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Huebsch in alle Ewigkeit Roman

Titel: Huebsch in alle Ewigkeit Roman
Autoren: Emma Flint
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grobschlächtige Untote mit langen Klauen, wulstigen Stirnen und Reißzähnen wie Säbel. Irgendwie sehen sie halb verwest aus in ihren langen schäbigen Mänteln, die nur noch aus verdreckten Fetzen bestehen. Ich möchte nur eines machen: rennen, rennen und nochmals rennen. Sie galoppieren auf mich zu, noch zehn Meter … Bitte, Vivian, ich hoffe, du weißt, was du tust! Noch fünf … Ich höre es zäh plätschern. Noch drei, noch zwei und wusch! Ich springe nach hinten in die Grube und verwandele mich im letzten Moment in eine Fledermaus, fliege senkrecht nach oben und sehe, dass die tumben Typen in die Grube stolpern, geradewegs in den frischen Beton rein, der weiter aus dem Betonmischer quillt, ein Schwall dicker Brei, der sich wie ein klebriges Leichentuch auf die Vampire legt und sie unter sich begräbt.
     
    Vivian klettert aus dem Betonmischer und geht zu den Mädchen, die sich ängstlich aneinanderklammern. Zum Glück ist es eine mondlose Nacht, so dass sie sicher nicht alles erkennen konnten, was passiert ist.
    »Los, kommt«, sage ich, und wir laufen auf dem Matschweg am Gebäude vorbei zum Haupteingang. Niemand ist zu sehen, doch als wir an einer Art Bauwagen vorbeikommen, geht die Tür auf, und vier Bauarbeiter, angeführt von Peter Hamann, kommen heraus. Sie tragen orange Overalls, die an Sträflingskleidung erinnern, und ihr schlafmütziger Gesichtsausdruck und der schlurfende Gang legen die Vermutung nahe, dass sie weder freiwillig noch gerne ihrer Tätigkeit nachkommen. Wahrscheinlich
sind sie wie Vivian und ich zum Gemeinschaftsdienst abkommandiert worden. Umso besser. Was wir jetzt nicht gebrauchen könnten, wäre ein übermotivierter Strebertrupp, der sofort merkt, dass hier was nicht stimmt. Vivian und ich gehen vor, die Mädels dicht hinter uns. Ich bin froh, dass die beiden sich ganz offensichtlich im Schockzustand befinden, der ihre Haut blass und ihren Puls kaum hörbar macht. So merkt ein wenig aufmerksamer Vampir nicht, dass sie lebendige Menschen sind. Während die Bauarbeiter ohne Regung an uns vorbeischlurfen, bleibt Hamann stehen. »Wer ist das denn?« Er deutet misstrauisch auf die beiden Mädchen.
    »Das sind unsere Dekorateurinnen«, sagt Vivian im Gehen. »Sie wollten wissen, wo sie die Plastikpalmen aufstellen können. Ach, könnten Sie uns bitte das Tor aufmachen?«
    Schon sind wir an Hamann vorbei. Hamann nickt und sieht uns nach. Wir zwingen uns, normal weiterzugehen. Schließlich kann es sich nur noch um wenige Minuten handeln, bis die Bauarbeiter das Desaster in der Grube entdecken. Aber wir erreichen den Wagen, ohne dass das Chaos hinter uns ausbricht. Und tatsächlich hat Hamann das Tor geöffnet. Vivian tritt so fest aufs Gas, dass der Kies aufspritzt. Mit einem richtigen Kavaliersstart rasen wir los. Gerade noch rechtzeitig, denn im Rückspiegel sehen wir plötzlich Hamann brüllend und wild gestikulierend hinter uns her rennen. Viel schlimmer ist jedoch, dass das Tor sich wieder zu schließen beginnt.
    Vivian schreit: »Festhalten!«, und wir donnern gerade noch so eben durch die Lücke. Ein hässliches Knirschen
ertönt - das war der Torflügel, der die rechte Autoseite zerbeult hat. Das wird Sandra nicht freuen, so viel steht mal fest. Nach etwa hundert Metern biegen wir auf die Landstraße und brausen Richtung Köln.
    Sobald wir die Kölner Stadtgrenze passiert haben, lassen wir die Mädchen in der Nähe eines Taxistands raus.
    »Danke«, stammelt die größere der beiden.
    »Keine Ursache«, sagt Vivian, dann sind wir wieder allein. Einen Moment schweigen wir.
    »Woher wusstest du eigentlich, wie man einen Betonmischer bedient?«, durchbreche ich die Stille.
    »Ach, das habe ich schon x-mal im Fernsehen gesehen«, behauptet sie.
    »In was für einer Sendung lernt man denn so was?«, frage ich. »In Germany’s Next Top-Mafiosi?«
    Vivian kichert ein bisschen. Aber dieses Mal bleibt selbst uns ein hysterischer Lachanfall im Halse stecken. »Die armen Mädels«, sagt Vivian ernst. »Hoffentlich ist diese Marion wenigstens ein Vampir geworden.«
    »Ja, bestimmt«, sage ich und nach einer Pause: »Und was machen wir jetzt?«
    »Tja, normalerweise kommt jetzt der Teil, wo man den Verbrecher mit seinen Taten konfrontiert und ihm klarmacht, dass man ihn durchschaut hat. Aber ich bin dafür, das zu überspringen. Der Höllenfürst ist ganz offensichtlich nicht nur gefährlich, sondern auch noch pervers.« Vivian macht eine kurze Pause. Nicht auszudenken, dass sie sich
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