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Iacobus

Iacobus

Titel: Iacobus
Autoren: Matilde Asensi
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alten europäischen Komtureien und längs des Jakobswegs verborgen liegen. Und wir müssen einen Ort finden, wo dies alles nie, hört Ihr?, nie gefunden werden kann.«
    Ich mußte wohl lange Zeit die Luft angehalten haben, denn ich spürte, wie meine eingesunkene und luftleere Brust sich wieder mit tiefen Atemzügen wie ein Blasebalg füllte. Am Ende der Welt begann die Sonne zu sinken, bald würde sie vom Ozean verschlungen werden.
    »Nehmt Ihr an?«
    Martiños Schiff, umgeben von Dunstschwaden, kämpfte gegen die immer wilderen Launen des Atlantiks. Meine süße Sara würde wohl sehr um mich besorgt sein und sich fragen, ob ich nach so langer Zeit des Fernbleibens noch immer am Leben war. Ich mußte sie benachrichtigen, daß alles gut verlaufen war, ja sogar noch wesentlich besser, als wir uns dies je erhofft hatten.
    »Nehmt Ihr an, Galcerán?«
    Ich mußte Sara sagen, daß uns ein Leben voll außergewöhnlicher Erfahrungen erwartete, daß wir von nun an Nacht für Nacht gemeinsam einschlafen und Tag für Tag eng umschlungen aufwachen würden, ohne Angst, entdeckt zu werden, und ohne jemals wieder fliehen zu müssen.
    »Galcerán …? He … Perquisitore!«
    »Ja?«
    »Nehmt Ihr unseren Vorschlag an?«
    »Selbstverständlich.«
Epilog
    B is hierher reicht die Chronik der Ereignisse dieser letzten Jahre mit all ihren Höhen und Tiefen. Ich glaube, der Wahrheit und der Geschichte treu geblieben zu sein. Wenn es mir dennoch an irgendeiner Stelle mißlungen sein sollte, so hoffe ich inständig, daß man mir dies verzeiht, denn der einzige Grund für dieses Säumnis liegt in meinem Unwissen und nicht in der bösen Absicht, noch in der Böswilligkeit oder dem Bestreben, den geneigten Leser zu belügen.
    Ich habe meine Gedanken geordnet, während ich die Ereignisse schriftlich niederlegte, denn als ich sie aufschrieb, dachte ich darüber nach, und während ich darüber nachdachte, lernte ich aus den Dingen, die mir zugestoßen waren und denen ich einst nicht die entsprechende Bedeutung beigemessen hatte. Nun bin ich kein Hospitaliter mehr, denn jener Mönch starb vor knapp zwei Jahren auf dem Friedhof von Noia, indes bin ich weiterhin Ritter und Medikus und trage noch immer den Beinamen Perquisitore. Den Menschen, der diesen zuvor trug, ein gewisser Galcerán de Born, gibt es nicht mehr, denn sein Leichnam sowie der eines Jungen und einer Jüdin, die ihn begleitet hatten, wurden eines Tages mit zerschmetterten Gliedern tot an einer Klippe der galicischen Steilküste aufgefunden. Wie man wenig später bestätigte, wurde der Familie de Born von Taradell die traurige Nachricht durch den Orden der Hospitaliter überbracht, dem Galcerán bis zu seinem Tod angehört hatte, der sich während der Erfüllung einer wichtigen Mission zutrug.
    Monate später kam in das portugiesische Städtchen Serra d'El-Rei – einer Befestigungsanlage an der Atlantikküste, die dem neugegründeten Christusritterorden gehörte – ein Medikus aus Burgund namens Iacobus, der mit einer wunderschönen, ungewöhnlichen Frau mit weißem Haar verheiratet und Vater eines Jungen war, den man in der Ortschaft schon bald unter dem Namen Jonas el Companheiro kannte, da er sich zu sämtlichen Berufen, die in dem Küstenort existierten, berufen fühlte, was ihn dazu beflügelte, sie allesamt erlernen zu wollen.
    Kurz nachdem wir uns in diesem hübschen Haus am Hafen niedergelassen hatten und alles so in Gang kam, wie Sara und ich dies geplant hatten, wurde ich von den Christusrittern ersucht, mit den Vorbereitungen zur Hebung der Templerschätze und deren Transport nach Portugal zu beginnen. Man wies mir einen Arbeitsplatz in der Burg von Amourol zu, die mitten im Río Tajo neben der Festung von Tomar liegt, und unterstellte mir zahlreiche Helfer, unter denen sich Astrologen, Arithmetiker, Alchimisten und Handwerksmeister aller Zünfte befanden.
    Bis zum heutigen Tage dauern diese Arbeiten an, und natürlich werden sie noch etliche Zeit in Anspruch nehmen. Möglicherweise werde ich diese Aufgabe nicht vor fünfzehn oder zwanzig Jahren abschließen können, aber obwohl ich sie noch nicht vollendet habe, fürchte ich, daß ich sehr bald vielerlei ähnliche Aufträge erhalten werde. Kürzlich hat eine Gemeinschaft hervorragender jüdischer Kartographen aus Mallorca, die besten Zeichner von Navigationskarten, eines der Kellergewölbe der Burg besetzt. Noch wissen wir nichts, jedoch spricht man von Landkarten für die Erforschung des Atlantiks und ferner
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