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Ich bin dann mal alt

Ich bin dann mal alt

Titel: Ich bin dann mal alt
Autoren: Johannes Pausch , Gert Boehm
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muss. Ich tue niemandem etwas, ich passe auf meine Hühner auf, damit sie der Fuchs nicht holt, und ich bete jeden Tag. Also was soll ich mir da noch Gedanken über morgen machen!
    Lindenwirtin Josefine Wagner
    Warum ein Mensch nicht ewig jung bleibt, sondern im Laufe der Jahre altert – darüber rätseln Wissenschaft und Forschung auch heute noch. Es wird vermutet, dass unser genetisches Material, körpereigene Eiweiße und weitere Stoffe durch die ständige, oft übermäßige Sauerstoffzufuhr, durch giftige Substanzen und durch Veränderungen in der Erbmasse abgenutzt und geschädigt werden, sodass sie ihre Aufgaben im Körper nicht mehr erfüllen. Diese Einflüsse auf den Lebensprozess lassen sich mit einer Maschine vergleichen: Je schneller sie läuft, desto stärker nützt sie sich ab – mit der Folge, dass sich ihre Lebensdauer verkürzt. Im Umkehrschluss bedeutet das: Wenn die Maschine im normalen Tempo betrieben wird, bleibt sie länger intakt.
    Diese Erfahrung lässt sich auf den Menschen übertragen. Seine Lebensrhythmen sind dann optimal, wenn sie weder zu hektisch noch zu langsam ablaufen – sie sollen nicht zu schnell verschleißen, aber auch nicht einrosten. Auch im System Mensch bricht das Chaos aus, wenn die einzelnen Rhythmen aus dem Takt geraten – der Atem und der Herzschlag, die Ausgewogenheit von Schlafen und Wachsein, von Spannung und Entspannung, von Bewegung und Ruhe, von Arbeit und Pause und auch der meist unterschätzte Essensrhythmus ist wichtig.
    Wir sollten schon sehr früh damit beginnen, einen gesunden Lebensrhythmus einzuüben, denn er ist die Voraussetzung dafür, dass wir zu Harmonie und innerer Zufriedenheit finden.
Das tut gut – nicht nur im Alter, sondern auch in jüngeren Jahren. Selbstverständlich ist das Lebenstempo nicht immer gleich. In jungen Jahren, wenn Berufskarriere und Familiengründung anstehen, sind wir oft überaktiv und hektisch und im Alter neigen wir zu Trägheit. Beides sind Pendelausschläge, die sich störend auswirken können.
    Ein Mensch, der im richtigen Rhythmus lebt, gleicht einem Orchester: Wenn alle Instrumente harmonisch aufeinander abgestimmt sind, kann alles gespielt werden – der Triumphmarsch aus der Oper »Aida«, der Trauermarsch von Chopin oder ein ausgelassener Samba. Wichtig ist, dass der Rhythmus im »inneren Orchester« des Menschen stimmt, sonst gibt es zwischen den Instrumenten kein richtiges Zusammenspiel. Besonders auffallend ist das bei Krankheiten. Wenn ein einzelnes Organ Schwierigkeiten hat und deshalb aus der Reihe tanzt, fühlt sich der ganze Körper krank. Die Krankheit kann daher als eine Folge von inneren Verstimmungen, von fehlenden oder falschen Rhythmen gesehen werden. Die Zelle wird krank, wenn sie nicht mehr im eigenen Rhythmus oder im Rhythmus des Zellverbandes lebt. Bei Krebserkrankungen gerät die Zelle völlig außer Rand und Band und bei Alzheimer spielt das Gehirn »verrückt«. Deshalb ist es wichtig, dass die verschiedenen Rhythmen des Körpers und der Seele zueinander in Beziehung gesetzt werden.
    Im Alter ist es besonders sinnvoll, sich jeden Abend in einer kurzen Reflexion anzuschauen, was der heutige Tag gebracht hat, und sich dabei zu fragen: Bin ich zu schnell unterwegs gewesen? Habe ich zu viel oder zu ungesund gegessen? War mein Arbeitspensum zu groß, habe ich zu wenig Pausen gemacht? In ihrem Abendgebet schließen Benediktinermönche sehr bewusst Frieden mit dem Tag – das ist eine Versöhnung mit sich selbst, mit anderen und mit den Ereignissen, die geschehen sind.

    Es ist nicht dramatisch, wenn man seine Vorsätze hin und wieder nicht einhält, aber wir dürfen unsere Rhythmen und unsere Ordnung im Leben nicht dauerhaft missachten. Leider ist dieses Bewusstsein vielen abhandengekommen. Doch ohne eine Grundordnung wird das Leben zum Chaos – und zur Krankheit. Denn wenn der Lebensrhythmus eines Menschen nachhaltig gestört ist, wird er krank. Vor allem physischer und psychischer Stress gefährdet die Gesundheit, weil er den ausgewogenen Rhythmus von Körper und Seele durcheinanderbringt. Dabei brauchen Kopfarbeiter eher den Ausgleich durch körperliche Bewegung und Sport, während Menschen, die überwiegend körperliche Arbeiten verrichten, sich bei geistigen Tätigkeiten – zum Beispiel Lesen, Musik, Gespräche, Kontemplation – erholen können.
    Keine Einbahnstraße
    Wichtig ist auch, dass wir auf unserem Lebensweg nicht in eine Einbahnstraße geraten. Der Wissenschaftler zum Beispiel, der
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