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HUNGER & LUST: Das erste Buch zur Kulinarischen Körperintelligenz (German Edition)

HUNGER & LUST: Das erste Buch zur Kulinarischen Körperintelligenz (German Edition)

Titel: HUNGER & LUST: Das erste Buch zur Kulinarischen Körperintelligenz (German Edition)
Autoren: Vito von Eichborn , Uwe Knop
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sieht daher keinerlei sinnvolle Anwendungsgebiete für Nahrungsergänzungsmittel (NEM). Auch für Professor Michael Krawinkel von der Universität Gießen sind die ergänzenden Pillen und Pulver meist unnötig. Und die „offizielle Ablehnung“ der NEM gab Ende 2010 DGE-Geschäftsführer Dr. Helmut Oberritter bekannt: Die Nationale Verzehrsstudie II hat gezeigt, dass es angesichts einer guten Nährstoffversorgung der Bevölkerung keine Notwendigkeit gibt, zu Supplementen zu greifen. Einen der Gründe lieferte die DGE nach Befragung von Experten aus 60 Forschungsinstituten: Unsere Böden sind nicht ausgelaugt, und der Nährstoffgehalt pflanzlicher Lebensmittel ist seit Jahrzehnten unverändert. Außerdem tragen heutzutage sogar tierische Erzeugnisse aufgrund des angereicherten Tierfutters zur Vitamin- und Mineralstoffversorgung bei. Ähnliches konnte die Lebensmittelchemikerin Eva Kirchhoff vom Fraunhofer-Institut in Freising nach Vergleich von Nährwertanalysen aus 50 Jahren feststellen: Beim Nährstoffgehalt von Obst und Gemüse ist kein Abwärtstrend zu erkennen.
    Nichtsdestotrotz möchten manche Hersteller diesem fiktiven Vitaminmangel aber gerne mit abenteuerlich hoch dosierten Präparaten vorbeugen. Kein Problem, denn es gelten derzeit weder in Deutschland noch in anderen europäischen Ländern verbindliche Empfehlungen zu Höchstmengen für Inhaltsstoffe in Nahrungsergänzungsmitteln (ab einer bestimmten Höhe der Konzentration müssen die Präparate als Arzneimittel zur nachweisbar wirksamen Behandlung von Erkrankungen zugelassenwerden). Daher verwundert es nicht, dass die Zeitschrift Öko-Test im Februar 2009 zu folgendem Ergebnis kam: Wegen zu hoher Dosierung erhielten 26 von 27 frei verkäuflichen Vitaminkombinationspräparaten die Note „ungenügend“. Passend dazu warnte auch die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen zwei Monate später vor Nahrungsergänzungsmitteln: Zu hoch dosiert oder falsch angewendet können die Mittel die Gesundheit schädigen. Für ältere Menschen, die Medikamente nehmen, könnten Ergänzungspräparate sogar lebensgefährlich werden.
    Fassen wir kurz zusammen: Für Nahrungsergänzungsmittel müssen einerseits keine Wirksamkeits- und Sicherheitsnachweise vorliegen, andererseits sind die Hersteller nicht verpflichtet, auf Risiken hinzuweisen. Aber sie dürfen bis zur Grenze zum Medikament so hoch dosieren, wie sie es wünschen, was sie auch tun. Aber viel hilft hier leider nicht viel, ganz im Gegenteil. Bis auf den Verkauf, denn der hilft vielen Herstellern, viel Geld zu verdienen. Die meisten Nahrungsergänzungsmittel sind gut gemachtes Marketing, das uns jährlich mehr als 1,3 Milliarden Euro aus der Tasche lockt und sogar die Gesundheit gefährden kann. „Ich glaube, dass uns das schaden kann“, meint auch Professor Regina Brigelius-Flohé vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung zu hochdosierten Vitaminpräparaten. Und Professor Bernhard Watzl vom Bundesforschungsinstitut für Lebensmittel und Ernährung stellt fest: „Es ist ein Markt, der durch schlechtes Gewissen und unzureichende Information boomt.“ Leider fallen auf diese Masche 31 Prozent der Frauen und 24 Prozent der Männer herein. So bedrohlich hoch ist der Anteil der Deutschen, die Nahrungsergänzungsmittel schlucken und in gutem Glauben auch ihren Kindern geben. Doch unser Nachwuchs benötigt diese Pillen und Pülverchen erst recht nicht, wie auch die Stiftung Warentest Mitte 2008 nochmals bestätigte: Der Nutzen von Nahrungsergänzungsmitteln für Kinder ist nichtausreichend belegt. Dr. Hermann-Josef Kahl vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte spricht Klartext: „Multivitamintabletten und -säfte sind überflüssig, teuer und sie können sogar schaden, wenn Kinder zu viel davon zu sich nehmen.“

Die Frage nach dem »Warum?«
    Bis auf die „schlechte-Gewissen“-These von Professor Watzl ist bislang weitgehend unbekannt, was die Menschen neben schönen Werbeversprechen und verheißungsvollen Verkaufsgesprächen motiviert, diese Pillen und Pulver zu kaufen: „Wir wissen weder, was die Verbraucher dazu veranlasst, Nahrungsergänzungsmittel einzunehmen, noch wie sie sich über die Inhaltsstoffe informieren“, so Professor Hensel, Präsident des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) im Oktober 2008. Die amerikanische Ernährungsexpertin Marion Nestle von der New York University meint dazu: „Wir wollen einfach glauben, dass uns diese Pillen irgendwie guttun – und das wissen die
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