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Hundeelend

Hundeelend

Titel: Hundeelend
Autoren: C Bateman
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gemeinhin dafür hält. In den späten Dreißigern vielleicht, schulterlanges schwarzes Haar,
blassblaue Augen. »Es muss Sie in den Wahnsinn treiben. Ein Perverser, der Sie durch das Fenster auf diese Weise anstarrt.«
    Alison hatte die Kunst des Schniefens ziemlich perfektioniert, aber es übte jetzt kaum noch eine Wirkung auf mich aus. Es klang einfach nur merkwürdig.
    »Also, was werden Sie unternehmen und wie viel wird es kosten?«
    »Nun, sorgen Sie sich nicht ums Geld, Sie können sich ganz auf mich verlassen.«
    Hinter ihr …
    »Das ist wirklich nett von Ihnen.«
    »Ist doch selbstverständlich. Ich kann Sie gut verstehen. Es ist sehr frustrierend, wenn die eigenen Sorgen nicht ernst genommen werden. Aber genau das tun wir. Wir observieren den Kerl, schießen Fotos von ihm in Aktion. Dann verfolgen wir ihn zu seinem Unterschlupf. Wir finden alles über ihn heraus: ob er eine Familie hat, welchen Beruf er ausübt, ob er noch andere Menschen belästigt, ob er ein Vorstrafenregister hat, ob er als Sexualverbrecher bekannt ist. Vielleicht ist er auch gar kein Perverser; vielleicht hat er es auf Ihre Familie abgesehen, weil er einen alten Groll hegt. Vielleicht misst er nachts ihr Anwesen aus, damit er tagsüber zurückkommen und es ausrauben kann. So gut wie alles ist möglich. Wir könnten ein paar Takte mit ihm reden, ihn verwarnen, und vermutlich würden Sie ihn nie wiedersehen. Aber das bringt uns nicht an die Wurzel des Problems. Und falls er etwas Gefährlicheres plant, treibt ihn das womöglich nur in den Untergrund. Daher müssen wir ihn zunächst gründlich
beobachten, sein Profil erstellen, ermitteln, worauf er es wirklich abgesehen hat, um dann zu entscheiden, welche Maßnahmen wir am besten ergreifen. In diesem Geschäft gibt es nur selten schnelle Lösungen. Ich befürchte, das Ganze wird einige Zeit in Anspruch nehmen. Aber am Ende ist dann die Sache für immer bereinigt.«
    »Könnten Sie ihn nicht einfach verprügeln?«
    Alison ließ ein doppeltes Schniefen hören.
    »So etwas tun wir nicht. Aber ich kann Ihnen versichern, wenn wir uns um ihn kümmern, ist die Sache für Sie erledigt.«
    Ich hatte zwar keine Ahnung, was mir dabei vorschwebte, aber es klang nach einer dauerhaften Lösung.
    »Alternativ dazu …«
    Das kam von Alison, die sich von dem Regal abgewandt hatte mit einem Buch in der Hand. Es war Das Rätsel der Sandbank von Erskine Childers, einer der ersten und ganz sicher einer der großartigsten Spionageromane. Allerdings wurde der Autor später von der Literaturkritik aufs Übelste verrissen.
    Ein wenig verblüfft wandte sich meine potenzielle Klientin an Alison. Ich schoss einen vernichtenden Blick auf meine Exfreundin ab. Leider nicht so vernichtend, dass sie es bemerkt hätte.
    »Alternativ dazu?«, hakte die potenzielle Klientin nach.
    »Nun, ich konnte nicht umhin, mitzuhören. Der Mann an Ihrer Hecke …«
    »Entschuldige bitte, aber ich denke, ich kümmere mich um diese Angelegenheit.«
    Sie ignorierte mich einfach.

    »Achten Sie nicht auf ihn«, sagte sie mit einem süßen Lächeln. »Wir haben oft widersprüchliche Ansichten über unsere Fälle, aber wir arbeiten sehr gut zusammen. Also lassen sich mich noch einmal zusammenfassen. Dieser Kerl steht unten vor ihrer Hecke. Er blickt hinauf zu Ihrem Haus. Er geht ein Stückchen weiter. Er blickt wieder hinauf. Dann verschwindet er.«
    »Richtig.«
    »Und das jeden Abend.«
    »Genau.«
    »Etwa um dieselbe Zeit.«
    »Ja, das ist richtig. Immer gegen elf.«
    Alison blickte mich an und schüttelte dann den Kopf. Erneut lächelte sie der potenziellen Klientin zu. »Haben Sie je erwogen, dass dieser Mann einen Hund Gassi führt, den Sie wegen der Hecke nicht sehen können? Und der Hund bleibt alle paar Meter stehen, um zu pinkeln oder zu schnüffeln, und dem Mann bleibt keine andere Wahl, als mit ihm stehen zu bleiben? Vielleicht beobachtet er gar nicht Ihr Haus, sondern wartet nur, bis der Hund sein Geschäft erledigt hat?«
    Die Frau im roten Mantel starrte Alison an. Ihr Unterkiefer sackte ein wenig herab. »Gott im Himmel«, sagte sie, »darauf wäre ich nie gekommen.« Sie blickte mich an und dann wieder zu Alison. »Sie sind gut«, sagte sie. »Sie sind richtig gut. Sie sind wirklich ein perfektes Team. Genau das hat er die ganze Zeit getan, und ich habe es völlig missverstanden. Ich habe der halben Nachbarschaft erzählt, dass er ein Perverser ist. Ich muss das unbedingt richtigstellen. Wie viel schulde ich
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