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Hundeelend

Hundeelend

Titel: Hundeelend
Autoren: C Bateman
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gewesen, wirkte aber billig. Ohne sich vorzustellen, sagte sie: »Sie müssen mir helfen. Jeden Abend, wenn ich ins Bett gehe, steht dieser Mann unten in meinem Vorgarten und starrt zu mir herauf.«
    Es war, wie sich herausstellte, der Fall des seinen Hund Gassi führenden Mannes , und ich war einerseits dankbar für die Unterbrechung durch eine potenzielle Klientin,
gleichzeitig aber starr vor Angst. Ich bin allergisch gegen Hunde. In ihrer Gegenwart muss ich in einem fort niesen. Die Viecher brauchen mir bloß in die Augen zu schauen, und schon geht es los. Instinktiv hielt ich mir die Nase zu. Meine Augen begannen zu tränen. Ich würgte. Alison verdrehte die Augen.
    »Himmel, was ist los mit Ihnen?«, fragte die Frau.
    Ich zeigte auf den Hund und dann nach draußen auf den Bürgersteig.
    Die Frau sagte: »Wo ich hingehe, da geht auch er hin.«
    Ich nickte und deutete erneut auf den Bürgersteig.
    Sie verzog die Lippen, saß aber in der Zwickmühle; sie war auf meine professionelle Hilfe angewiesen. Wortlos drehte sie sich um, eskortierte den rattenähnlichen Köter nach draußen und band ihn dort fest. Durch die Schaufensterscheibe starrte er mich an. Er hatte bösartige Augen.
    Die Frau kam wieder herein. Die Situation hatte sich nur unmerklich entspannt. Auch Menschen, die viel mit Hunden zu tun haben, lösen allergische Reaktionen bei mir aus. Sie hätte nach Hause gehen, eine Dusche nehmen und die Kleider wechseln müssen. Ich schniefte und rieb mir die Augen. Die Frau war mir instinktiv zuwider. Die meisten Menschen sind mir instinktiv zuwider. Allerdings mache ich einen grundlegenden Unterschied zwischen Klienten und Kunden. Kunden kaufen Bücher, weil sie darin lesen wollen. Klienten dagegen betatschen sie nur mit ihren schmierigen Fingern, verknicken die Einbände und brechen die Buchrücken, während sie Mut sammeln, um schließlich an die Theke zu treten und die Details der schmutzigen kleinen Fälle vor mir auszubreiten,
die ich für sie lösen soll. Abgesehen davon war diese Frau bereits der zweite potenzielle Klient an diesem Tag, der nicht mal so tat, als würde er sich für meine Bücher interessieren.
    Alison wandte sich ab, als wolle sie die Bücherregale in ihrem Rücken studieren; aber so, dass ich zuvor noch die Träne auf ihrer Wange bemerkte – oder zumindest zu bemerken glaubte.
    Ich nickte der Frau zu. »Dieser Mann?«
    »Jeden Abend um die gleiche Zeit.«
    Erneut nickte ich. »Sind Sie daran interessiert, unserem Weihnachtsclub beizutreten?«, fragte ich. »Es ist natürlich keine Voraussetzung dafür, dass ich Ihren Fall bearbeite.«
    Wobei mein Tonfall suggerierte, dass es sehr wohl eine elementare Voraussetzung bildete. Das ließ sie stutzen. »Was sind die Vorteile?«
    Das ließ nun wiederum mich stutzen. Der Weihnachtsclub war nicht dazu bestimmt, irgendjemandem Vorteile zu verschaffen außer meiner Person; was wohl auch mit ein Grund für die langsam steigenden Mitgliederzahlen war. Momentan gab es nicht mal genug Mitglieder, um ihn rechtmäßig als Club bezeichnen zu können. Ich zuckte mit den Achseln und erklärte vage: »Ermäßigte Preise?«
    Sie musterte mich. »Sind Sie hier zuständig?«
    Hinter ihr schniefte Alison.
    »Ich bin der Besitzer.«
    »Sie sind der Privatdetektiv?«
    Hinter ihr schniefte Alison.
    »Ja. Einhundert Prozent Erfolgsgarantie.«

    »Das ist beeindruckend.«
    Hinter ihr …
    Rasch fragte ich: »Dieser Mann, was tut er?«
    »Er gafft. Seine Hände sind hinter der Hecke verborgen. Gott weiß, was er dort tut. Ich sehe nur seinen Kopf und seine Schultern. Er starrt zu mir herauf, dann geht er ein Stück die Hecke entlang, dann gafft er erneut. So geht das die ganze Hecke. Ich weiß nicht, was ich tun soll. Ich habe alles der Polizei erzählt, aber sie können nichts unternehmen, bevor er nicht was unternimmt. Was natürlich wenig hilfreich ist. Aber wenn er so gafft, fühle ich mich belästigt.«
    »Sind Sie dabei nackt?«
    »Nein, natürlich nicht!«
    »Sind die Vorhänge geschlossen?«
    »Ja.«
    »Aber Sie spähen hindurch?«
    »Manchmal.«
    »Und dann ist er noch da?«
    »Normalerweise.«
    »Er sieht sie direkt an?«
    »Ja. Zumindest glaube ich das. Ich kann seine Augen nicht genau erkennen. Kann sein, dass er mich anschaut oder auch nur das Haus. Aber beides gefällt mir nicht. Es jagt mir Angst ein.«
    »Das ist natürlich kein Zustand.«
    »Können Sie mir helfen?«
    »Selbstverständlich.« Sie war eine durchaus attraktive Frau, oder was man so
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