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Hulamädchen auf Abwegen

Hulamädchen auf Abwegen

Titel: Hulamädchen auf Abwegen
Autoren: Carter Brown
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ist es nicht so, daß er nicht großzügig wäre. Im
Gegenteil. Er steht über der Sache. Er übersieht mit Großmut die Tatsache, daß
seine Frau ihm, ohne auf Wiedersehen zu sagen, durchgebrannt ist. Er ist nicht
einmal sonderlich böse darüber, daß er den Kapitän seiner Jacht eingebüßt hat.
Kapitäne, meinte er, gäbe es wie Sand am Meer.«
    »Und das ist alles, was er uns
auszurichten hat?« fragte Virginia ungläubig. »Deswegen sind Sie extra von New
York hierher gekommen ?«
    »Nein, das ist noch nicht
alles«, beruhigte ich sie. »Das ist nur die Ausgangssituation. Ehefrauen,
findet er, sind ersetzbar, ebenso wie Kapitäne und Hochseejachten. Es ist ihm
auch völlig gleichgültig, wo Sie beide sich aufhalten, mit einer einzigen
Ausnahme.«
    »Und die wäre?«
    »Hawaii«, sagte ich. »Sie
können tun und lassen, was Sie wollen und wo Sie wollen. Die ganze Welt gehört
Ihnen. Mit Ausnahme von Hawaii. Sie können, wenn Sie Lust dazu haben, nach
Paris fliegen, nach London, Rom oder Arkansas — Sie haben die Wahl. Nur eins
nicht, Hawaii.«
    Sie lachte leise. »Köstlich«,
meinte sie. »Er hat wirklich Humor! Und Sie nicht minder! Ich finde, das ist
ein prachtvoller Scherz!«
    »Kein Scherz«, sagte ich
nachsichtig. »Es ist ihm bitterernst.«
    »Also gut«, erwiderte sie kühl,
»Sie haben Ihren Auftrag erfüllt. Es steht Ihnen demnach nichts mehr im Wege,
das zu tun, was Erik Ihnen vorgeschlagen hat: zu verschwinden und Ihr Honorar
einzustreichen.«
    »Der Vorschlag hat nur einen
Haken«, bemerkte ich traurig. »Wie das immer so ist. Vielleicht gibt es« — und
ich sah Choy fragend an — »einen Spruch darauf von
Konfuzius?«
    »Tut mir leid«, entgegnete er
höflich. »Aber ich bin selber Anhänger der westlichen Lehre, Mr. Boyd.«
    »Einen Haken?« fragte Virginia
verwundert.
    »Ja«, erklärte ich geduldig.
»Sie aufzusuchen und Ihnen die Gedanken Ihres Exgatten über Ihre Zukunft zu
übermitteln war nur der halbe Auftrag. Die andere Hälfte besteht darin, darauf
zu achten, daß diese seine Wünsche befolgt werden, und dafür Sorge zu tragen,
daß Sie beide innerhalb von vierundzwanzig Stunden Hawaii verlassen.«
    Einen Augenblick lang sah sie
Larsen an, dann platzte sie laut heraus vor Lachen.
    »Das ist ja zum Totlachen
komisch!« quietschte sie. »Das ist noch um einiges komischer, als wenn Sie uns
Schuhbänder verkauft hätten, Boyd. Sie sind der reinste Kinderschreck! Ich
fürchte mich direkt!« Dann gönnte sie sich einen Moment der Sammlung und fuhr
halb ernst, halb lachend fort: »Und welch grauenvolles Schicksal haben wir zu
vergegenwärtigen, falls wir nicht gehen?«
    »Das habe ich mir noch nicht
überlegt«, gestand ich bereitwillig. »Ein grauenvolles Schicksal ließe sich nur
abwenden, indem Larsen sich auf die Socken machte.«
    »Wahnsinnig witzig!« fauchte
Larsen. »Das wollen wir erst noch sehen, Boyd.«
    »Natürlich. Kommt Zeit, kommt
Rat«, sagte ich. »Schreiben Sie es sich bitte auf, damit Sie es auch bestimmt
nicht vergessen.«
    Dann sah ich Virginia
eindringlich an. »Unter diesem vielen glatten Haar muß es doch ein bißchen
Verstand geben. Versuchen Sie doch, ihn zur Abwechslung mal zu benutzen«, schlug
ich wohlwollend vor. »Reid hat mir in dieser Sache völlig freie Hand gelassen.
Wie ich es mache, ist ihm völlig gleichgültig. Hauptsache, daß es geschieht.
Meinen Sie nicht, daß das eine ganz günstige Gelegenheit ist, Hawaii den Rücken
zu kehren?«
    »Wirklich, zum Totlachen
komisch!« wiederholte Virginia. »Wer, um Himmels willen, hat Ihnen denn
weisgemacht, daß Emerson eine solche Kanone ist, wenn nicht er selbst?«
    »Bitte«, unterbrach Choy freundlich den Lachanfall. »Ich möchte Mr. Boyd gern
eine Frage stellen.«
    »Sagen Sie doch Danny zu mir«,
bot ich ihm großzügig an. »Damit ich mich wie zu Hause fühle.«
    »Warum«, wollte er wissen, »ist
Mr. Reid so versessen darauf, daß Virginia und Erik Hawaii verlassen?«
    »Keine Ahnung«, erwiderte ich
wahrheitsgemäß. »Ich werde dafür bezahlt, daß ich seine Aufträge ausführe. Die
Gründe für sich zu behalten ist sein Privileg.«
    »Es müssen schwerwiegende
Gründe sein«, überlegte Choy ernsthaft, »die einen
Mann dazu veranlassen, jemand mit so offenkundigen Geistesgaben zu engagieren
und von New York bis hierher zu schicken.«
    »Ich fühle mich geehrt«, dankte
ich schlicht. »Was diese Gründe angeht, schlage ich vor, Sie versuchen es mit
einem Telegramm.«
    »Das ist unnötig«, wehrte
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