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Hundherum glücklich - Ein Freund. Ein Buch.

Hundherum glücklich - Ein Freund. Ein Buch.

Titel: Hundherum glücklich - Ein Freund. Ein Buch.
Autoren: Mara Andeck
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Er übersah dabei aber, dass auch das ewige Eis eher etwas für Eskimos als für Engländer war und dass man daraus vielleicht auch auf die Eignung von Hund und Pferd hätte schließen können.
    Ponys nämlich sind schwerer als Hunde und sinken deswegen im Schnee tiefer ein. Sie haben keine Krallen und rutschen leichter aus. Sie sind nicht so robust wie Hunde und reagieren empfindlicher auf Kälte. Aber der größte Nachteil der Ponys: Für sie musste Robert Scott im ewigen Eis Hafer und Heu mitführen, Amundsen aber benötigte für seine Hunde keine Fleischvorräte. Denn aus den Erfahrungen anderer Polarforscher hatte er gelernt: »Man kann den Hundebestand allmählich vermindern, die weniger guten schlachten und die besseren damit ernähren.« Und wenn die eigene Nahrung knapp wurde, konnte man die Hunde auch selbst essen. Das hatte Amundsen fest eingeplant.
Zum Fressen gern
    Roald Amundsen brach in Norwegen mit siebenundneunzig Hunden auf. Als sein Schiff im Januar in der Antarktis eintraf, waren es einhundertfünfzehn, denn einige Hündinnen hatten an Bord geworfen.
    Zu all diesen Hunden hatte die Crew unterwegs eine tiefe Bindung aufgebaut. »Wir Menschen huldigen so gerne der Auffassung, die einzigen zu sein, die eine lebendige Seele ihr Eigen nennen. Die Augen, heißt es, sind die Spiegel der Seele. Das ist alles schön und gut. Aber schaut euch einmal diese Hundeaugen an, studiert sie genau. Wie oft sieht man da etwas wahrhaft ›Menschliches‹ in ihrem Ausdruck.« Diese Worte schrieb Amundsen in seinen Reisebericht.
    Neun Monate dauerten die Vorbereitungen nach der Schifffahrt im Basislager in der Antarktis, bis Amundsen im Oktober mit vier Männern und zweiundfünfzig Hunden zur eigentlichen Eroberung des Pols aufbrach.
    Hunger, Erschöpfung und Frostbeulen gehörten auf dieser Fahrt nicht nur für die Menschen zur Tagesordnung. Auch die Hunde waren gewaltigen Strapazen ausgesetzt, und viele starben vor Entkräftung. Einige stürzten in Gletscherspalten und verendeten dort. Läufige Hündinnen mussten unterwegs erschossen werden, weil sie Chaos im Rudel verursachten. Kurz vorm Ziel wurden dann planmäßig vierundzwanzig der Tiere geschlachtet, um Hunde und Menschen mit ihrem Fleisch am Leben zu halten. »Bei dem Gedanken an die frischen Hundekoteletts, die uns nach der Ankunft oben erwarteten, lief uns schon das Wasser im Munde zusammen.«
    Amundsens Verhalten mag Hundefreunde schockieren, doch genau genommen ist es charakteristisch für den menschlichen Umgang mit Tieren: Wir streicheln und wir essen sie. Die Kaltblütigkeit, mit der Amundsen und seine Mannschaft ihre tierischen Freunde verspeisten, wundert vielleicht weniger, wenn man weiß, wie seine großen Vorbilder mit ihren Hunden umgegangen waren. Alle hatten schwache und verletzte Tiere geschlachtet und gegessen. Fritjof Nansen musste all seine Hunde am Ende der ergebnislosen Suche nach dem Nordpol erschießen, weil für sie kein Platz im Boot war. UndFrederick Cook ließ seine allein auf dem Packeis zurück – mit Tränen in den Augen und großen Schuldgefühlen. Bei der Expedition von Sir John Franklin, dem großen Vorbild Amundsens, kannte die verhungernde Crew schließlich gar keine Nahrungstabus mehr. Die letzten Überlebenden verspeisten ihre toten Kameraden, bevor sie selbst verhungerten. Amundsen hatte von vornherein gewusst, worauf er sich einließ.

Am Ziel
    Mit elf Hunden erreichte Roald Amundsen am 15.   Dezember 1911 den Südpol, mehr als einen Monat vor Robert Falcon Scott. Der traf im Januar 1912 als Zweiter am Südpol ein, da waren Amundsen und seine Leute aber längst wieder in wärmeren Gefilden.
    Weil Scotts Ponys verendet waren und er die wenigen Hunde, die er besaß, erst gar nicht zum Pol mitgenommen hatte, mussten er und seine Begleiter die Schlitten mit den Vorräten selbst zum Ziel ziehen. Es ist erstaunlich, dass sie überhaupt am Südpol ankamen, aber tatsächlich bezwangen sie die extrem beschwerliche Tour. Am Südpol entdeckten die Briten jedoch nicht nur die norwegische Fahne, diedort im Schnee steckte, sondern auch unzählige Pfotenabdrücke und Fußspuren. Sie wussten: Selbst wenn Amundsen sich bei der Ermittlung des Pols verrechnet hatte, war die Wahrscheinlichkeit gering, dass er ihn ganz verfehlt hatte. Man kann sich die Enttäuschung der Männer gut vorstellen. Als Zweiter geht man normalerweise nicht in die Geschichte ein.
In den Augen der Nachwelt
    Robert Falcon Scott konnte damals nicht vorhersehen, dass er
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