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Ich bin die Nacht

Ich bin die Nacht

Titel: Ich bin die Nacht
Autoren: Ethan Coss
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hast dich entschieden, ihm zu folgen. Jetzt musst du den aufrichtigen Wunsch haben, damit aufzuhören.«
    »Ich kann aber nicht aufhören. Ich bin eine Bestie … ein Ungeheuer.«
    »Das glaube ich nicht. Du würdest nicht mit mir reden, wenn du nicht den Wunsch hättest, dich zu bessern.«
    »Was ich will, spielt keine Rolle, Father. Ich wünschte, ich wäre ein normaler Mensch, aber das bin ich nicht. Nicht mehr. Ich bin zerbrochen, und niemand kann mich je wieder zusammensetzen. Außerdem gebe ich den Leuten nur, was sie wollen.«
    » So etwas will niemand.«
    »Aber sicher doch. Wissen Sie, wie viele Briefe ich bekommen habe, während ich in dieser … Einrichtung war? Diese Leute wollen einen Gegner, einen Widersacher. Sie sind fasziniert von mir. Ich bin ihr Gott. Wenigstens für einige. Andere brauchen das Wissen, dass es jemanden wie mich gibt, um besser mit der Finsternis zurechtzukommen, die in ihnen steckt. Damit sie sich normal fühlen können, verstehen Sie?«
    »Hast du keine Angst, dass es dich selbst mal erwischen könnte?«
    »Überhaupt nicht. Wenn jemand irgendwann das Glück hat und mich umbringt, ist es scheißegal. Und wissen Sie warum? Ich werde ewig leben, denn in psychologischen Seminaren an sämtlichen Unis wird man mich immer wieder analysieren. Man wird Bücher über mich schreiben und Dokumentarfilme drehen. Ich werde sogar Nachahmer finden … ist das nicht lustig? Je länger mich die Cops vergeblich jagen, je mehr Menschen mir zum Opfer fallen, je schockierender meine Verbrechen sind, umso größer wird meine Legende.«
    »Weißt du, was dich wirklich zur Legende machen würde? Wenn du dein Leben änderst. Denk darüber nach, ich bitte dich. Wenn ein Mann wie du, der zu Dingen imstande ist, wie du sie getan hast, den Weg ins Licht findet, wären die Menschen wirklich fasziniert. Du könntest der Widersacher sein und zugleich der Held. Der Herr sagt: ›Ebenso wird auch im Himmel mehr Freude herrschen über einen einzigen Sünder, der umkehrt, als über neunundneunzig Gerechte, die es nicht nötig haben umzukehren.‹ Es gibt einen Weg ins ewige Leben, Francis, den ich dir zeigen kann. Ich kann dir helfen. Du brauchst dich nur zu stellen.«
    »Gute Nacht, Father.«
    »Leg noch nicht auf, ich …«
    Ackerman legte auf. Er trocknete seine Tränen und schaute auf die Uhr. Es bestand zwar die Möglichkeit, dass Jim ihm entkam, aber bis jetzt hatte es noch keiner geschafft. Er war einfach zu gut in seinem Job.
    Er würde seinen neuen Freund finden und sein Versprechen einlösen. Jim würde langsam sterben, sehr langsam. Er würde schreien, bis seine Lungen sich mit Blut füllten und er in der Flüssigkeit ertrank, die ihn bis dahin am Leben erhalten hatte. Es würde ein langer, qualvoller Tod.
    Ackerman legte die Schrotflinte auf die Arbeitsplatte und zog ein Jagdmesser aus einer Scheide an seinem Rücken. Langsam drehte er es in der Hand, bewunderte die funkelnde, perfekt geschliffene Klinge. Er dachte über die Qualen nach, die er Jim damit bereiten würde. Bald, sehr bald schon. Er würde jede Sekunde von Jims Todeskampf genießen, würde seinen Tod so lange hinauszögern, wie er nur konnte, und seine Ekstase verlängern.
    Und dann, wenn Jim jede Folter durchlitten hätte und zum Schreien zu schwach wäre, würde er ihm das Leben nehmen.
***
    Francis Ackerman betrat den Imbiss und setzte sich an die Theke.
    »Was darf ich Ihnen bringen, Sir?«, fragte die Kellnerin.
    Er sah ihr tief in die Augen. »Ein Steak.«
    »Möchten Sie auch etwas trinken?«
    »Ja. Kaffee.«
    Sie notierte es sich. »Wie hätten Sie das Steak gern?«
    »Blutig.«
    »Bratkartoffeln, Salat?«
    »Nur Steak und Koffein.«
    Er schaute zum Fernseher, der an der Wand hing. Etwas erregte seine Aufmerksamkeit, und er bat die Kellnerin, den Apparat lauter zu stellen.
    »Bei einem Vorfall, der im Bundesstaat Colorado für Bestürzung und Entsetzen gesorgt hat, wurden gestern Nacht drei Männer getötet, ein Tankwart sowie zwei Trooper der State Police. Ein viertes Opfer wird im Augenblick wegen einer Schussverletzung am Kopf behandelt, doch man geht davon aus, dass es vollständig genesen wird.«
    Ackerman beugte sich vor. Vollständig genesen?
    Ein Police Officer verdrängte den Nachrichtensprecher. Die Bildunterschrift lautete: Major Christian Steinhoff, Colorado State Patrol. Ackerman prägte sich den Namen ein.
    Der schwitzende Officer erklärte: »Emily Morgan befindet sich auf dem Weg der Besserung und hat das Bewusstsein
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