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Ich bin dann mal alt

Ich bin dann mal alt

Titel: Ich bin dann mal alt
Autoren: Johannes Pausch , Gert Boehm
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Beispiel die Hinterbliebenen häufig, der oder die Tote sei »nach einem erfüllten Leben« verschieden. Woher wollen sie das wissen? Vielleicht hatten sich die Verstorbenen noch
vieles vorgenommen – Dinge, die sie leider nicht mehr erledigen konnten, weil der Tod sie überraschte. Und genauso irreführend kann eine Todesanzeige sein, in der ein 23 Jahre alter Student betrauert wird, der »plötzlich und unerwartet mitten aus einem unerfüllten Leben gerissen« wurde – wer weiß denn, ob der junge Mann die Aufgaben, die ihm im Schöpfungsplan zugewiesen waren, nicht schon erfüllt hat?
    Selbst bei Alzheimer-Kranken ist es denkbar, dass sich in ihnen der göttliche Lebensplan erfüllt. Wir können nicht hineinschauen in die allmählich verlöschende Persönlichkeit. Rein äußerlich betrachtet erscheint die Verwirrtheit als höllisches Siechtum, aber vielleicht steckt dahinter ein Sinn, den wir bloß nicht verstehen können. Unser Verstand reicht nicht aus, um die Ursachen dieser Leiden medizinisch zu begründen. So stehen wir der Alzheimer-Krankheit trotz ständig wachsender Erkenntnisse immer noch ziemlich machtlos gegenüber. Die steigende Lebenserwartung jedenfalls scheint das Problem zu verschärfen, weil die Zahl der Erkrankungen jenseits der 70 stark zunimmt. Mithilfe der Statistik lässt sich vorhersagen, dass unter den 100-Jährigen künftig nur noch jeder Zehnte von Alzheimer verschont bleiben wird. Das nährt die Vermutung, dass Alzheimer vielleicht gar keine Krankheit, sondern eine Art »Ausstiegsmodell« aus dem Leben ist, in dem sich aufgrund eines natürlichen Prozesses unser Verstand allmählich auflöst. Aber hat so ein Leben noch Würde? Der betroffene Patient, die Angehörigen, die ganze Gesellschaft – keiner weiß, welcher Sinn hinter diesem Leiden steht. Der Alzheimer-Kranke hat die Orientierung in der Welt verloren. Er erkennt niemanden mehr, weder sich selbst noch andere. Umso wichtiger ist dann die Frage, ob es einen Weg gibt, der ihm dieses Siechtum ersparen kann. Bei Alzheimer endet das Menschenleben im geistigen Chaos. Krebs erscheint wie das körperliche Pendant dazu, weil Zellen und Gewebe in totaler Orientierungslosigkeit entarten.
    Wahrscheinlich muss der Siebener-Rhythmus um die Erfahrungen erweitert werden, die ein erheblich längeres Leben mit sich bringt. Wir dürfen jedenfalls gespannt sein, was die weiteren Beobachtungen zum Siebener-Rhythmus ergeben.
    Die Meditation des Bankdirektors
    Ein gestresster Bankdirektor, der alle Anzeichen eines Burnout-Syndroms hatte, kehrte für drei Monate in ein Benediktiner-Kloster ein. Sein Lebensrhythmus war völlig durcheinandergeraten und er hoffte, im Zusammenleben mit den Mönchen wieder zu sich zu finden und gesund zu werden. Als sein Klosteraufenthalt zu Ende ging, fragte ihn der Abt, welche Erfahrung für ihn am wichtigsten war und was er in sein künftiges Leben nach »draußen« mitnehmen wolle. »Vor allem die tägliche Mittagsmeditation von 11.30 bis 12 Uhr hat mir gutgetan«, sagte der Bankdirektor. »Aber leider kann ich sie nicht weitermachen, wenn ich wieder in der Bank arbeite, weil gerade in dieser Zeit immer der Teufel los ist.« Der Abt riet ihm, die Mittagsmeditation trotzdem nicht aufzugeben. Sein Vorschlag: Er solle seine Sekretärin beauftragen, künftig von 11.30 bis 12 Uhr keine Termine mehr für ihn zu vereinbaren und keine Telefonate durchzustellen, damit er in seinem Bürosessel – wie im Kloster – eine halbe Stunde meditieren könne.
    Der Bankdirektor befolgte den Rat des Abtes – und siehe da: Es funktionierte!
    Ein halbes Jahr später, als der Abt den Bankdirektor einmal in der Arbeit besuchte, sagte die Sekretärin im Vorzimmer zu ihm: »Seit mein Chef wieder aus dem Kloster zurück ist, hat
sich bei uns alles verändert: Er ist freundlicher und ausgeglichener als früher, das Betriebsklima in der Bank hat sich deutlich verbessert und unser Geschäft läuft wie geschmiert. Ich frage mich nur: Was macht er eigentlich immer mittags in der halben Stunde im Büro, in der ich ihm alles vom Leib halten muss?«
    »Ich vermute, er rettet die Bank«, lächelte der Abt, »aber fragen Sie ihn doch selbst einmal!«
    Das tat die Sekretärin und der Bankdirektor erzählte ihr von seiner täglichen Meditation, die ihm den Lebensrhythmus zurückgebracht habe – und von dem heiligen und geschützten Raum, in den sich sein Büro jeden Tag von 11.30 bis 12 Uhr verwandelt.
    Lebensrhythmen oder Chaos
    Es kommt, wie es kommen
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