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Ich bin dann mal alt

Ich bin dann mal alt

Titel: Ich bin dann mal alt
Autoren: Johannes Pausch , Gert Boehm
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einer Gesellschaft, die ihm Würde und Respekt verweigert?
    Viele Menschen spüren wahrscheinlich schon lange vor ihrem letzten Lebensabschnitt, dass sie von der Gesellschaft als wertlos betrachtet werden. Ihnen wird das Gefühl vermittelt, dass ihr Leben und ihre Arbeit überflüssig sind – und jederzeit austauschbar. Dieser Sinnverlust kann im Alter dazu führen, dass der Mensch seine Nutzlosigkeit im Unterbewusstsein besonders stark empfindet und sich vollends zurückzieht, um seine eigene »Entsorgung« nicht miterleben zu müssen. Intuitiv will er sich
vor dieser bedrohlichen »Endlösung« retten: Er kapselt sich ab, zerschneidet mehr und mehr seine Beziehungsstränge zu den Menschen in seiner Umgebung und flüchtet in die Einsamkeit der Demenz.
    Sollten Demenzerkrankungen neben den medizinisch nachgewiesenen Verfallserscheinungen im Gehirn tatsächlich auch psychische Ursachen haben, die nicht erst im hohen Alter, sondern schon lange vorher entstehen, dann könnte die Krankheit frühzeitig behandelt werden – und zwar durch spirituelle, sinngebende Maßnahmen. Denn wer im Leben einen Sinn sieht, ist weniger anfällig für Demenz, vielleicht tritt die Krankheit dann gar nicht erst auf. Oder vielleicht ist Alzheimer, die häufigste Form der Demenzerkrankungen, gar keine Krankheit, sondern – ohne körperliche Schmerzen – ein Modell für den Ausstieg aus dem Leben? Aus der Forschung wissen wir, dass die Zahl der Altersverwirrten nach dem 70. Lebensjahr steil ansteigt. Unter den 100-Jährigen leiden neun von zehn unter Demenz. Ist angesichts dieser Häufung die Vermutung abwegig, dass Alzheimer in einem großen kosmischen Plan, den wir nicht kennen, eine »normale« Entwicklung im Lebenskreis des Menschen darstellt ?
    Nicht entmutigen lassen
    Trotz aller Probleme, die es heute für alte Menschen gibt: Die betrüblichen Erfahrungen sollen uns nicht entmutigen. Vor allem dürfen wir uns nicht damit abfinden, dass das Altwerden unter den gegenwärtigen Verhältnissen nicht dem Ideal eines schönen, friedlichen Lebensabends entspricht. Allerdings ist die Hoffnung auf eine rasche Wende nicht besonders groß, weil die Menschen durch die jahrzehntelange materielle Überbetonung ihres
Lebens in eine Erstarrung geführt wurden, die sich nicht von heute auf morgen auflösen lässt. Mit ihren 60, 70 oder 80 Lebensjahren stecken die meisten Menschen längst in einer Falle, aus der sie kaum noch herauskommen; sie sind Teil eines Systems geworden, das ihnen ein sinnvolles, glückliches Leben vorenthält.
    Der Wandel ist nur langfristig möglich. Alt werden im Licht der Abendsonne – für die meisten ist das gegenwärtig nur ein unerfüllter Traum. Um ihn Wirklichkeit werden zu lassen, darf der Mensch nicht warten bis zum Renteneintritt, sondern muss sein Leben schon frühzeitig so gestalten, dass er das Alter selbstbewusst und mit heiterer Gelassenheit erleben kann. Das erfordert eine Weichenstellung, die bereits in der Lebensmitte erfolgen muss. Viele werden sich fragen: Ist so ein Wandel überhaupt möglich, wenn gerade in der Mitte des Lebens die Probleme im Beruf und in der Familie im Vordergrund stehen? Natürlich ist es nicht leicht, aus den alten Verhaltensmustern auszubrechen. Doch ein langer, friedvoller Lebensabend ist dafür der wunderbare Lohn. Und: Dazu gibt es keine Alternative! Wer im Alter nicht in der materiellen Versorgungs-Maschinerie geistig und seelisch verelenden will, hat gar keine andere Wahl, als sich rechtzeitig auf einen spirituellen Weg zu begeben.

1
Die Lindenwirtin Josefine Wagner
    Am 5. Dezember 2009 feierte Josefine Wagner, die Wirtin des Gasthauses »Zur Linde«, das in Winkl neben dem Europakloster Gut Aich liegt, ihren 100. Geburtstag. Die Lindenwirtin ist – trotz der Mühsal und der Schwierigkeiten, die es auch in ihrem Leben gab – in Würde und mit Freude alt geworden. Leider ist solch ein erfüllter Lebensweg nicht allen gegeben – im Gegenteil: Viele Menschen fühlen sich im Alter oft unnütz und ohne Perspektive. Die Wurzeln dieser traurigen Schicksale liegen meist in der Vergangenheit, weil die Menschen wenig für ein sinnvolles Leben getan haben. Sie haben ihre Aufmerksamkeit viel zu einseitig auf Äußerlichkeiten ausgerichtet und dabei vergessen, dass ihre materialistische Lebensführung mit zunehmendem Alter erhebliche Probleme aufwirft.
    Josefine Wagners Lebensweisheit ist ein einfaches, aber wunderbares Beispiel für sinnvolles Altwerden – und man fragt sich, was
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