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Ice Ship - Tödliche Fracht

Titel: Ice Ship - Tödliche Fracht
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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vermochte, und all die anderen melodramatischen kleinen Episoden. Die Pyramide war Lloyd teurer zu stehen gekommen, als ihm lieb sein konnte. Aber sie war, wenn auch keine Cheopspyramide, so doch ein eindrucksvolles Bauwerk. Gerahmte Zeitungsartikel und Titelblätter verschiedener Magazine erinnerten an den Wirbel, den er mit dem Kauf der Pyramide in der Welt der Archäologie ausgelöst hatte. »Wohin wurden all diese Kunstwerke verschleppt?«, titelte eine Zeitschrift provokant und druckte daneben eine Karikatur von ihm ab, wie er sich, den Schlapphut in die Stirn gezogen, mit verschlagenem Blick eine kleine Pyramide unter den Mantel schob. »Der Hitler unter den Sammlern?«, fragte eine andere Schlagzeile. Und auch sein neuester Kauf hatte einen Aufschrei der Empörung ausgelöst: »Der Zahn des Anstoßes: Paläontologen empört über den Verkauf.« Oder die Titelseite von Newsweek, die in großen Lettern fragte: »Was macht man mit dreißig Milliarden?« Um natürlich gleich die Antwort hinzuzufügen: »Ganz einfach, man kauft den Planeten Erde.« Und so war die mit Protesten seiner Neider und selbst ernannter Hüter der kulturellen Moral gepflasterte Wand neben dem Schreibtisch für Lloyd zur Quelle genüsslicher Erheiterung geworden. In einer Vertiefung in der Schreibtischplatte schlug leise ein Glockenspiel an, in den letzten Ton hinein flötete seine Sekretärin: »Mr. Glinn ist jetzt da, Sir.« »Bitten Sie ihn herein.« Lloyd konnte die Genugtuung in seiner Stimme nicht verbergen. Es war ein erstaunlich hartes Stück Arbeit gewesen, Eli Glinn dazu zu bewegen, ihn hier in seinem Büro aufzusuchen – vielleicht, weil Glinn und er sich bisher nie persönlich kennen gelernt hatten. Als Glinn eintrat – sonnengebräunt, mit ausdrucksloser Miene und ohne jegliche Unterlagen – begann Lloyd automatisch mit seiner gewohnt gründlichen Taxierung. Er hatte in vielen erfolgreichen Jahren als Geschäftsmann die Erfahrung gemacht, dass – sorgfältige Beobachtung vorausgesetzt – schon der erste Eindruck umfassende Erkenntnisse über einen Menschen bringen konnte. Dunkelblondes, kurz gestutztes Haar, kantige Wangenpartie, schmale Lippen. Auf den ersten Blick war dieser Glinn unergründlich wie eine Sphinx. Nichts, was ihm Individualität verlieh oder etwas von seinen Gefühlen oder Gedanken preisgab. Sogar die grauen, Ruhe ausstrahlenden Augen wirkten wie verschleiert. Alles an ihm war durchschnittlich, sogar Größe und Körperbau. Er sah gut aus, ohne wie ein Beau zu erscheinen, war gut, aber nicht betont elegant gekleidet. Das einzig Auffallende an ihm war die Art, sich zu bewegen. Seine Schritte waren lautlos, seine Kleidung raschelte nicht, er bewegte sich leichtfüssig wie das Wild im Wald. Und es gab noch etwas, das man keineswegs als durchschnittlich bezeichnen konnte: seinen Lebenslauf. »Mr. Glinn«, begrüßte ihn Lloyd, ging auf ihn zu und streckte ihm die Hand hin. »Danke, dass Sie sich herbemüht haben.«
    Glinn nickte stumm, sein Händedruck war weder zu kurz, noch dauerte er zu lange, er war weder schlaff noch der machohafte Griff eines Knochenbrechers. Lloyd fühlte sich etwas verunsichert, weil es ihm partout nicht gelang, den ihm so wichtigen ersten Eindruck zu gewinnen. Er deutete auf das Fenster, durch das der Blick auf die Bauarbeiten fiel. »Was halten Sie von meinem neuen Museum?« »Recht groß«, antwortete Glinn, ohne dass auch nur das leiseste Lächeln um seine Lippen spielte. Lloyd lachte. »Das Getty unter den naturgeschichtlichen Museen. Zumindest wird es das bald sein. Allerdings mit dem dreifachen Budget ausgestattet.« »Interessant, dass Sie beschlossen haben, es hier zu errichten, hundertfünfzig Kilometer von der nächsten Großstadt entfernt.« »Was Sie offenbar für einen Anflug von Hybris halten? In Wahrheit tue ich damit dem New Yorker Museum of Natural History einen Gefallen. Wenn ich mein Museum dort gebaut hätte, wären die Jungs ganz aus dem Rennen gewesen. So bleiben ihnen wenigstens noch die Schulklassen und ein paar Reisegruppen.« Lloyd gluckste hämisch in sich hinein. »Kommen Sie, Sam McFarlane erwartet uns. Ich zeige Ihnen unterwegs noch das eine oder andere.« »Sam McFarlane?« »Mein Meteoritenexperte. Nun, wenn ich meiner sage, greife ich ein wenig vor. Aber ich werde ihn schon rumkriegen, der Tag ist ja noch jung.« Lloyd fasste Glinn am Ellbogen – wobei er feststellte, dass das Tuch feiner war, als er gedacht hatte – und geleitete ihn den in weit
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