenn ich Jette beobachte, wie sie versucht, Moneypenny in Schach zu halten, frage ich mich, wer hier eigentlich wen erzieht. Sehr entschieden und tough – wie es Vorzimmerdamen sein müssen – bringt Moneypenny unser Kind dazu, sich konsequent und klar zu verhalten: Sie macht mit
einer Pfote Gimme-Five – aber nur wenn sie hinterher ein Leckerli kriegt. Sie kann auch brav am Straßenrand »Sitz« machen – wenn sie hinterher ein Leckerli fressen darf. Oder weglaufen und wiederkommen, wenn man sie ruft – und hinterher die Leckerli-Tüte zückt. Unser Kind ist überglücklich: Endlich wird sie im Park angesprochen: »Ja, du hast aber einen tollen Hund. Was ist das denn für einer?« »Paaßn-Dschäck- Rassel«, sagt Jette. »Und hört der auf dich?« »Der macht sogar gimmifaif!« »Echt?« »Ja, Moneypennymachmagimmifaif!« Dann kommen das Leckerli und bewundernde Blicke, und Jette wächst um mindestens zehn Zentimeter: Endlich fühlt sich die Kleinste in unserer Familie auch mal als Chef, der anderen sagt, wo es langgeht.
    Und weil Moneypenny gut erzogen ist, clever und charmant, macht sie mit. Nicht immer, aber immer öfter: Dass sie neulich erst in den Teich sprang, dann in den Kaninchenbau kroch und hinterher aussah wie eine Flaschenbürste nach dem Großeinsatz, haben wir ihr längst verziehen. Die Wahrheit ist: Miss Moneypenny hat uns alle rumgekriegt. Sogar mich: Demnächst darf sie deshalb über Nacht bleiben. Und Nullnullsieben? Der hat was verpasst!

Schon wieder Wurschtelwochen
    »Hilfe, Ferien!«, denke ich jedes Mal, wenn der letzte Schultag naht. Denn die große Frage ist doch: Wohin mit den Kindern, wenn man ins Büro muss?

    Es gibt Sätze, die kann ich überhaupt nicht leiden. Einer davon lautet: »Wie, gehst du schon? Na, ich möchte auch mal Teilzeit arbeiten!« Ein anderer: »Ach, ihr habt ja schon wieder Ferien.« Oft schwingt bei diesen Sätzen mit: »Also, im Gegensatz zu euch Müttern muss ich ja ernsthaft arbeiten.« Richtig ist: In diesen Monaten stehen sie wieder Schlange, die schulfreien Tage. Osterferien, Pfingstferien, Sommerferien. »Yippee«, rufen unsere Kinder und machen ausdauernd Pläne: lange schlafen, lange aufbleiben, keine hektischen Geodreieck- Suchaktionen und keine Angst, Frau Dr. Frobenius könnte morgen unerwarteterweise mit einer Englisch- Ex um die Ecke kommen. Das Problem ist nur: Wenn meine Kinder Ferien haben, habe ich meistens leider keine Ferien. Sondern Stress. Denn Jochen
und ich sind fest angestellt. Und das heißt, wir haben nicht 15 Wochen frei, sondern jeder nur sechs.
    Liebe Mathelehrer, ich finde, das wäre doch mal eine wirklich interessante Sachaufgabe für den allerletzten Schultag: Man addiere die Zahl der tariflich festgelegten Urlaubstage von Mama (30) zu der Zahl der Urlaubstage von Papa (31). Die Summe subtrahiere man dann vom Produkt aus 15 x
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