Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich bin dann mal alt

Ich bin dann mal alt

Titel: Ich bin dann mal alt
Autoren: Johannes Pausch , Gert Boehm
Vom Netzwerk:
sich im Laufe der Jahre: Ein junger Mensch hat – und braucht! – andere Rhythmen als sein Großvater. Doch noch wichtiger als diese Erkenntnis ist die Tatsache, dass man die eigenen Lebensrhythmen nicht geschenkt bekommt, sondern sie erlernen und einüben muss. In jüngster Zeit ist leider vielen Menschen das Gefühl für diesen Entwicklungsprozess verloren gegangen. Im Stress unseres schnellen und oberflächlichen Lebens haben die meisten vergessen, wie wichtig ein ausgewogener Rhythmus ist. Kaum jemand kümmert sich bewusst um seine Rhythmen. In jungen Jahren ist diese Missachtung noch verständlich: Kinder, Heranwachsende und aufstrebende Erwachsene haben anderes im Kopf als die Einübung spiritueller Grundhaltungen. Sie strotzen
vor Kraft und wollen das Hier und Jetzt genießen. Doch je älter der Mensch wird, desto mehr spürt er eine Sehnsucht, die sich allein in der Konsumwelt nicht mehr erfüllen lässt. Meistens sind es gesundheitliche Störungen, Stress oder Konflikte in der Familie und in der Arbeit, die ihn zu der Einsicht gelangen lassen, dass Geld, ein schöner Urlaub, das tolle Auto und die berufliche Karriere nicht alles im Leben sind. Was also tun?
    Schon in der Lebensmitte die Weichen stellen
    Mit dieser Frage befindet sich der Mensch schon mittendrin in der Auseinandersetzung mit seinen Lebensrhythmen. Die ersten Verschleißerscheinungen, die in der Regel zwischen 40 und 50 auftreten, sind häufig der Auslöser fürs Umdenken. Vielen Menschen wird jetzt bewusst, dass ihr Leben mehr Ordnung, mehr Rhythmus braucht. Ohne Ausgewogenheit geht jeder Organismus kaputt. Am Auto und an anderen Maschinen kann man die Störungen leicht erkennen, Menschen dagegen sind komplizierte Wesen, weshalb die Selbstbeobachtung besonders sorgfältig sein muss. Oft ist es sehr schwierig, die ungleiche Verteilung im eigenen Leben festzustellen und bewusst nach Wegen zu suchen, um die verlorene Ordnung wiederzufinden.
    Wir Menschen leben in der Illusion, dass wir unbegrenzte Freiheiten besitzen und tun und lassen können, was wir wollen. Doch diese Ideologie der Willkür tut niemandem gut – ohne Ordnung ist ein harmonisches Leben nicht möglich. Gemeint ist keine übertriebene, »militärische« Ordnung, sondern ein Rhythmus, der dem Leben guttut, weil er im Menschen Wachstum und Entfaltung fördert. Du musst also mit deinem Körper und deiner Seele maßvoll umgehen, sonst überforderst du dich. Die Organe, die Nerven, die Sinne – sie alle verlassen sich darauf, dass
du mit ihnen ordentlich und verantwortungsbewusst umgehst, damit ein ausgewogener Lebensrhythmus entstehen kann. »Ordnung ist das halbe Leben« heißt es in einer alten Volksweisheit. Vielleicht kann man die Ordnung auch so verstehen, dass sie zumindest für die zweite Lebenshälfte unverzichtbar wird. Ordnung zu schaffen, ist ein bewusster Vorgang, den man sogar beim Blick ins eigene Zimmer versteht: Unordnung entsteht scheinbar von selbst, weil jeder schnell mal da und dort etwas hinlegt, aber das Aufräumen ist ein aktiver Prozess.
    Seinen Rhythmus bewusst zu beachten, ist keine typische Aufgabe fürs hohe Alter, sondern gilt schon in der vorherigen Lebensphase: Je eher ein Mensch damit beginnt, desto besser! Die Erfahrung zeigt, dass es sinnvoll ist, ab der Mitte seines Lebens die Fundamente dafür zu legen, denn im Alter ist es viel schwieriger, mit der kreativen Gestaltung seiner Lebensordnung zu beginnen. Deshalb sollte man die Rhythmen schon frühzeitig einüben, damit sie – im wahrsten Sinn des Wortes – als natürlicher Bestandteil des Lebens »verinnerlicht« werden. Mit diesen Rhythmen, die nicht nur Rentner und Pensionäre betreffen, sondern Menschen jeden Alters, beschäftigen wir uns im folgenden Kapitel.

    Leben gestalten, nicht verwalten
    Für unseren Hausbau haben wir von der Grube eine Fuhre Schotter bekommen. Den Schotter habe ich auf einen Wagen geschaufelt und zu uns gebracht. Und dann haben wir einmal ein paar Säcke Zement gekriegt. Daraus habe ich Ziegel gemacht – 2000 Stück, alle mit der Hand: ein Sack Zement auf vier Scheibtruhen 1 Schotter und fünf Scheibtruhen Kollitsch 2 , dann zwei, drei Mal wie einen Kuchenteig durchmischen und rein in eine Eisenform. 2000 Ziegel habe ich selbst gemacht, zehn musste ich noch dazukaufen. Wenn man auf die gekauften Ziegeln draufgehauen hat, ist gleich ein Stück abgebrochen – die waren porös. Aber wenn man auf meinen Ziegel draufgehauen hat, haben die Funken
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher