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Ich bin dann mal alt

Ich bin dann mal alt

Titel: Ich bin dann mal alt
Autoren: Johannes Pausch , Gert Boehm
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nähert. Entscheidend ist, wie ihm die Auseinandersetzung mit dieser Schicksalsfrage gelingt. Wenn er nur noch Angst vor dem Tod hat und keine Perspektiven, wie sie von Religionen vermittelt werden, sieht, wird er verzweifeln. Gläubige Menschen können ihr Schicksal oft annehmen. Sie erkennen in dieser Phase, dass der Tod nicht ein Feind,
sondern ein Befreier ist, der das Schicksal überwindet und den Menschen in einen anderen Raum zu neuem Leben hineinführt.
    Anstatt zu erstarren und zu verknöchern, kann ein alter Mensch sein Schicksal in eine Verinnerlichung umwandeln, die ihn durch eine dunkle Zeit zum Licht führt. Mit dem allmählichen Schwinden der Lebenskräfte erstarkt der Mensch in dem Vertrauen, dass nach dem Tod eine neue Entwicklungsstufe kommt. Am Ende der Äußerlichkeiten reift die Erkenntnis von seelischen und geistigen Zusammenhängen aus – das Leben vollendet sich.
    In dieser letzten Phase des Siebener-Rhythmus verlieren Illusionen und Fantasien ihre Kraft. Die einen ebnen sich einen Weg für die Zeit nach dem Tod und andere, die diese Phase nur als Krise erleben, wenden sich zurück in ihre Vergangenheit, die sie ständig verherrlichen. Wer ein Leben lang in Äußerlichkeiten gelebt und nur materielle Dinge für wichtig gehalten hat, kann in ein tiefes Loch der Resignation fallen. Die Erfahrung zeigt, dass gläubige Menschen die Zeit vor dem nahenden Tod ohne Angst erleben. Ihre Hinwendung zum neuen Licht kennzeichnet das Leben nach dem letzten Siebener-Rhythmus, also jenseits der 70.
    Ab 70 in die Vollendung gehen
    Im Siebener-Rhythmus wird der letzte Lebensabschnitt im kosmischen Bild von der Sonne regiert. In ihrem Licht vereint sich, was bisher getrennt war, alle Töne und Klangfarben des Lebens leuchten gemeinsam auf. Das Anhaften des Menschen an die Erde und an sein Ich löst sich allmählich auf. Alles wird leichter, die äußeren Dinge bewegen sich aufs Ende zu. Im gleichen Maß, in dem der Leib schwindet, werden innere Werte und die Sehnsucht
stärker. Der geläuterte Mensch ist, auch wenn er an Gebrechen leidet, heiter und abgeklärt, ruhig und gelassen. Er nimmt sein Schicksal an und legt sein Leben in die Hände Gottes.
    Im Lebensabend spiegelt sich noch einmal vieles wider, was früher geschehen ist. Menschen, die ihre Kindheit nicht richtig ausgelebt haben, holen sie vielleicht in ihrem letzten Lebensabschnitt nach: Sie werden wieder zum Kind, werden hilflos und müssen oft als Pflegefall versorgt werden. Wer in seiner Venus-Phase zwischen 21 und 28 Probleme in Liebe und Partnerschaft hatte, verliebt sich nicht selten im hohen Alter wieder und Menschen, die ihre kämpferische Zeit zwischen 30 und 40 nicht ausgelebt haben, neigen im Alter dazu, kaltherzig und starr zu werden.
    Andere spüren im Licht der Abendsonne die Wärme, die von ihr ausgeht. Diese Menschen sind in Weisheit und Güte alt geworden – sie haben ein vollendetes Leben, auch wenn sie sich an vieles nicht mehr erinnern können. Die Abendsonne symbolisiert die Verwandlung der Materie: Alles drängt zum Licht, zu Weite und Wärme, und die Sehnsucht des Menschen nach ewiger Geborgenheit wird immer stärker.
    Passt die gestiegene Lebenserwartung noch zum alten Siebener-Rhythmus?
    Der Siebener-Rhythmus ist eine uralte menschliche Erfahrung. Im Laufe der Jahrhunderte jedoch wurde das Leben durch Fortschritte in der Medizin, durch Medikamente und Ernährung beeinflusst. Allein die Kosmetikindustrie verdient ein Vermögen mit angeblich verjüngenden Präparaten, die das geistige Wachstum und das allmähliche Schwinden des Körpers verleugnen. Wenn der Mensch sinnvoll leben will, werden ihm die Reifungsschritte,
wie sie im Siebener-Rhythmus überliefert sind, zu einer großen Hilfe.
    Die inzwischen stark gestiegene Lebenserwartung scheint allerdings mit den Erfahrungen des alten Siebener-Rhythmus nicht mehr synchron zu laufen. Vor allem die Zeit ab dem 56. Lebensjahr, die laut Siebener-Rhythmus bereits eine erste Auseinandersetzung mit dem nahen Tod bringt, muss heute wohl anders gesehen werden. Allerdings ist es jetzt noch zu früh, um aus den Erfahrungen weniger Jahre oder Jahrzehnte bereits grundlegende Rückschlüsse auf eine Veränderung der alten Lebensrhythmen ableiten zu können. Natürlich machen sich nach wie vor viele Menschen zwischen 56 und 70 Gedanken über den Tod, und die »klassischen« Leiden in dieser Lebensphase (Stress, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs, Diabetes usw.) sind auch in der Gegenwart
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