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Ich bin dann mal offline

Ich bin dann mal offline

Titel: Ich bin dann mal offline
Autoren: Christoph Koch
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Wochenendverabredung, die Sie schon seit heute Morgen im Kopf haben. Googeln Sie die Telefonnummer für den Zahnarzttermin und gucken Sie in den Bundesligaticker. Tätigen Sie die Online-Überweisung, die dringend ansteht, und geben Sie dem eBay-Verkäufer, der Ihnen pünktlich diesen tollen Retro-Lampenschirm geschickt hat, seine positive Bewertung. Alles erledigt, alle potentiellen Ablenkungen abgestellt und abgehakt? Super, dann kann es ja losgehen.
    Ich halte nicht allzu viel davon, Menschen zu sagen, was sie zu tun und wie sie zu leben haben. Wer zu viele Ratschläge gibt und zu sehr an deren Gültigkeit glaubt, fängt irgendwann an, Vorschriften zu machen. Als nächstes beginnt er, nur noch weiße Kleidung zu tragen und Menschen auf einer abgelegenen Farm um sich zu scharen, die Lieder über ihn singen -und irgendwann muss die Polizei kommen. Der zweite Grund, warum ich Ratschlägen und damit auch Ratgeberbüchem skeptisch gegenüberstehe, ist die Tatsache, dass wir Menschen doch viel zu verschieden sind und uns mit Problemen herumschlagen, die allesamt gravierend und bedeutend und wichtig sind -aber eben auch immer komplett unterschiedlich.
    Ich habe trotzdem versucht, einige Dinge aufzuschreiben, von denen ich glaube, dass sie uns helfen könnten, uns in der wundervollen modemen Welt etwas weniger gestresst zu fühlen. Die es erlauben, die Möglichkeiten, die uns Internet und Handy bieten, freudig zu umarmen -uns aber gleichzeitig nicht von ihnen verrückt und unzufrieden machen zu lassen. Es liegt in der Natur der Sache, dass dabei für den Einzelnen vermutlich nur ein Teil der Ideen und Ratschläge richtig ist und funktioniert. Das Verzwickte daran: Es wird für jeden ein anderer Teil sein. Jemand, der in seinem Beruf feste Arbeitszeiten hat, fühlt sich auf andere Art und von ganz anderen Dingen gestresst als jemand, dessen Arbeitszeiten flexibel sind. Jemand mit Kindern im schulpflichtigen Alter denkt vermutlich anders über Facebook als jemand, der selbst noch zur Schule geht. Wie Douglas Adams schreibt: Jemand, der über 30 ist, hält andere Dinge für selbstverständlich oder eine Bedrohung als jemand unter 30. Deshalb mein Vorschlag: Probieren Sie aus, was für Sie funktioniert. Hinterfragen Sie Ihre Kommunikationsgewohnheiten, und wenn Sie mit allem genau so zufrieden sind, wie es im Moment ist -lassen Sie es so. Aber wenn Sie an manchen Stellen das Gefühl haben, unzufriedener, gehetzter oder unfreier zu sein als vor einigen Jahren -versuchen Sie, mal ein paar Kleinigkeiten zu ändern. Zuhause
    Das Internet muss sich auch mal ausruhen: Legen Sie für sich selbst feste Zeiten fest, zu denen Sie online sein wollen -vor allem aber definieren Sie umgekehrt auch feste Offline-Zeiten. So wäre es zum Beispiel möglich, zwischen acht Uhr abends und acht Uhr morgens nur in extrem dringenden Fällen online zu gehen -und zu diesen Notfällen zählen nicht die Mai! an die Lohnbuchhaltung oder das Googeln des Pausenhof-Erzfeindes aus der Grundschule. Sollten Sie ernsthafte Schwierigkeiten haben, diesen Vorsatz einzuhalten: Bei den meisten Betriebssystemen lässt sich eine regelmäßige Uhrzeit festlegen, zu der der Computer abends herunterfahren soll oder die Internetverbindung getrennt wird. Haben Sie Vertrauen -das Internet wird morgen früh auch noch da sein, noch bunter und weitläufiger als zuvor.
    Sonntags gehört Papa mir: Ziehen Sie in Erwägung, einen komplett internetfreien und -falls möglich -handylosen Tag pro Woche einzulegen. Sie müssen weder Sabbatkerzen anzünden noch die gewonnene Zeit zu einem Kirchgang nutzen -tun Sie einfach etwas, worauf Sie Lust haben und wozu Sie in der Hetze der Werkwoche einfach nicht kommen. (Nein, damit ist nicht gemeint, ein neues Virenschutzprogramm zu installieren oder die digitale Fotosammlung zu ordnen.) Verbringen Sie Zeit mit der Familie oder mit Freunden. Legen Sie sich mit einem Buch in die Badewanne oder lassen Sie einen Drachen steigen. Holen Sie die alte Gitarre vom Dachboden oder suchen Sie sich eine Freizeitmannschaft in Ihrer Lieblingssportart. Singen Sie, besuchen Sie einen Streichelzoo oder basteln Sie eine Arche aus Streichhölzern. Aber was auch immer Sie tun: Berichten Sie frühestens am Montag auf Facebook, Google Buzz oder Twitter davon. Es wird beachtet, was um den Tisch sitzt: Vereinbaren Sie mit Ihrem Partner oder Ihrer Familie, dass bei gemeinsamen Mahlzeiten keine Mobiltelefone, Blackberrys oder andere mobile Geräte mit an den Tisch
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