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Hundejäger töten leise

Hundejäger töten leise

Titel: Hundejäger töten leise
Autoren: Stefan Wolf
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gegen eine
Dienstvorschrift verstößt. Dann ernennen Sie uns eben zu Hilfspolizisten — und
schon stimmt’s wieder. Ich erinnere ungern daran — aber ich glaube, wir haben das doch alles ins Rollen gebracht. Und ermittelt. Und Ihnen gemeldet.
Wir müssen in dieses Folterinstitut hinein. Um zu sehen, wie es um die
Tiere dort steht.“
    Dann beugte sie sich vor,
senkte die Lider mit den langen Wimpern und hob sie so langsam, als müsse sie
Lamberts Anblick in Zeitlupe genießen.
    „Bitte, Herr Kommissar! Wir
stören auch überhaupt nicht.“ Ihre Stimme klang wie von Honig umhüllt.
    „Locke!“ sagte Tom. „Du hast
versprochen, deinen Zauber nur bei mir anzuwenden.“
    Lamberts Kollegen feixten, er
selbst sah Locke schmunzelnd an.
    „Sollte ich jemals eine Tochter
bekommen, Locke, müßte sie wie du werden.“ Er seufzte. „Also, in Gottes Namen,
kommt mit!“
     
    *
     
    Locke und Tom hatten ihre
Motorroller beim Präsidium zurückgelassen und fuhren in einem der Wagen mit.
    Der Nachmittag war heiß. Die
Luft roch nach Gewitter, als sie in Stepperheide ankamen und vor Mäuchlers
Tierversuchsanstalt hielten.
    Lockes Herz klopfte bis zum
Hals. Tom spürte, wie aufgeregt sie war. Er nahm ihre Hand und streichelte ihre
Finger.
    Alle stiegen aus. Einer der
Beamten hatten geklingelt. Es dauerte eine Weile, bis Kobrutschik, der
Hausmeister, die Pforte neben dem Tor öffnete.
    Lambert wies sich aus. „Ist Dr.
Mäuchler da?“
    „Er schläft. Ich darf ihn nicht
wecken. Worum geht’s?“
    „Sie werden ihn wecken“, sagte
Lambert. „Wir haben nämlich einen Haftbefehl. Außerdem wird das Haus
durchsucht. „
    Der Mann war wie vom Donner
gerührt. Dann gehorchte er schweigend, öffnete das Tor und sah zu, wie die
beiden Wagen vor das Wohnhaus fuhren.
    Kobrutschik mußte die Beamten
führen. Locke und Tom schlossen sich an.
    Mäuchler lag im Kaminzimmer auf
einer Ledercouch und schnarchte. Auf dem Tisch stand eine Weinflasche, eine
Literflasche. Leer.
    Mäuchler fuhr hoch, als er von
Kobrutschik an der Schulter gerüttelt wurde.
    „Was ist los? Heh!“ Er rieb
sich die Augen und glotzte. „Wer sind die, Max? Was sollen die?“
    „Kriminalpolizei!“ sagte
Lambert. „Sie sind verhaftet. Hier ist der Haftbefehl. Sie werden beschuldigt,
Rauschgift zu vertreiben. Packen Sie ein paar Sachen zusammen, aber nur
Gegenstände des täglichen Gebrauchs. Sie kommen in Untersuchungshaft. Wir sind
berechtigt, Ihr Haus zu durchsuchen. Sie haben das Recht, dabei zu sein.“
    Mäuchlers Augen glitzerten. In
einem Mundwinkel war Speichel getrocknet, sein Haar verschwitzt. Er riß den
Mund auf, als wollte er losbrüllen. Aber er rang nur nach Luft. Sein Blick
huschte zu einem Eckschrank, einem antiquarischen Möbel in reicher Verzierung.
    „Dort suchen wir zuerst“, wies
Lambert seine Kollegen an.
    Mäuchler stampfte mit dem Fuß
auf. Dann tat er etwas, das Locke und Tom nicht für möglich gehalten hätten.
    Wütend stieß er sich die
geballte Faust in den weit aufgerissenen Mund.
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    Locke hörte, wie ein Goldring
gegen Goldkronen prallte.
    Angewidert betrachtete sie den
Kerl, bei dem jetzt irgendwas aushakte. Jedenfalls stieß er immer wieder die
Faust gegen seine Zähne, biß gleichzeitig zu, als wären die Finger ihm lästig,
und verdrehte die Augen.
    Er bot den Anblick eines
Verrückten.
    Lambert blieb bei ihm stehen.
Seine Kollegen filzten den Schrank. Sofort wurden sie fündig.
    „Das sieht mir sehr nach Heroin
aus.“
    Lamberts Kollege brachte einen
kleinen Karton, in dem durchsichtige Plastikbeutel lagen. Sie enthielten
weißliches Pulver. Er roch daran, prüfte, indem er es zwischen den Fingern
rieb, und nickte.
    „Ungefähr ein halbes Kilo. Er
hat vorgesorgt, der Herr Doktor.“
    Mäuchler war auf die Couch
zurückgesunken und knabberte an seiner Faust.
    „Das wär’s“, sagte Lambert.
    Locke zupfte ihn am Ärmel. „Sie
wissen doch, weshalb wir mitgekommen sind!“
    „Ach so! Natürlich!“ Er wandte
sich an den Hausmeister.
    „Wir wollen die Versuchsanstalt
sehen. Zuerst die Käfige, in denen die unverletzten Tiere sind. Ich meine die
Tiere, mit denen noch kein Versuch durchgeführt ist.“
    „Da haben wir kein Stück.
Nichts!“ Kobrutschik schüttelte den häßlichen Schädel. „Wir warten ja dringend
auf neues Material.“
    „Trotzdem! Wir sehen uns alles
an.“
    Kobrutschik hatte nicht gelogen.
Sämtliche Käfige, erbärmlich kleine Käfige, waren leer.
    Enttäuschung malte sich auf
Lockes Gesicht.
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