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Ich bin alt und brauche das Geld

Ich bin alt und brauche das Geld

Titel: Ich bin alt und brauche das Geld
Autoren: Eva Völler
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ist Lars Liebermann.«
    »So ein junges Pickelgesicht?«
    Ich nickte stirnrunzelnd.
    Adrian Köhler zog die dichten schwarzen Brauen zusammen. »Verstehe. Gab es irgendwelche Vorgaben?«
    »Was für Vorgaben?«, fragte ich irritiert.
    »Für die Eigenschaften, die Sie als Mieterin mitbringen sollten.«
    Das irritierte mich erst recht. »Wieso fragen Sie das?«
    »Nur aus Interesse. Hat man Ihnen vielleicht gesagt, dass Sie alleinstehend sein müssen? Und zwischen fünfundvierzig und fünfundfünfzig? Und gut aussehend?«
    Ich wurde rot. »Von gut aussehend war nicht die Rede. Aber vom Rest schon.«
    Er nickte, als hätte er es geahnt.
    Ich war restlos verwirrt. »Was hat das alles zu bedeuten? Gibt es da irgendwas, das ich wissen sollte?«
    »Wie man’s nimmt.« Er zog eine zerknautschte Zigarettenschachtel heraus und steckte sich eine Zigarette an. »Eigentlich sollte die Wohnung nämlich überhaupt nicht vermietet werden. Der Eigentümer wollte sie leer stehen lassen, mit den letzten Mietern gab es ihm zu viel Stress.«
    »Anscheinend hat er es sich wieder anders überlegt.«
    Er schüttelte den Kopf und pustete Zigarettenqualm von sich. »Das hat sich dieser Liebermann bloß so hingebogen. Ich war nämlich zufällig dabei, als der Eigentümer das letzte Mal mit ihm sprach.«
    »Worüber sprach?«
    »Darüber, ob die Wohnung neu vermietet werden soll oder nicht. Der Eigentümer sagte klipp und klar, dass er daran kein Interesse hat. Es sei denn …« Er hielt inne und musterte mich durchdringend.
    »Es sei denn was?«
    »Ich hab noch im Ohr, wie die beiden darüber sprachen. Der Liebermann sagte: Wir finden bestimmt jemanden, der Ihren Anforderungen entspricht und alle Kriterien erfüllt, auf die Sie Wert legen! , worauf der Eigentümer meinte: Ja klar, machen Sie doch ein Profil nach meinen persönlichen Bedürfnissen, wie wäre es mit einer scharf aussehenden Single-Braut zwischen fünfundvierzig und fünfundfünfzig. Das hatte er natürlich sarkastisch gemeint«, schloss Adrian Köhler. »Quasi als eine Art Parodie auf eine Bekanntschaftsanzeige.«
    »Sie meinen so was wie Vermieter sucht Frau? «, wollte ich ungläubig wissen.
    Adrian Köhler grinste, zwischen dem Bartgestrüpp blitzten die Zähne auf. Er wedelte verneinend mit der Zigarette. »In Wahrheit sucht er gar keine, er hatte das nur gesagt, um seine Ruhe zu haben, weil dieser Liebermann schon seit Monaten wegen einer Neuvermietung an ihm dranhing.«
    »Soll das heißen, die Wohnung ist gar nicht zu vermieten?« Meine ganze Zuversicht war schlagartig verflogen. Doro hatte mich gewarnt, ich hätte besser auf sie hören sollen. Zum Glück hatte ich dem Makler noch kein Geld gegeben.
    Adrian Köhler zuckte die Achseln und pustete eine weitere Qualmwolke von sich. »Die Firma Liebermann hat die Verwaltung für das Haus inne, und die haben auch die Vollmacht, im Namen des Eigentümers die Mietverträge abzuschließen. Wenn Sie also den Vertrag unterschreiben, den die Ihnen vorlegen, ist das rechtlich nicht zu beanstanden, das heißt, der Eigentümer kann Sie dann auch nicht mehr rauswerfen. Im Grunde interessiert es ihn sowieso herzlich wenig, wer hier im Haus wohnt.«
    »Aber dann hätte er sich doch wegen einer Neuvermietung der Dachgeschosswohnung nicht so angestellt!«
    »Oh, na ja, das war ziemlich verständlich, in Anbetracht dessen, was vorher für Leute oben im Vierten gewohnt haben … Da kann man wohl von einer echten Pechsträhne sprechen.«
    Jetzt hatte er mich neugierig gemacht.
    »Was für Leute waren das denn?«
    »Vor drei Jahren wohnte dort ein Kerl, der ziemlich ruhig war, man sah den nur selten im Haus, eigentlich so gut wie nie. Bis plötzlich ein schwer bewaffnetes Sondereinsatzkommando das Treppenhaus mit Tränengas einnebelte und die Dachgeschosswohnung stürmte, um den Typen zu verhaften. Es stellte sich raus, dass er ein international gesuchter Bombenbauer war. Die ganze Wohnung war voller Sprengstoff.«
    »Oje«, sagte ich bestürzt.
    Adrian Köhler nickte. »Danach zog ein nettes Ehepaar ein, beide so um die vierzig, mit soliden Jobs im öffentlichen Dienst und superfreundlich. Keiner konnte ahnen, dass sie ihre Gehälter aufbesserten, indem sie aus ihrem Wohnzimmer eine Marihuana-Plantage machten. Es fiel bloß auf, weil im Keller ständig die Hauptsicherung rausflog, was daher kam, dass sie in der Wohnung wahnsinnig viel Strom für die Leuchten verbrauchten.« Adrian Köhler sah meinen verständnislosen Gesichtsausdruck und
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