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How to be really bad (German Edition)

How to be really bad (German Edition)

Titel: How to be really bad (German Edition)
Autoren: Hortense Ullrich
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hatten.
    Frau Birnstein sah mich abwartend an.
    «Sehr schön haben Sie es hier», meinte ich wohlerzogen, denn ich erinnerte mich daran, dass mein Vater mir mal erklärt hatte, dass Menschen gerne gelobt werden.
    «Da hast du aber einen weiten Schulweg», wandte ich mich an Greta.
    «Och, ist nicht so schlimm», meinte sie. Dann machte sie ein bestürztes Gesicht. «Es macht dir doch nichts aus, oder?»
    «Also mir ist es egal, wie lang dein Schulweg ist», antwortete ich ehrlich.
    «Nein, ich meine, weil es doch ab jetzt auch dein Schulweg ist.»
    Oh. Mist. Sie hatte recht. Ich verzog das Gesicht.
    «Für morgen hat meine Mutter mir eine Entschuldigung geschrieben, damit ich mich um dich kümmern und dir beim Einleben helfen kann, aber übermorgen müssen wir zur Schule.»
    Hm … Schule?
    Echt mal! Ich doch nicht. Zu Hause engagierte mein Vater immer, wenn er mal wieder das Gefühl hatte, man sollte was für meine Bildung tun, einen Privatlehrer. Nervig genug, aber auszuhalten. Um das Thema Schule würde ich mich kümmern müssen.
    «Komm mit, ich will dich deinem Vater vorstellen», rief Frau Birnstein und ging wieder zur Haustür raus.
    Ich quiekte: «Meinem Vater?»
    «Na ja, deinem Ersatzvater für die Zeit, die du bei uns bist.»
    Ach so. Puh! Dachte schon, er hätte sich heimlich im Gartenhäuschen eingemietet.
    «Das ist unser Garten», sagte Frau Birnstein und deutete auf eine riesige Fläche.
    Ich war nicht ganz sicher, ob man das noch Garten nannte oder schon Park. Während wir an zahllosen Büschen mit und ohne Beeren, Bäumen, Sträuchern und sonstigen Gewächsen vorbeiliefen, fragte sie mich ganz unvermittelt: «Willst du mich Mama nennen oder Sybille?»
    «Bitte? Weder noch!» Ups! Das war mir spontan rausgerutscht.
    Sie schien etwas enttäuscht.
    «Ich, also … äh … kann ich Sie nicht einfach Frau Birnstein nennen?»
    «Das ist so unpersönlich. Sag Sybille zu mir.»
    «Okay.»
    Was sollte ich schon sagen? Aber ich nahm mir vor, es zu vermeiden, sie direkt anzusprechen.
    An einem Rankgitter stand ein Mann in einem blasslila Overall, seine Haare waren ebenso lang wie die seiner Frau, aber er hatte sie zu einem Zopf geflochten. Man sah ihm an, dass er sich viel im Freien aufhielt und viel mit Erde arbeitete. Er war mit einer Pflanze beschäftigt, der er gerade gut zuredete. Es war eine Kiwi. Er bat sie, sie möge doch endlich blühen, denn ohne Blüten keine Früchte. Und er warte doch schon seit vier Jahren auf diesen Moment. Er hatte offensichtlich viel Geduld.
    «Gabriel, schau mal, wer da ist!»
    Er führte sein Gespräch mit der Kiwi zu Ende, bog liebevoll eine kleine Ranke um ein Gitter, sodass sie Halt finden würde, und drehte sich zu uns um. Er lächelte und sagte: «Wunderbar, da bist du ja! Ich bin Gabriel», und wollte zwecks herzlicher Willkommensumarmung auf mich zulaufen. Seine Frau warf sich schnell dazwischen und raunte ihm zu: «Die mögen keine Umarmungen in Nebraska.»
    «Ach was», meinte er und winkte mir daraufhin zu.
    Ich kam mir zwar blöd vor, als ich zurückwinkte, aber was soll’s? Wenn es mir diese Umarmerei ersparte, gerne.
    Hinter der Kiwipflanze kamen plötzlich zwei Irrwische hervorgesprungen. «Buh!», schrien beide und hüpften auf mich zu.
    Die Birnsteins lachten fröhlich, ich hatte nichts übrig für diese Art von Scherzen. Als ich mich von meinem Schreck erholt hatte, sah ich etwas missbilligend auf zwei kleine Mädchen mit roten Wuschelhaaren.
    «Das sind Hanna und Lotta, unsere Zwillinge», sagte Sybille strahlend, Stolz schwang in ihrer Stimme mit.
    Die beiden sahen tatsächlich genau gleich aus, wie aus einer Fabrik für Serienanfertigung. Allerdings nur mäßig gelungen, würde ich sagen. Mir gefielen sie nicht.
    Einer dieser kleinen Irrwische stellte sich vor mich, betrachtete mich und sagte: «Du siehst aber komisch aus.»
    «Du siehst auch komisch aus», gab ich zurück.
    Die kleine Kröte verzog das Gesicht und fing an zu heulen.
    Ich sah Sybille fragend an: «Wieso heult sie denn? Sie hat es zuerst gesagt.»
    «Sie ist erst fünf.»
    «Und?»
    «Kinder in dem Alter wissen doch gar nicht, was sie sagen. Sie hat es nicht böse gemeint.»
    «Und wieso heult sie dann, wenn ich es zu ihr sage?»
    Sybille wirkte etwas verblüfft.
    Gabriel legte den Kopf schief. «Hm», meinte er, «das ist eine interessante Überlegung.»
    Der nicht heulende Irrwisch deutete auf mich und befahl seiner Mutter: «Los, schimpf mit ihr.»
    Sybille wandte sich flugs an
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