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Hüterin der Seele -: Sea Haven 2 (German Edition)

Hüterin der Seele -: Sea Haven 2 (German Edition)

Titel: Hüterin der Seele -: Sea Haven 2 (German Edition)
Autoren: Christine Feehan
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einer Beerdigung klang. Der Raum wurde augenblicklich in undurchdringliches Dunkel getaucht.
    Judith fühlte, wie die wogenden Emotionen an Kraft zunahmen, und sie trat hastig vor, da sie die Absicht hatte, die Kerze anzuzünden, die ihr am nächsten stand. Sie war schwarz mit einem roten Kern und sie kannte den ungefähren Standort. Der Raum ächzte und stöhnte und leise Schritte kamen über den Fußboden auf sie zugetappt.
    Jean-Claude riss Judith vor sich und tastete nach seiner Waffe. »Was zum Teufel geschieht hier? Judith, zünde die verdammte Kerze an.«
    Ehe sie dazu kam, prallte eine weitere Woge von Kraft von den Wänden ab. Im ganzen Raum entzündeten sich Kerzen, makabre purpurne Lichtpunkte in dem Meer aus Dunkelheit. Rauch stieg auf, entfaltete sich und breitete sich langsam an der Decke aus. Die tanzenden Lichter folgten und leuchteten bedächtig die verrenkten, knorrigen Äste und die bekümmert weinenden Purpurspritzer an den Wänden und über ihren Köpfen aus. Kristalline Tränen tropften von den Zweigen und rannen an den Wänden hinab.
    Die Wände knarrten und etwas Dunkles bewegte sich in den Schatten. Ein Geräusch, das ganz nach einem berstenden Ast klang, ließ sie beide schleunigst zum hinteren Ende des Raumes herumwirbeln, wo sie den großen, dunklen Stamm eines Baumes gemalt hatte, gekrümmt und missgestaltet, eine groteske, gespenstische Erscheinung eines lebenden, atmenden Baums. Während sie hinsahen, schien sich der Stamm zu spalten, und dickflüssige schwarze Gehässigkeit triefte aus der Öffnung.
    »Was zum Teufel ist das?«, fragte Jean-Claude barsch.
    »Ich habe dir doch gesagt, dass dieser Raum gefährlich ist«, antwortete Judith. Ihr Herzschlag beschleunigte sich und sie schmeckte echte Furcht in ihrem Mund.
    Sie hatte bis zu diesem Moment keine Ahnung gehabt, wie gefährlich das Studio tatsächlich war. Jean-Claudes Anwesenheit hatte das finsterste Geistergespinst geweckt. Hier, wo sich jeder ihrer hässlichen Gedanken und jedes ihrer finsteren Gefühle um ihn gedreht hatte. Rache. Wut. Kummer. Alles, was sie ihm im Namen der Rache hatte antun wollen, hatte sie sich in diesem Raum ausgedacht. Ihr Geist hatte diese finsteren Gefühle zusammengeschnürt und jetzt war Jean-Claude hier, ein lebender Schlüssel, um diese sehr gefährliche finstere Kraft zu entfesseln.
    Er zeigte ihr seine Waffe. »Glaube bloß nicht, ich werde sie nicht benutzen, wenn das hier irgendein Hinterhalt ist. Wo ist das Gemälde?«
    Sie deutete auf eine Stelle in der Mitte des Studios, wo sie die Staffelei mit einem dunklen Tuch abgedeckt hatte. »Darunter.« Es hatte wenig Zweck, ihre Warnung zu wiederholen. Er würde ja doch nicht auf sie hören.
    Judith sah sich wachsam um. Dunkles blutrotes Wachs warf in der Mitte der Kerzen Blasen und floss in Strömen an ihnen hinunter. Sie holte Atem und der Raum pulsierte, die Wände atmeten ein und aus.
    Jean-Claudes Finger schlossen sich wie ein Schraubstock um ihren Oberarm, um sie zu der Staffelei zu ziehen. Er streckte eine Hand aus, um das Tuch zu packen. Ranken regten sich über ihren Köpfen wie Riesenschlangen, die ihre Köpfe hoben, um zuzusehen. Die Luft im Raum schien sich zu verdichten und das Atmen zu erschweren. Der Franzose zog mit einem Ruck das Tuch von dem Gemälde und ließ es auf den Boden fallen. Seine Hand glitt über die scharfen Glasscherben, die in die Leinwand eingebettet waren, und als er sie zurückzog, war sie blutig.
    Er fluchte und sah Judith finster an, als er seine Handkante an seinen Mund hob. Blutstropfen spritzten auf das Gemälde und trafen auf den Boden. Unter ihren Füßen bewegten sich Schatten und streckten sich über die dunklen Fliesen, um die Flüssigkeit zu erreichen und sie gierig in sich aufzusaugen. Formlose Silhouetten tauchten aus den krummen Stämmen auf, unter Knarren und Ächzen. Die Kraft pulsierte wie ein Herzschlag.
    Judith nahm Jean-Claudes Arm. »Wir müssen gehen. Lass uns jetzt gehen.«
    »Nicht ohne den Microchip. Er ist hinter der Leinwand.« Er schüttelte sie ab und griff nach dem Gemälde, bevor sie ihn daran hindern konnte.
    Er zerrte die Leinwand von der Staffelei und drehte sie um, sodass die veränderlichen Symbole und der Name ihres Bruders von ihm abgewandt waren, doch Judith erhaschte einen Blick auf diese dunklen Schatten, die wie Schemen aus den Schichten schmerzhafter Gefühle aufstiegen, die in das schroffe Gemälde eingeflossen waren. Die schaukelnden Äste über ihren Köpfen griffen
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