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Hueter der Daemmerung

Hueter der Daemmerung

Titel: Hueter der Daemmerung
Autoren: L. A. Weatherly
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irgendwie weiter die Rolle des Anführers übernehmen – bloß weil niemand anders da war, der diesen Job übernehmen konnte.
    »Hi«, sagte eine leise Stimme.
    Er sah auf. Willow stand im Mondlicht. »Hi«, erwiderte er nach kurzem Zögern.
    Sie schluckte. »Kann ich, ahm … mich ein Weilchen zu dir setzen? Ich glaube, wir sollten reden.«
    In dem silbrigen Licht war sie so schön, dass es wehtat. Müde hob er die Schultern. »Wenn du willst.«
    Willow setzte sich neben ihn, achtete aber sorgsam darauf, ihm nicht zu nahe zu kommen. Sie zog einen Finger über die Erde, räusperte sich. »Alex, ich wollte nur sagen, dass … es mir wirklich leidtut, dass ich dich verletzt habe.«
    Er seufzte. Ja, genau darüber wollte er jetzt reden. »Können wir das Thema wechseln?«, fragte er und rieb sich die Stirn. »Echt, ich will das nicht. Ich muss mir nicht anhören, wie leid es dir tut.«
    Sorgenvoll beobachtete sie die Bewegung seiner Hand. Dann schien sie sich dessen bewusst zu werden und schaute weg. »Gut.« Ihre Stimme klang dünn und gepresst. »Aber Alex, ich glaube, Seb und ich kommen nicht mit nach Nevada. Ich halte das nämlich für keine gute Idee, dir so nahe zu sein. Ich weiß also nicht, ob ich dich, wenn wir uns morgen trennen, jemals wiedersehen werde und ich wollte dir sagen …« Ihre Stimme brach. Alex erstarrte, es schnitt ihm ins Herz, als er sah, dass sie den Tränen nahe war. »… dir sagen, dass ich dich immer noch liebe. Und … und es tut mir alles so leid.«
    Sie fuhr sich über die Augen und sprang auf. Alex schoss ebenfalls in die Höhe. Er war so bestürzt, dass er kaum Luft bekam. »Willow, warte! Was …« Er berührte ihren Arm, doch sie wich zurück und schlang die Arme um ihren Oberkörper.
    »Bitte nicht«, sagte sie kläglich.
    Sie sah unglücklich aus, fast verängstigt. Alex starrte sie an. »Bitte was nicht? Deinen Arm berühren?«
    Willow hätte beinahe etwas gesagt, dann unterbrach sie sich, schüttelte den Kopf. »Ich … ich gehe lieber wieder zurück.« Sie wandte sich ab.
    »Nein, warte!« Er verstellte ihr den Weg. Ein plötzlicher Verdacht war in ihm aufgekeimt und erhärtete sich von Sekunde zu Sekunde. »Willow, warum darf ich deinen Arm nicht anfassen? Warum hast du meine Hand nicht genommen, als wir auf den Rasen gestürzt sind?«
    Sie umklammerte ihre Ellenbogen und wich seinem Blick aus. »Ich wollte nicht, das ist alles. Sorry, ich hatte nicht die Absicht, dich damit zu kränken, oder so.« Sie war eine miserable Lügnerin. Jetzt entsann sich Alex, dass ihre Stimme damals, als sie mit Seb zusammen in der Küche gestanden hatte, genauso monoton geklungen hatte. Und auch neulich, in dem Lagerraum, als er sie vor ihrer ersten Jagd gefragt hatte, was los sei. Selbst der leidgeprüfte, gequälte Ausdruck in ihrem Gesicht war exakt derselbe wie damals, als sie ihm etwas erzählen wollte und es sich dann doch anders überlegt hatte.
    Oh Gott!
    Die Erkenntnis überfiel ihn. Ohne nachzudenken, griff er wieder nach ihren Armen. Sie riss sich los. »LASS das! Fass mich nicht an!«
    »Du glaubst, dass du mich mit dem Angelburn-Syndrom infizierst«, sagte er aufgeregt. »Das ist es, oder? Deshalb hast du Schluss gemacht.« Sie gab keine Antwort. Das war auch nicht nötig. Sie schlug eine Hand vors Gesicht, ihre Schultern zuckten.
    Das Blut rauschte so laut in seinen Ohren, dass es beinahe seine eigenen Worte übertönte. »Liebst du Seb? Habt ihr wirklich …«
    »NEIN«, unterbrach sie ihn. »Wir haben uns nur geküsst. Und das war total falsch, und da habe ich erkannt, wie … wie sehr ich …« Da brach sie zusammen. Alex schlang die Arme um sie und hielt sie ganz fest, während jähe Hoffnung sein Herz schnellerschlagen ließ.
    »Sag mir noch mal, dass du Seb nicht liebst«, flüsterte er mit den Lippen in ihren Haaren. »Bitte, bitte, sag’s mir noch einmal.«
    Ihre Stimme an seiner Brust klang dumpf. »Ich liebe Seb nicht, ich habe ihn nie geliebt. Zumindest nicht so. Alex, ich sollte dich nicht berühren …«
    Er ignorierte sie. »Und was ist mit deinem Traum?«
    »Das war alles wahr – außer das mit dem Verliebtsein.« Sie schaute auf, ihre Augen waren feucht. »Ich habe es damals dir gegenüber nicht erwähnt, weil ich es selbst nicht glauben konnte. Ich konnte mir nicht vorstellen, so viel für einen Jungen empfinden zu können, der nicht du war. Jetzt weiß ich, dass ich das kann, aber es ist nur Freundschaft. Es ist, als wäre er mein Bruder. Alex, ich darf dich
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