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Huff, Tanya

Huff, Tanya

Titel: Huff, Tanya
Autoren: Blood Ties 03 - Blutlinien
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der ebenen Fläche, würde er dank seiner langen Beine mit ihr gleichziehen können! Vicki machte einen verzweifelten Satz nach vorn,
griff nach dem Türrahmen und ließ
sich mit letzter Kraft in die mit Teppichboden bedeckte Halle fallen.
    „Neun Minuten
und vierundfünfzig Sekunden, neun Minuten und fünfundfünfzig
Sekunden."
    Da werde ich drauf rumreiten, sobald ich wieder Luft habe! Zuerst einmal aber stand Vicki keuchend gegen die Wand gelehnt, und ihr Herz klopfte so stark, daß ihr ganzer Körper zu vibrieren schien. An ihrem Kinn sammelte sich Schweiß und tropfte nach unten.
    Celluci sank neben ihr an der Wand zusammen.
    Einer der
freiwilligen Helfer der Gesellschaft zur Prävention von Herz- und Kreislauferkrankungen trat mit einer Stoppuhr in der
    Hand heran.
„Also, wenn ich jetzt nur noch die momentane Pulsfre quenz notieren dürfte ..."
    Vicki und
Celluci warfen einander Blicke zu, die sich aufs Haar glichen.
    „Ich glaube nicht...", keuchte Vicki, „ich glaube nicht, daß wir
das ernsthaft wissen wollen."
    Auch wenn der
Teil des Laufs, der mit der Stoppuhr kontrolliert wurde, nunmehr als beendet
galt, mußten die beiden noch vier weitere Treppenabsätze emporklettern, ehe
sie auf der Restaurantebene und damit am offiziellen Ziel angelangt waren.
    „Neun Minuten
und vierundfünfzig Sekunden." Celluci rieb sich mit dem unteren Ende seines T-Shirts das Gesicht trocken. „Nicht
schlecht für so ein altes Mädchen."
    „Wer ist hier alt, Blödmann? Vergiß nur nicht, daß ich dir fünf Jahre
abgeben könnte."
    „Prima." Er reichte ihr die Hand. „Die hätte ich dann gerne jetzt."
    Vicki schleppte sich eine weitere Treppenstufe hoch, und man konnte sehen, wie unter dem Vliesstoff ihrer Trainingshose ihre Oberschenkel zitterten. „Ich will den Rest des Tages in heißem Was ser verbringen."
    „Hört sich gut an."
    „Mike?"
    „Ja?"
    „Wenn ich das nächste Mal vorschlage, daß wir doch mal auf den Fernsehturm klettern könnten, erinnerst du mich dann daran, wie ich mich gerade fühle?"
    „Nächstes Mal..."
    Seinesgleichen träumten nicht, davon war er zumindest immer ausgegangen; sie verloren das Gefühl für Träume wie das Gefühl für den Tag. Nun
war er trotzdem zum ersten Mal in über vierhundert fünfzig Jahren erwacht und hatte eine Erinnerung gespürt, die mit seinem
Leben im Wachzustand in keinerlei Verbindung stand.
    Sonnenlicht. Er hatte die Sonne im Jahre 1539 zum letzten Mal zu Gesicht bekommen, und er hatte sie nie als goldene Scheibe in einem azurblauen Himmel erblickt, von so starker Hitze, daß sich rings um sie herum ein schimmernder Schild gebildet hatte.
    Henry Fitzroy, unehelicher Sohn Heinrichs des Achten, Verfasser von Liebesromanen und Vampir, lag in der Dunkelheit, starrte auf nichts und fragte sich, was zum Teufel da mit ihm vor sich ging. Verlor er den
Verstand? Anderen, die sich in derselben Lage wie er befanden, war das auch
schon passiert. Es kam so weit, daß man die Nacht
nicht mehr ertragen konnte, und dann lieferte man sich der Sonne und dem Tode aus. War also diese seine
Erinnerung vielleicht der Anfang vom Ende?
    Davon wollte er eigentlich nicht ausgehen. Er fühlte sich nor mal, bei klarem Verstand. Aber denkt denn ein Verrückter, er sei verrückt?
    „Das führt zu nichts." Schmallippig schwang Henry die Beine aus dem Bett und erhob sich. Bewußt hegte er auf gar keinen Fall den Wunsch zu sterben, und wenn sein Unterbewußtsein das anders sah, konnte es sich auf einen Kampf gefaßt machen.
    Aber die Erinnerung wollte nicht weichen - noch unter der Du sche war sie
da, noch während er sich anzog. Ein glühender Feuer kreis. Wenn er die Augen schloß, konnte er das Bild auf der Innen seite
seiner Augenlider sehen.
    Seine Hand
lag schon auf dem Telefonhörer, als er sich erinnerte, daß sie heute nacht ja bei ihm war.
    ,Verdammt!"
    Vicki war in den vergangenen Monaten zum festen Bestandteil seines
Unlebens geworden. Er trank von ihr, sooft das ohne Gefährdung möglich war, und
sowohl Blut als auch Sex hatten ein festes Band der Freundschaft, wenn nicht sogar etwas Stärkeres, geschweißt. Zumin dest von
seiner Seite aus stellte sich ihre Beziehung so dar.
    „Beziehung! Mein Gott - was für ein typisches Wort der Neunziger Jahre!" In dieser Nacht hatte er einfach nur das Bedürfnis, mit
ihr zu reden, seinen Traum - wenn es denn ein Traum
gewesen war - und die Angst, die damit einherging, zu erörtern.
    Er fuhr sich mit bleichen Fingern durch das kurze blonde
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