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How to be really bad (German Edition)

How to be really bad (German Edition)

Titel: How to be really bad (German Edition)
Autoren: Hortense Ullrich
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Frau neben ihr sah ihr frappierend ähnlich. Ihr Strickkleid war in dunkleren Tönen gehalten, und sie hatte sich nicht die Mühe gemacht, ihre Haare zu einer Frisur zu zwingen. Man sah auf den ersten Blick, dass die beiden derselben Familie angehörten. Und nicht nur das, sie schienen auch zur selben Sekte zu gehören. Urbaner Hippie mit Öko-Sendungsbewusstsein.
    Na bravo, voll mein Stil! Danke, Paps!
    Ich schob Greta leicht schaudernd von mir. «Wir umarmen nicht.»
    Berührungen, vor allem menschliche, verursachen ein ausgesprochen unangenehmes Gefühl bei uns.
    Greta blickte mich verdutzt an.
    «Du meinst, in Nebraska umarmt man sich nicht?», fragte mich ihre Mutter erstaunt.
    Auch da hatte mein Vater nicht nachgegeben. Er bestand auf Nebraska.
    Frau Birnstein hatte bereits ihre Arme für eine Umarmung ausgebreitet, aber nach meiner Ankündigung ließ sie sie wieder sinken, was wie ein ungeschickter Flugversuch aussah.
    «Genau.»
    Daraufhin wandte sie sich an den Herrn, der neben mir stand.
    «Und Sie sind?», fragte sie, während sie ihm die Hand hinstreckte.
    Der Herr war mein Vater. Er hatte darauf bestanden, mich höchstpersönlich zum Flughafen zu bringen. Die uns eigene Aversion vor Berührungen führte jedoch dazu, dass er beide Hände tief in seine Taschen steckte und die Frau nur abfällig ansah, anstatt ihr die Hand zu geben.
    Er hatte mit Familie Birnstein einen Treffpunkt vor dem Flughafen ausgemacht, um den Anschein zu wahren, ich sei gerade mit dem Flieger aus Nebraska gekommen. So weit, so gut. Was sich als ungünstig erwies, war die Tatsache, dass wir mit dem Taxi vorfuhren und genau an der Stelle hielten, an der Frau Birnstein und ihre Tochter bereits auf uns warteten. Sehr ungeschicktes Timing. Wer hatte aber auch damit rechnen können, dass die beiden zwanzig Minuten zu früh dort sind? Da die «Vermittlungsagentur», sprich mein Vater, der Familie ein Foto von mir geschickt hatte, hatten sie mich gleich erkannt, als ich aus dem Taxi gestiegen war.
    Mein Vater musterte äußerst kritisch die Abgesandten meiner Gastfamilie. Bei aller Kritik an mir neigte er dennoch zum Überbehüten, und ich hatte plötzlich den Eindruck, als sei ihm die Sache nicht mehr ganz geheuer.
    Tja, zu spät. Nun war ich hier.
    Die Frage, die Frau Birnstein an meinen Vater gerichtet hatte, hing immer noch unbeantwortet in der Luft: «Und Sie sind?»
    Mein Vater schwieg.
    Ich sprang ein. «Er ist … auch aus Nebraska.»
    Ihr Blick richtete sich auf das Taxi, das am Straßenrand auf meinen Vater wartete. «Sie sind mit dem Taxi gekommen?»
    Blöde Frage.
    «Aus Nebraska? Mit dem Taxi?», erkundigte sich Greta, und ich konnte nicht ausmachen, ob sie es ironisch meinte.
    Ich stellte klar: «Wir sind mit dem Flugzeug gekommen.» Damit war das Taxi noch nicht erklärt. «Der Flieger kam früher an, wir haben noch eine Runde mit dem Taxi gedreht, um uns die Gegend anzusehen.»
    «Ach», meinte Frau Birnstein, und auch Greta sah etwas erstaunt drein.
    Ich hoffte, die Tatsache, dass ich für sie aus Nebraska kam, würde wirklich einige Merkwürdigkeiten erklären.
    Mein Vater drehte sich abrupt um und ging zurück zum Taxi.
    Ich rief ihm hinterher: «Es war nett, Sie im Flugzeug kennengelernt zu haben, ich wünsche Ihnen einen schönen Aufenthalt und ähm … weiterhin gute Geschäfte.»
    Mein Vater drehte sich um und sah mich noch einmal sehr streng an.
    Zu meiner neuen Familie sagte ich erklärend: «Die sind nicht sehr freundlich, die Leute aus Nebraska.»
    Mein Vater stieg ins Taxi, es fuhr los. Ich sah ihm hinterher, bis es verschwunden war, dann drehte ich mich zu Greta und ihrer Mutter und sah sie erwartungsvoll an.
    «Also, schön, dass du da bist, Lilith!» Frau Birnstein tätschelte mich zweimal vorsichtig auf die Schulter. So ganz ohne körperliche Sympathiebezeugungen kam sie wohl nicht aus. Ich ertrug es mit zusammengekniffenen Lippen.
    Und nun? Worauf warteten wir?
    «Wo wohnen Sie denn?» Ich wollte los und versuchte sie daran zu erinnern, dass sie ein Zuhause hatte, wo sie mich jetzt wohl hoffentlich hinbringen würden.
    Es wirkte.
    «Ja», meinte sie, «dann machen wir uns mal auf den Weg.» Sie griff nach meinem Koffer. «Oh, der ist aber schwer.»
    «Er hat Rollen, man kann ihn neben sich herschieben.» Ich nahm ihn ihr aus der Hand, stellte ihn hochkant hin und zog einen Griff nach oben.
    «Das ist ja praktisch!», rief sie begeistert.
    Offensichtlich war sie leicht zu begeistern.
    «Wir sind noch nie
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