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Hundeelend

Hundeelend

Titel: Hundeelend
Autoren: C Bateman
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berühmt zu sein. Außerdem – wenn das Kein Alibi die Weihnachtszeit überleben sollte, musste ich irgendwie zusätzliches Geld verdienen.
     
    Gerade als Billy Randall den Laden verließ, traf Jeff ein. Er arbeitet nach wie vor für mich, da die Rettung politischer Gefangener für Amnesty International finanziell nichts einbringt. Ich habe mich schon oft gefragt, ob Amnesty-Mitarbeiter nicht wesentlich erfolgreicher wären, würde man ihnen Erfolgsprämien auszahlen. Außerdem könnte man damit auch attraktivere Mitglieder gewinnen; denn mal ehrlich, wenn man von Despoten, Diktatoren und religiösen Eiferern ernst genommen werden will, sollten die eigenen Repräsentanten wenigstens einigermaßen respektabel aussehen und nicht so, als hätte man sie rückwärts durch eine Dornenhecke geschleift. Außerdem sollten sie ein halbwegs zusammenhängendes Gespräch führen können, ohne dabei ständig in die Luft zu boxen, sinnentleerte Slogans zu brüllen und unhaltbare Versprechungen abzusondern.
    Jeffs Augen weiteten sich, als Billy Randall an ihm vorbeimarschierte. Während er auf dessen entschwindenden Rücken zeigte, formten seine Lippen ein stummes: »Ist das …?«
    Ich nickte, schob ihn rasch in den Laden und schloss die Tür. »Er hat mich angeheuert, einen Fall zu lösen«, erklärte ich.

    »Uns.«
    »Wie bitte?«
    »Er hat uns angeheuert, einen Fall zu lösen.«
    »Nein, mich hat er angeheuert. Du assistierst mir. Ich bezahle dich. Aber mich hat er angeheuert.«
    »Ich dachte, wir sind ein Team.«
    »Nein.«
    »Als Alison abgerauscht ist, hast du mir versprochen, dass ich ihre Stelle einnehmen kann.«
    Alison war die junge Frau aus dem Juwelierladen gegenüber. Ich hatte ihr mein Herz geschenkt. Und sie hatte es in den Schmutz geworfen und darauf herumgetrampelt. Aber nicht ohne mir vorher meine Jungfräulichkeit zu stehlen. Einst hatte ich diese Frau für warmherzig, liebevoll, mitfühlend und hübsch gehalten. Doch jetzt wusste ich, sie war kalt, berechnend, hartherzig und hässlich. Und ich würde ihr nie, nie, nie vergeben. Ihr Name stand auf meiner schwarzen Liste. Meine schwarze Liste ist ziemlich lang. Und sobald ein Name dort verewigt ist, kann ihn nichts wieder löschen. Nicht einmal Tipp-Ex.
    »Niemand wird sie je ersetzen können.«
    »Nur als dein Partner bei der Verbrechensbekämpfung.«
    »Ich brauche keinen Partner.«
    Er stöhnte und zog seine Jacke aus. Der zeitgemäße Modetrend für den jungen, politisch interessierten Studenten bestand in einer flaschengrünen Armeejacke, zerrissenen Jeans und Nickelbrille. Der zeitgemäße Modetrend hatte sich in den letzten vierzig Jahren kaum verändert. Er stopfte seine Jacke unter die Theke und rollte die
Ärmel seines groben Leinenhemds hoch; das übliche Schauspiel, das signalisierte, dass er sich jetzt an die Arbeit machte.
    »Also, was wollte der pimmelköpfige Mann?«
    »Der schwanzköpfige Mann.«
    »Pimmel«, sagte Jeff.
    »Schwanz.«
    »Er ist überall als der pimmelköpfige Mann bekannt.«
    »Schwanz.«
    »Pimmel.«
    »Schwanz.«
    »Pimmel.«
    »Schwanz.«
    »Pimmel.«
    »Schwanz.«
    Unsere Unterhaltung hatte etwas merkwürdig Hypnotisches und wäre sicher noch ewig so weitergegangen, hätte ich ihren Rhythmus nicht unterbrochen und Jeff darauf hingewiesen, dass ihm demnächst die Schrecken der Arbeitslosigkeit drohten, falls er mir nicht augenblicklich zustimmte. Woraufhin er sich rasch einverstanden erklärte, von Billy Randall in Zukunft nur noch als dem schwanzköpfigen Mann zu sprechen, wenn auch natürlich nur in seiner Abwesenheit.
     
    Ich rechnete bei der Lösung des Falls des schwanzköpfigen Mannes nicht mit größeren Problemen. Vor nicht allzu langer Zeit hatte ich bereits auf ähnlichem Terrain ermittelt: Im Fall der Schwuchtel auf der Überführung hatte ich es ebenfalls mit einem Graffitikünstler zu tun bekommen,
der seinen Opfern das Leben zur Hölle gemacht hatte. Der Hauptunterschied bestand darin, dass diesmal mit höheren Einsätzen gespielt wurde; ich würde global agieren müssen. Außerdem war es zu spät, den Schaden abzuwenden. Das Video war bereits an die Öffentlichkeit gelangt, und das war nicht mehr rückgängig zu machen. Was Billy Randall forderte, war eine Wiedergutmachung.
    Aber das sollte nicht mein Problem sein. Mir winkte ein hübsches Sümmchen dafür, dass ich die Sündenböcke aufspürte, das war alles.
    Ich führte mir das Video noch ein paarmal zu Gemüte. Durch simple Beobachtung folgerte ich,
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