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Iacobus

Iacobus

Titel: Iacobus
Autoren: Matilde Asensi
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wollt, daß sich der Tempelschatz ebenfalls in Las Médulas befindet, denn dort ist der einzige Ort, der für so etwas Wertvolles die nötige Sicherheit gewährleistet.«
    »Man wird ihn nie finden«, behauptete Manrique finster. In diesem Augenblick deutete ich seine Worte als Zeichen dafür, daß er sich entschlossen hatte, mich umzubringen.
    »Ich habe Euch bereits erklärt, Manrique«, rief ich deshalb hastig aus, »daß ich Euch noch etwas anzubieten habe.«
    »So redet, verdammt noch mal! Kommt endlich zum Schluß!«
    »Das verschlüsselte Pergament!«
    »Das verschlüsselte Pergament? … Welches verschlüsselte Pergament?«
    »Das verschlüsselte Pergament, das ich in der Krypta von San Juan de Ortega gefunden habe, eine lederne Schriftrolle mit hermetischen Zeichen und lateinischen Texten in westgotischen Buchstaben, welches mit einem Vers aus dem Matthäus-Evangelium beginnt: Nihil enim est opertum quod non revelabitur, aut occultum quod non scietur : ›Es ist nichts verborgen, was nicht offenbar wird, und nichts geheim, was man nicht wissen wird.‹«
    Obwohl kein Muskel meines Gesichts zuckte, strotzte ich innerlich vor Zufriedenheit. Ich hatte das Spiel gewonnen, dachte ich stolz. Schachmatt.
    »Ja, genau jenes verschlüsselte Pergament«, betonte ich nochmals.
    Manriques unbewegliche Miene hatte sich zu der ungläubigen Grimasse eines Mannes verzerrt, der sich plötzlich überwältigt und von einem unsäglichen, auf seinen Schultern lastenden Gewicht erdrückt fühlt. Das Blut war aus seinen Wangen gewichen, und in seinen Augen glänzte der Wahnsinn.
    »Nein … nein … das ist nicht möglich … wie …?« stammelte er.
    »Habt Ihr etwa seinen Verlust nicht bemerkt?« wollte ich ganz unschuldig wissen.
    »Es gibt nur drei Abschriften«, antwortete er und wischte sich mit der Hand den kalten Schweiß von der Stirn, »nur drei auf der ganzen Welt. Und nur zwei Menschen wissen, wo sich diese befinden: der Großmeister und der Komtur des Königreichs Jerusalem, unser Ordensschatzmeister. Nicht einmal ich wußte darüber Bescheid, daß eine davon in San Juan de Ortega versteckt war.«
    »Eine schlechte Taktik«, behauptete ich und heuchelte Bedauern. »Ich vermute, Euer Orden ist davon überzeugt, ein unfehlbares Sicherheitssystem zu besitzen.«
    »Besteht daran auch nur der geringste Zweifel? Aber wie habt Ihr herausgefunden, worum es sich handelt?«
    »Eigentlich war ich mir nur seiner Bedeutung als verschlüsselte Handschrift sicher. Hinsichtlich ihres Inhalts bin ich mir noch nicht darüber im klaren, ob es sich um einen allgemeingültigen Schlüssel handelt, der Zugang zu jedem geheimen Ort Eures Ordens gewährt, oder ob sie nur dazu dient, zur Bundeslade und zum Schatz des Salomotempels vorzudringen. Auf alle Fälle kenne ich jedoch ihren Wert, Sire, und ich wiederhole noch einmal, daß sie sich in meinem Besitz befindet.«
    »Habt Ihr sie dabei? Laßt sie mich sehen.«
    Ich konnte nicht glauben, was ich da soeben gehört hatte. Entweder hielt Manrique mich für strohdumm, oder er war selbst ein Dummkopf. Mein Erstaunen mußte sich wohl in meinem Gesicht widergespiegelt haben, denn Manrique de Mendoza konnte sich ein lautes Lachen nicht verkneifen.
    »Wunderbar!« rief er frohgemut aus. »Ich mußte es zumindest versuchen. An meiner Stelle hättet Ihr dasselbe getan!«
    »Erlaubt, daß ich Euch ein paar Dinge erkläre«, rief ich verärgert aus. »Wenn ich nicht heute noch zu Sara und Jonas zurückkehre …«
    »Warum führt Ihr ihren Namen immer an erster Stelle an? Nennt Ihr sie schon Euer eigen?«
    Ich stürzte mich auf Manrique, und bevor er auch nur Zeit fand, zu reagieren, schlug ich ihm mit der Faust schon ins Gesicht. Doch wenn ich geglaubt hatte, daß sein schwaches Herz ihm nicht erlauben würde, zum Gegenangriff auszuholen, so hatte ich mich wahrlich geirrt. Wie ein Stier ging er auf mich los und rammte seinen Kopf in meinen Magen, so daß ich in die Knie ging und keine Luft mehr bekam. Dann versetzte er mir noch mit dem Knie einen fürchterlichen Stoß gegen das Kinn.
    »Schluß jetzt!« keuchte er und wich mit unsicherem Schritt zurück. »Es reicht!«
    Seine Lippen waren aufgeplatzt, und das Blut tropfte ihm vom Kinn.
    »Mißratener Schuft!« schnauzte ich ihn vom Boden aus an und schnappte nach Luft.
    »Wenn ich hier nicht Befehle auszuführen hätte, würdet Ihr nicht mit dem Leben davonkommen!«
    »Gemeiner Hund!« brüllte ich, während ich mich aufrappelte und langsam wieder
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