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Huff, Tanya

Huff, Tanya

Titel: Huff, Tanya
Autoren: Blood Ties 03 - Blutlinien
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Turm überhaupt nicht im Laufschritt hinaufgerannt. Der Wett kampf
untereinander, darauf kam es ihnen an. Seit sie einander vor gestellt worden waren - zwei junge, verbissen
ehrgeizige Polizisten, die vollkommen
selbstverständlich der Meinung gewesen waren, die Antwort auf jedwede Frage darzustellen -, hatte dieser Wettstreit
ihre Beziehung entscheidend geprägt. Michael Celluci, vier Jahre älter
als Vicki, hatte damals bereits in rasantem Tempo einige Karrierestufen erklommen und war auch schon
öffentlich belobigt worden - so beruhte seine Selbsteinschätzung zumindest
teilweise auf Fakten. Bei Vicki
Nelson, gerade mit der Polizeischule fertig, war
    sie ganz einfach Glaubenssache gewesen. Vier Jahre später lief Vicki bei ihren
Kollegen unter dem Spitznamen 'Victory' Celluci und sie hatten ein paar Gemeinsamkeiten entdeckt, und ihr Wettstreit war so
sehr Bestandteil ihres Umgangs miteinander geworden, daß ihre Vorgesetzten ihn zum Wohl der gemeinsamen Arbeit
einsetzten. Wei tere vier Jahre
später sah sich Vicki gezwungen, die Wahl zwischen einem Schreibtischjob bei der Polizei oder der
Kündigung zu treffen: Ihr Sehvermögen
hatte so stark nachgelassen, daß ihr keine andere Wahl blieb. So war das gut funktionierende System
zwischen den beiden zusammengebrochen. Vicki hatte sich nicht vorstellen
kön nen, in einer Position bei der Polizei
zu bleiben, in der sie sich nicht voll einbringen konnte, und so hatte
sie ihren Abschied eingereicht. Celluci hatte sie nicht einfach so gehen lassen
wollen, weshalb sehr harte Worte gefallen
waren. Es hatte Monate gedauert, bis die durch diese Worte geschlagenen Wunden
verheilt waren, und weitere Mo nate
waren ins Land gegangen, in deren Verlauf der Stolz sowohl Vicki als
auch Celluci davon abhielt, den ersten Schritt zu tun. Eine Bedrohung für die
Stadt, die zu schützen sie beide geschworen hat ten, hatte sie wieder zusammengebracht, und aus den Ruinen ihrer alten
Beziehung war eine neue entstanden.
    „Blocken ist schummeln, du Langarmaffe!"
    Letztlich machte es aber kaum einen Unterschied.
    Die gelben Metallstufen, die im Zickzack an der Seite des Fern sehturms
emporstrebten, waren nicht breiter als einen Meter - kein Problem für einen großen Mann, sich auf beide
Geländer gleichzeitig zu stützen und
mit Hilfe der Arme einen Teil der Belastung auf den Oberkörper zu verlagern.
Nebenbei wurden dadurch als nette Drein gabe
auch alle Nachfolgenden daran gehindert, ihn zu überholen.
    Am sechsten
Treppenabsatz legte Vicki einen Zwischenspurt ein und glitt zwischen Mike und der Innenwand hindurch; der feuchte Beton
scheuerte empfindlich an ihren Schulterblättern. Sie lief jetzt mit einem kleinen Vorsprung und nahm immer zwei
Treppenstufen auf einmal, spürte aber, wie eng ihr Mike auf den Fersen
blieb. Bei ihrer Größe von 1,77 war es fast
einfacher für sie, jeweils zwei Trep penstufen
zu nehmen - leider galt das für Celluci mit seinen 1,95 erst recht.
    Keiner von
beiden hielt am ersten Wasserstand.
    Sie wechselten sich noch zweimal in der Führung ab. Teure Gum misohlen schlugen auf Metallstufen, und in dem geschlossenen Raum hallte der Lärm wie weit entfernter Donner. Später am Tag würden die
Plexiglasscheiben, die die Läufer vom Ausblick nach unten trennten, von der
geballten Feuchtigkeit aus hunderten von Lungen beschlagen, aber so früh am
Morgen fiel die Silhouette To rontos in
schwindelerregender Klarheit neben ihnen ab.
    Vicki erhielt
endlich einmal Gelegenheit, der Vorsehung zu dan ken, daß sie über praktisch kein peripheres Sehvermögen verfügte und von daher kaum eine Vorstellung davon hatte,
wie hoch oben sie sich eigentlich befand. Sie rannte auch am zweiten
Wasserstand vorbei. Hundertfünfzehn Meter
noch, kein Problem. Ihre Ober schenkel
hatten angefangen, sich protestierend zu melden und ihre Lunge drohte zu bersten, aber sie würde eher
umfallen als langsamer zu werden und
Celluci die Chance zum Überholen zu bieten.
    Die Farbe der Treppenstufen wechselte von gelb zu grau, auch wenn man den ursprünglichen Farbton an all den Stellen, an de nen unzählige
Füße die zweite Farbschicht abgetragen hatten, noch durchschimmern sah. Sie befanden sich nun auf den Treppenstufen des
Notausgangs der Restaurantebene.
    Gleich sind
wir da ... Mike war so dicht hinter ihr, daß sie seinen heißen Atem in ihrem Nacken spüren konnte. Nur Sekunden nach ihr trat er auf den letzten Treppenabsatz. Noch
ein, zwei Riesen schritte, dann kam
die offene Tür. Hier, auf
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