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Huff, Tanya

Huff, Tanya

Titel: Huff, Tanya
Autoren: Blood Ties 03 - Blutlinien
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Hintergrundinformationen!"
    „Wir werden
alle Fragen beantworten können, sobald der Sarko phag geöffnet ist!"
    Dr. Shane blickte zu ihrem Vorgesetzten auf, die rechte Augenbraue so
hochgezogen, daß sie unter einer dunklen Haarlocke ver schwand. „Sie
scheinen da sehr sicher zu sein."
    „Bin ich
auch." Das stimmte, er war sich sogar absolut sicher, er wußte einfach,
daß das Offnen des Sarkophags auf alle Fragen Ant wort bringen würde, hätte aber nicht sagen können, woher dieses Wissen stammte. Seine Hände waren plötzlich
schweißnaß, und er mußte sie an den
Hosenbeinen abwischen. Er hätte wirklich nicht sagen können...
    Als sie den Mörtel endlich entfernt hatten, war es zu spät am Tage - oder
besser: in der Nacht -, um noch weiterzuarbeiten. Sie würden bis zum Morgen warten müssen, um zu sehen, was
ihre Steinschach tel enthielt.
    In dieser
Nacht träumte Rax von einem Tier, einem Vorstehhund ähnelnd, mit dem Körper einer Antilope und dem Kopf eines Vogels, das mit unwirklich hellen Augen auf ihn
herabstarrte und ihn auslachte. Schon im Morgengrauen - er hatte kaum
geschlafen - stand der Wissenschaftler auf und war Stunden vor dem Rest
der Belegschaft wieder im Museum. Er wollte den Werkraum meiden und die gewonnene Zeit dem Papierkram widmen, der seinen
Schreibtisch unter sich zu begraben drohte, aber dann steckte der Schlüssel im Schloß,
und seine Hand drückte die Tür auf, ehe der Verstand noch bewußt registriert hatte, was er da eigentlich
tat.
    „Fast hätte
ich es getan", sagte Dr. Rax zu seiner Stellvertreterin, als diese geraume Zeit später zur Arbeit
erschien. Er hockte in einem orangenen
Plastikstuhl, die Hände so fest ineinander verschränkt, daß die Knöchel weiß schimmerten.
    Dr. Shane brauchte nicht zu fragen, wie das gemeint war. „Zum Glück sind Sie zu sehr Wissenschaftler, um spontanen Impulsen nachzugeben",
sagte sie freundlich, insgeheim entsetzt darüber, wie
    elend und
blaß ihr Kollege aussah. „Sobald die anderen hier sind, bringen wir es hinter
uns."
    „Hinter
uns", wiederholte Rax.
    Dr. Shane runzelte die Stirn und entschied sich, nichts zu sagen. Was hätte sie
auch sagen sollen? Daß der Kurator der ägyptischen Abteilung ganz und gar nicht wie er selbst geklungen hatte und auch
nicht wie er selbst aussah? Vielleicht war er nicht der einzige, der schlecht
schlief.
    Fünf Stunden und sieben Filmrollen später lag der innere Sarg auf
gepolsterten Holzstützen, zum ersten Mal seit Jahrtausenden aus der Ummantelung
des Steinsargs befreit.
    „Na ja..." Dr Shane runzelte die Stirn und starrte auf das bemalte
Holz. „Das ist das Merkwürdigste, was ich je zu
Gesicht bekommen habe."
    Der Rest der Mitarbeiter nickte zustimmend; alle bis auf Dr. Rax, der
verzweifelt gegen das Bedürfnis ankämpfte, einfach vorzutreten und den Deckel zu lüften.
    Der Sarg hatte ungefähr Menschengestalt, aber eben nur ungefähr. Gesichtszüge waren nicht zu erkennen, weder ins Holz geschnitzt noch aufgemalt, auch keine Symbole für Anubis oder Osiris, wie man hätte
erwarten dürfen. Statt dessen wand sich der Körper einer riesigen Schlange um den Sarg, deren Kopf mit der
Umrahmung und der Hieroglyphe von
Thoth verziert war und auf der Brust der Mumie ruhte. Am Kopfende des Sargs befand sich eine Darstellung Setus, einer minderen Gottheit, deren Aufgabe es
war, in der zehnten Stunde der Duat,
der Unterwelt, Wache zu halten und mit Hilfe ei nes Wurfspießes Ra beim Erschlagen seiner Feinde behilflich zu sein. Das
Fußende des Sargs schmückte eine Darstellung Shmerthis, der mit dem anderen Wächter in allen Aspekten identisch
war, außer daß er statt eines Speers einen Bogen trug. Darstellungen
kleinerer, wachsam zusammengerollter
Schlangen füllten alle Lücken, die das Bild der großen Schlange gelassen
hatte.
    In der
ägyptischen Mythologie stellen die Schlangen die Wächter der Unterwelt dar.
    Als Kunstwerk
war der Sarg wunderschön, mit satten Farben be malt, die strahlten, als sei der Künstler gerade erst vor drei Stunden und
nicht vor drei Jahrtausenden mit seiner Arbeit fertig geworden. Als Fenster zur
Vergangenheit taugte er weniger; hier waren seine Scheiben, milde gesagt,
beschlagen.
    „Wenn ich raten sollte", sagte Dr. Shane gedankenverloren, „dann würde ich
ausgehend von der Umrandung der Hieroglyphe und der Handwerkskunst ganz allgemein auf die achtzehnte Dynastie tippen, nicht
die sechzehnte. Trotz des Sarkophags."
    Dr. Rax mußte ihr Recht geben, auch wenn er
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