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Hudson River - die Kunst, schwere Entscheidungen zu treffen

Hudson River - die Kunst, schwere Entscheidungen zu treffen

Titel: Hudson River - die Kunst, schwere Entscheidungen zu treffen
Autoren: GABAL Verlag
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»Über was mache ich mir da eigentlich Gedanken? Was tue ich da eigentlich gerade? Und wozu ist das gut?«
    Die Helikopter-Perspektive: In der Wirtschaft und der Politik ist das eine bekannte Technik. Wenn man sich in Verhandlungen als Kontrahenten unversöhnlich gegenübersteht, setzt man sich in einen virtuellen Helikopter mit Panoramablick und sieht sich die ganze Situation von oben an. Man sieht sich selbst, sieht seine Verhandlungspartner. Und nun kommt die Preisfrage: »Über was streiten wir uns eigentlich?« Reden wir hier wirklich über erlaubte Exportvolumina, oder geht es um die Angst vor der wirtschaftlichen Stärke des Nachbarlandes? Und wie können wir das eigentliche Problem lösen, statt uns in Stellvertreterkämpfen aufzureiben?
    Die maßlose Verschwendungssucht, die sich in einem halben Milliliter Zahnpasta offenbart.
    Was im Beruf funktioniert, zeigt auch im Privaten Erfolge. In wohl jeder Partnerschaft gibt es immer wiederkehrende Streitpunkte. Müll rausbringen, Wäsche nicht auf den Boden, sondern in die Wäschetonne werfen, Zahnpastatube ausdrücken. Wenn es nicht so traurig wäre, könnte man sich totlachen. Indem du aus dem ewigen Geplänkel und Gestreite heraustrittst, verschaffst du dir einen Überblick: Worum streiten wir uns wirklich? Es geht doch gar nicht um den Müll, auch nicht um den Rest Zahnpasta. Wenn es so wäre, bräuchtest du doch nur für 200 Euro im Großhandel eine Kiste mit 240 Tuben zu besorgen, und alles wäre in Butter. Ist es natürlich nicht. Denn es geht nicht um Zahnreinigung und auch nicht um die maßlose Verschwendungssucht, die sich in einem halben Milliliter Zahnpasta, der in der Tube bleibt, offenbart. Geht es nicht vielmehr um mangelnde Wertschätzung und fehlende Aufmerksamkeit? Geht es nicht vielleicht um eine verkorkste Beziehung?
    Wenn erst der Kern der Dinge freigelegt ist, fängt die Arbeit richtig an. Warum glaubt denn der eine, dass der andere keine Rücksicht auf seine Wünsche nimmt? Stimmt das denn überhaupt? Und so weiter.
    Ich bin kein Beziehungsberater. Aber der Mechanismus ist immer derselbe: Aus sich selbst heraustreten, sich aus der konkreten Situation lösen. Dann bist du ihr nicht mehr so ausgeliefert. Und du bekommst den Überblick. Das ist wie bei einer Kamera, die aus der Nahaufnahme auf die Totale umstellt.
    Du kannst dich auch fragen: »Was würde Jesus jetzt machen?« Oder der Dalai Lama. Oder MacGyver. Egal. Hauptsache, nicht du selbst. Auch mit diesem Trick schaffst du es, aus deiner Haut herauszuschlüpfen. Dich aus der direkten Umklammerung deines Alltags und direkten Erlebens zu lösen und eine ganz andere Perspektive zu bekommen. Kannst du die Situation von einer anderen Warte aus betrachten, wird auf einmal alles klarer. Dissoziierung nennt man das.
Zeitschleifen
    Ich hatte früher Schulden. Das waren nicht die Schulden, die ich gemacht hatte, um Pilot werden zu können. Nein, das waren ganz dumme Schulden, die ich während meines Studiums und in der Zeit danach angehäuft hatte. Ich hatte immer schon ganz gut verdient, aber eben auch ganz gut gelebt. Und das hatte halt seinen Preis. Irgendwie war es mir egal, ob ich 25 000 oder 32 000 Mark Schulden hatte. Oder ob es 52 000 oder 57 000 Mark waren. So geriet ich immer mehr ins Minus. Schleichend.
    Irgendwann habe ich gemerkt: Verdammt! Ich muss ja allein für Zinsen 1000 Mark im Monat bezahlen! Und die muss ich vorher erst mal verdienen. Ich addierte meine Verbindlichkeiten in einer Liste. Die, die ich bei der Bank hatte, bei Freunden, bei den Eltern. Die Summe: 150 000 Mark und ein paar Zerquetschte. Diese Erkenntnis war ein Schock.
    Im ersten Moment dachte ich: Das war’s. Da kommst du nie wieder raus! Aber dann krempelte ich mein Leben um, verkaufte alles, was ich nicht unbedingt brauchte. Ich schränkte mich extrem ein, arbeitete wie ein Bekloppter. In den beiden Jahren um den dreißigsten Geburtstag war ich so gut wie keinen Abend unter der Woche in einer Kneipe, tagsüber hielt ich Seminare, die ich dann bis in die Nacht vor- und nachbereitet habe. Alles, um von den verdammten Schulden runterzukommen.
    Heute weiß ich, was für ein heilsamer Schock das damals für mich gewesen ist. Er riss mich aus meiner verantwortungslosen Alles-easy-Haltung. Ich kann sogar über meine Dummheit lachen, die mich damals fast in den Ruin geführt hätte. Aber damals, als ich um meine Existenz, um mein Leben kämpfte, war die Welt schwarz für mich.
    Und das ist der Trick: Wenn du erlebt
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