Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Huckleberry Finns Abenteuer und Fahrten (German Edition)

Huckleberry Finns Abenteuer und Fahrten (German Edition)

Titel: Huckleberry Finns Abenteuer und Fahrten (German Edition)
Autoren: Mark Twain
Vom Netzwerk:
nicht heraus.
    Er merkte das aber gar nicht, sondern rief ganz vergnügt: »Na, dann ist alles gut, herrlich! Da ist uns ja allen geholfen! Hast du's der Tante schon erzählt?«
    Eben wollte ich auch dazu ›ja‹ sagen, als die sich selbst ins Mittel legte: »Erzählt, Sid – was?«
    »Na, alles, Tantchen, wie wir die ganze Geschichte fertig gekriegt haben.«
    »Welche Geschichte?«
    »Na, die Geschichte, wie wir den Nigger befreit haben; ich und – Tom!«
    »Herr des Himmels! Den Nigger befr... Was schwatzt der Junge da? Großer Gott, er phantasiert wieder!«
    »O nein, ich phantasiere gar nicht, ich weiß recht gut, was ich sage Tante. Wir haben ihn befreit – ich und Tom. Das wollten wir tun von Anfang an und wir haben's getan! Und haben's gut gemacht, elegant gemacht, das muß jeder zugeben!« Und damit war er ins richtige Fahrwasser geraten, und sie probierte nicht mehr, ihn zu unterbrechen, sondern ließ ihn schwatzen und schwatzen. Sie saß da und starrte ihn nur an, und Mund und Augen wurden bei ihr immer größer, und ich ließ dem Unglück seinen Lauf, denn hier war nichts mehr zu machen. »Ja, Tantchen, das war eine Arbeit, da gab's zu tun, Nacht für Nacht, Stunde um Stunde, alle die Wochen, während ihr ruhig im Bett lagt und schlieft. Und wir mußten die Kerzen stehlen, siehst du, und die Leuchter und das Leintuch und das Hemd und dein Kleid und Löffel und Zinnteller und Messer und die Pfanne, den Mühlstein und Mehl und sonst noch eine ganze Menge; du kannst dir gar nicht denken, was wir für Plage hatten mit den Sägen und den Federn und den Inschriften und all dem und noch viel weniger, was wir für einen Spaß dabei hatten. Und dann waren die onnaniemen Briefe zu schreiben und die Särge und Totenköpfe zu malen und das Loch in der Hütte zu graben und die Strickleiter zu machen und in die Pastete zu backen, und dann die Löffel, die wir in deine Schürzentasche steckten, und noch vieles andere mehr.«
    »Allmächtiger!«
    »... und die Ratten für die Hütte und die Schlangen und all das Zeug herbeizuschaffen für Jim zur Gesellschaft! Und dann hast du den Tom mit der Butter erwischt und ihn so lang aufgehalten, daß beinahe die ganze Geschichte verunglückt wäre, denn die Männer kamen, noch ehe wir weg waren, und wir mußten rennen, und sie hörten uns und schossen, und ich kriegte mein Teil ab, und wir ließen sie dann an uns vorbei, und die Hunde wollten auch nichts weiter von uns wissen, sondern liefen dem Geschrei nach, und wir schlichen zum Boot und ruderten zum Floß, das wir zwischendurch gemacht hatten, und waren dann in Sicherheit und Jim frei, und das haben wir alles allein fertig gebracht, und es war ein kapitaler Spaß, Tantchen!«
    »Na, so was hab' ich in meinem Leben noch nicht gehört! Also ihr wart's, ihr Bengel, ihr habt diese heillose Wirtschaft gemacht, ihr seid es gewesen, ihr habt uns alle beinahe um den Verstand gebracht und fast zu Tod erschreckt! Na, da sollt aber doch! Ich hätte gute Lust, es euch einmal gleich tüchtig zu zeigen, was ich davon denke! Ich, die ich Abend für Abend – na, werd' du nur erst einmal wieder gesund, du Racker, dann will ich euch das Leder so gerben und euch den Teufel austreiben, daß euch Hören und Sehen vergeht und ihr den Himmel für eine Baßgeige anseht, ihr, ihr –«
    Aber Tom war so stolz auf seine Heldentaten und so glücklich, daß er nicht schweigen konnte, und er jubilierte und prahlte weiter, während sie dabei Feuer und Flamme spie. Während so eins das andre immer zu überbieten suchte, saß ich da und hörte das Ding mit an. Plötzlich sagt sie: »Na, freu dich jetzt noch drüber, so lang du kannst, Schlingel, aber das sag' ich dir, erwisch' ich euch nachher wieder drüben bei dem Kerl...«
    »Bei welchem Kerl?« fragt Tom und sein Lächeln verschwindet.
    »Bei welchem Kerl? – Fragt der Bursche auch noch! Bei dem Nigger natürlich! Bei wem denn sonst?«
    Tom sieht mich sehr ernst an und fragt: »Tom, hast du mir nicht eben gesagt, es sei alles in Ordnung? Ist er denn nicht frei?«
    »Der?« sagt Tante Sally, »der Nigger? Den haben sie glücklich wieder hinter Schloß und Riegel in seiner Hütte bei Brot und Wasser, und man hat ihn angekettet, bis er reklamiert oder verkauft wird!«
    Tom fährt im Bett in die Höhe, kerzengerade, seine Augen sprühen und seine Nasenflügel beben nur so hin und her, und er schreit mich an: »Dazu haben sie kein Recht! Dazu hat niemand das Recht, hörst du, niemand! Eil dich – renn
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher