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Ich bin dann mal offline

Ich bin dann mal offline

Titel: Ich bin dann mal offline
Autoren: Christoph Koch
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anderen anzurufen. Eine angerufene Person, die wiederholt nicht ans Telefon geht, wenn Ihre Telefonnummer auf dem Display erscheint, wird vermutlich einen Grund dafür haben. Und die Chancen, dass ausgerechnet zu häufige Nervanrufe dieser Grund sind, stehen gar nicht mal so schlecht. Da man niemanden zur Kommunikation zwingen kann, verzichten Sie also auf die telekommunikative Tarnkappe der Nummernunterdrückung und hinterlassen Sie einfach eine (!) Rückrufbitte auf der Mailbox oder per SMS. Wenn die andere Person nicht zurückruft, heißt das ja nicht, dass sie damit nicht doch etwas sagt. Sie müssen nur lernen, genau hinzuhören. Man muss auch loslassen können: Wenn Sie Ihr Mobiltelefon irgendwo zurücklassen, sei es im Spind einer Hallenbadumkleide oder auf Ihrem Schreibtisch im Großraumbüro, wenn Sie in ein Meeting gehen: Tun Sie der Menschheit einen Gefallen und schalten Sie es leise. Niemand will live miterleben, wie irgendjemand Sie fünf Mal hintereinander anruft -und jedes Mal eine polyphone Klangkaskade Ihres brandneuen Lady-Gaga-Klingeltons auslöst. Nicht hin-und herspringen: Nicht nur ist es ein Akt der Höflichkeit, die sogenannte Makeln-Funktion (oder »Call Waiting«) an Ihrem Telefon auszuschalten -es schont auch Ihre eigenen Nerven. Und die Ihres Gesprächspartners, den Sie nicht ständig mit einem »Moment bitte, ich bekomme gerade einen Anruf auf der zweiten Leitung« unterbrechen müssen.
    Kurz, aber wichtig: Schalten Sie die Tastentöne Ihres Mobiltelefons ab, damit es nicht bei jeder SMS, die Sie tippen, 160 Mal piepst -und Sie bei der nächsten S-Bahn-Fahrt zwischen dem 100. und dem 120. Zeichen von genervten Mitfahrern erdrosselt werden. Wenn Sie nicht wissen, wie man die Tastentöne abschaltet, fragen Sie Ihren Sohn, Ihre Enkelin oder irgendjemanden aus dem Freundesoder Verwandtenkreis, der noch zur Schule geht. Die erledigen das unabhängig vom Handymodell in fünf bis zehn Sekunden.
    Keine Marathon-Ansagen: Fassen Sie sich bei der Ansage auf Ihrer Handymailbox, aber auch beim heimischen Anrufbeantworter (falls Sie so etwas noch besitzen) so kurz wie möglich. Niemanden interessiert es, ob Sie den Anruf nicht annehmen können, weil Sie gerade nicht zu Hause oder »in einer Besprechung« sind, auf der anderen Leitung sprechen oder unter der Dusche stehen. Auch detaillierte Anleitungen, was der Anrufer alles zu hinterlassen hat, sind in der Regel überflüssig. Die meisten Menschen sind mit den Modalitäten einer Rückrufbitte inzwischen vertraut. Deshalb wird niemand statt Namen, Nummer und Anrufgrund den Namen des Bundestrainers, die Lottozahlen und eine mögliche Lösung für das Welthungerproblem aufsprechen. Und bestimmt wird heute auch niemand mehr anfangen zu reden, bevor der »Signalton« zu hören war -oder über Sachen wie »Hier ist der Blechdepp von XY«, gesungene Ansagen oder Stimmimitatoren auf Ihrer Mailbox lachen. Nicht angeben: Schalten Sie die automatische Fußnote »Sent from my Blackberry« oder »Gesendet von meinem iPhone« aus, wenn Sie nicht wollen, dass alle Empfänger wissen, dass Sie dauernd erreichbar sind. Als Statussymbol zum Distinktionsgewinn funktioniert diese Schlussformel ohnehin nicht mehr -wenn auch zugegebenermaßen als plausible Erklärung, warum man 100 Tippfehler in drei Sätzen macht.
    Im Netz
    Vorurteile ablegen: Im Internet geht es doch nur um Sex lautet die unterschwellige Befürchtung vieler Eltern und anderer besorgter Menschen. Doch auch, wenn es in den endlosen Weiten des World Wide Web so manchen Abgrund geben mag, in den man besser nicht starren möchte -die schönen Orte überwiegen: Laut einer Studie der US-Regierung sind genau 1,1 Prozent aller Internetseiten
    »sexuell explizit«. Erstens kommt da jeder abendliche Werbeblock im Privatfernsehen auf eine höhere Schmutzquote -und zweitens weiß man ja: Das, was die prüden Amerikaner als »sexuell explizit«
    brandmarken, geht im laxen Europa in mindestens der Hälfte aller Fälle noch als Kunst durch, weil es sich um das Foto eines Michelangelo-Werkes oder einen französischen Experimentalfilm handelt. Die Unüberschaubarkeit akzeptieren: Freunden Sie sich mit der Erkenntnis an, dass es schon immer viel mehr Informationen gab, als ein Mensch je hätte verarbeiten können. Das ist nicht schlimm: Niemand muss alles lesen -lassen Sie andere die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, wenn immer wieder neue Zahlen herauskommen, wie viele Terrabyte Informationen jedes Jahr neu auf den
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